Premiere in der Städteregion Club verteilt erstmals Cannabis an seine Mitglieder

In Alsdorf gibt ein Cannabis-Club erstmals legales Gras an seine Mitglieder ab. Der Verein setzt bewusst auf Selbstkosten – und kritisiert die Gesetzeslage.
Am Freitag (11. April) hat der erste Cannabis-Club in der Städteregion Aachen legale Cannabisblüten an seine Mitglieder ausgegeben. "Ich habe kaum Worte dafür, wie sehr ich mich freue", sagte Vereinsvorstand Manuel Nilsson auf Anfrage von t-online. Laut ihm erhalten die Mitglieder ihr Cannabis zu einem Selbstkostenpreis von zwei Euro pro Gramm. Die Ausgabe erfolge im Rahmen eines Vereinsmodells mit festen Mitgliedsbeiträgen.
Nilsson zufolge begann die Arbeit an dem Projekt bereits vor rund zweieinhalb Jahren, noch bevor die Legalisierung politisch beschlossen war. Die Mitglieder bauten ihre Produktionshalle selbst auf, holten Anbauwissen nach, gestalteten Verpackungen und erstellten die Website.
Von der Idee zur Genehmigung – ein weiter Weg
Eine zentrale Hürde sei es gewesen, überhaupt eine Halle mieten zu können, sagt er. Über 120 Vermieter seien kontaktiert worden – nur zwei hätten überhaupt Gesprächsbereitschaft gezeigt. Der Verein sei gezwungen gewesen, das Objekt anzumieten, noch bevor klar war, ob die Genehmigungsbehörde den Standort akzeptiert. Eine verbindliche Vorabprüfung sei nicht möglich gewesen, so Nilsson.
Ein weiteres Hindernis: In Nordrhein-Westfalen fehlte laut Nilsson bis Ende Oktober 2023 die Möglichkeit, eine notwendige Schulung zum Suchtpräventionsbeauftragten zu absolvieren – der Antrag des Clubs galt daher zunächst als unvollständig. Dennoch erhielt der Verein die Erlaubnis – wenn auch später als erhofft.
Kritik am Werbeverbot und an den Behörden
Nilsson kritisiert besonders das bundesweite Werbeverbot für Anbauvereinigungen. Seit dessen Inkrafttreten sei das Wachstum des Clubs praktisch zum Stillstand gekommen. Laut Nilsson gingen vor dem Werbeverbot wöchentlich etwa 100 Anfragen ein – heute seien es nur noch zwei.
"Die Genehmigungsbehörde benutzt das Werbeverbot, um uns zu zwingen, alle Hanfblätter von unserer Website zu entfernen", sagte Nilsson. Dabei werde diese Regel in anderen Bundesländern nicht durchgesetzt. Zudem sei es dem Club untersagt, Kleidung mit eigenem Logo an Mitglieder zu verteilen. Auch dies werde als unzulässige Werbung gewertet.
Ein anderes Geschäftsmodell
Der Verein wolle sich bewusst von gewerblich organisierten Clubs abgrenzen, sagt Nilsson. Die meisten anderen Cannabis Social Clubs (CSCs) würden laut ihm von Unternehmern betrieben, die zusätzlich eigene Betreibergesellschaften gründen. Bei diesen Clubs würden teilweise hohe Margen aufgeschlagen.
Der Club in Alsdorf arbeitet dagegen mit einem fixen Mitgliedsbeitrag von 99 Euro monatlich. Darin sind laut Verein bis zu 50 Gramm Cannabis enthalten – sofern verfügbar. Die Einmalgebühr zur Anmeldung beträgt 495 Euro, kann aber in Raten gezahlt werden. Damit werde die Technik bezahlt, so Nilsson.
Ausgabe alle zwei Wochen
Zwar gibt der Verein kein Cannabis vor Ort zum sofortigen Konsum aus – er versteht sich ausdrücklich nicht als Coffeeshop. Trotzdem hat sich rund um den Club ein soziales Netzwerk gebildet. An Freitagen zwischen 17 und 19 Uhr treffen sich Mitglieder zum Austausch. "Manche Mitglieder sagen, dass sie seit Corona einsam waren – und hier neue Freunde gefunden haben", so Nilsson.
Die Ausgabe der Cannabisprodukte erfolgt jeweils am vorvorletzten und am letzten Freitag des Monats. Pro Termin erhalten Mitglieder bis zu 25 Gramm. Viele helfen außerdem regelmäßig bei der Produktion mit. Die nächste reguläre Ausgabe ist für den 25. April geplant.
- Anfrage an die "Alsdorfer Lunte"