Mordprozess in Aachen beginnt Pfleger soll neun Patienten getötet haben: Das ist bekannt

In einer Klinik bei Aachen soll ein Krankenpfleger Patienten Überdosen gespritzt haben – neun von ihnen starben. Die Anklage wirft ihm Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Alles, was über den Fall bisher bekannt ist.
Ein Krankenpfleger soll zwischen Ende Dezember 2023 und Mai 2024 auf der Palliativstation des Rhein-Maas-Klinikums in Würselen neun Patienten mit Medikamenten getötet und weitere 34 schwer geschädigt haben. Heute, Montag, 24. März, beginnt vor dem Landgericht Aachen der Prozess gegen den 44-jährigen.
Laut Anklage hat der Mann Patienten eigenmächtig sedierende und schmerzstillende Medikamente injiziert – teilweise mehrfach und auch bei Menschen, deren Zustand sich verbessert hatte. Einige standen offenbar kurz vor der Entlassung.
Medikamente verabreicht – angeblich aus Bequemlichkeit
Die Ermittler gehen deshalb davon aus, dass die Injektionen in vielen Fällen während der Nachtschichten erfolgten – angeblich, um ungestört zu bleiben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Pfleger daher Mord aus niedrigen Beweggründen und Heimtücke vor. Insgesamt wird ihm neunfacher Mord und 34-facher Mordversuch zur Last gelegt.
Im Frühjahr 2024 war der Pfleger durch interne Kontrollen der Klinik aufgefallen. Am 24. Mai 2024 informierte das Rhein-Maas-Klinikum die Polizei, nachdem nicht genehmigte Injektionen festgestellt worden waren. Bereits einige Tage zuvor war der Mann von seinen Aufgaben entbunden und erhielt Hausverbot.
Hinweise aus der Klinik – Ermittlungen weitreichend
Die Mordkommission "Fluss" überwachte daraufhin das Handy des Beschuldigten. In einem abgehörten Telefonat soll der Pfleger angegeben haben, bereits seit drei Jahren ohne ärztliche Anordnung Medikamente verabreicht zu haben. Aus Ermittlungsakten geht hervor, dass ihm das Wohl seiner Patienten gleichgültig gewesen sei.
Der Mann war von 2014 bis 2020 in den städtischen Kliniken Köln-Merheim tätig. Auch dort wird ermittelt, nachdem bereits 2019 eine Pflegeschülerin anonym Hinweise auf nicht verordnete Medikamentengaben gegeben hatte. Die Klinik trennte sich später einvernehmlich von ihm.
Ermittlungen laufen auch in Köln – vier Exhumierungen bislang
Im Zuge der Ermittlungen wurden bislang mindestens vier Tote exhumiert, unter anderem in Alsdorf. Mehr als 100 Patientenakten aus Würselen wurden sichergestellt, weitere Berufsjahre des Angeklagten werden untersucht.
Kurz vor Prozessbeginn reichte die Staatsanwaltschaft eine Nachtragsanklage wegen vier weiterer Morde und neun weiterer Mordversuche ein. Ob diese in das laufende Verfahren integriert werden, ist offen. Insgesamt soll sich der Angeklagte nun für 43 Taten an 26 Patienten verantworten – darunter mehrfach versuchte Tötungen einzelner Personen.
Zusätzliche Anklage – Prozess mit 15 Verhandlungstagen
Die Verhandlung beginnt am 24. März vor dem Schwurgericht in Aachen. 15 Verhandlungstage sind angesetzt. Zwei medizinische Sachverständige sollen Aussagen zur Wirkung der verabreichten Medikamente machen.
Der Fall erinnert an frühere Verbrechen in der Pflege. In Niedersachsen wurde der Ex-Pfleger Niels Högel 2019 wegen 85 Morden verurteilt. Auch in Mönchengladbach, Köln, Berlin und Rheinland-Pfalz laufen aktuell Ermittlungen gegen medizinisches Personal.
Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz mahnt in der "Aachener Zeitung" deshalb, es brauche eine neue Kultur des Hinschauens in der Pflege. Offenheit, externe Hinweisgeberstellen und länderübergreifende Ermittlungen seien nötig, um Serientäter frühzeitig zu stoppen.
- Mitteilung des Landgerichts Aachen (per E-Mail)
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Artikel
- aachener-zeitung.de: "Ermittler sicher: Pfleger mordete, um eine ruhige Nacht zu haben"
- aachener-zeitung.de: "Mordverdacht gegen Pfleger: Bleiben viele mögliche Taten im Dunkeln?"
- aachener-zeitung.de: "Ermittler legen nach: Pfleger soll noch mehr Patienten ermordet haben"
- wdr.de: "Pfleger aus Klinik in Würselen soll noch mehr Patienten ermordet haben"
- ksta.de: "Beschuldigter arbeitete auch in Köln – Hat er weitere Taten begangen?"
- bild.de: "Pfleger soll neun Patienten totgespritzt haben"