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Aachen: So lautstark war die AfD-Gegendemo


Rund 2.200 Demonstranten
So lautstark protestierte Aachen gegen die AfD

t-online, Michael Klarmann

23.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Ohne Regenschirm ging nichts: Bei der Kundgebung zur AfD-Gegendemo am Theater wurde es kalt und nass.Vergrößern des Bildes
Ohne Regenschirm ging nichts: Bei der Kundgebung zur AfD-Gegendemo am Theater wurde es kalt und nass. (Quelle: Michael Klarmann)
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Am Freitagabend demonstrieren bei eisigem Wetter rund 2.200 Menschen gegen einen Bürgerdialog der AfD. Vor dem Eurogress treffen Gegendemonstranten und AfD-Anhänger aufeinander.

Zunächst setzt leichter, dann immer stärker werdender Schneeregen ein. Bald ist klar: Es wird ein nasskalter Abend mit teils starkem Schneeregen und Schneematsch, der den Menschen kalte, nicht selten auch sehr nasse Füße bescheren wird. Auf dem Platz vor dem Stadttheater versammeln sich ab 16.15 Uhr immer mehr Menschen. Sie demonstrieren gegen den Bürgerdialog der AfD. Regenschirme werden aufgespannt.

Die Säulen des historischen Gemäuers sind mit Bannern in den Regenbogenfarben geschmückt. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen betritt die Treppen vor dem Eingang. Sie stellt in ihrer Rede klar, dass Aachen kein Ort für Hass und Hetze sei. Sie verweist auf den Rechtsruck in ganz Europa und in den USA und sagt: "Da wird mir ganz furchtbar zumute." In Aachen habe dieser Rechtsruck keinen Platz. "Unsere Demokratie braucht keine Alternative", sagt sie. Bald bevölkern rund 500 Menschen den Vorplatz.

Kundgebung am Theater

Mechthild Kerkhoff steht unter einem roten Schirm, ihre Brille ist nass. Sie sagt: "Wenn sich die AfD heute im Eurogress trifft, dann ist das ein No-Go und wir müssen alle dagegen stehen." Sarah Rodenbusch ist gekommen, weil die AfD ihr Angst macht. Und nicht nur die Partei selbst, sondern auch der Zuspruch, den sie von der Bevölkerung erhält. Sarah Rodenburg will zwei Dinge beschützen: die Demokratie und ihre Tochter. "Sie hat eine schwere Behinderung und ich habe Angst um sie."

Zur Kundgebung am Theater hat das breite, eher bürgerliche Bündnis "Wir sind Aachen" unter dem Motto "Für eine offene Gesellschaft – Gegen Hetze und Ausgrenzung" eingeladen. Auf dem Bahnhofsvorplatz versammelt sich derweil das eher links bis linksradikal geprägte Bündnis "Gegenhalten – Gemeinsam gegen Faschismus". Hier geht es sehr viel lauter zu. Die Teilnehmer sind jünger als jene am Theater, die Jugendverbände von Parteien und der Antifa-Szene haben hierher mobilisiert. Im Schneegestöber und begleitet von einem starken Polizeiaufgebot bewegt sich die Demonstration mit Verspätung gegen 17.30 Uhr zum Theater.

Gegendemonstranten und AfD-Anhänger treffen aufeinander

Lautstark werden Parolen skandiert: "Ganz Aachen hasst die AfD". Und: "Alle zusammen gegen den Faschismus". Auf dem Weg durch die Innenstadt wird der Demonstrationszug immer größer, später schätzt die Polizei allein diesen auf rund 1.700 Teilnehmer. Als sich beide Demonstrationen am Theater schließlich vereinigen, schätzt die Polizei deren Gesamtzahl auf rund 2.200 Menschen.

Als der Protest bei Eiseskälte das Eurogress erreicht, schwenken AfD-Vertreter und -Funktionäre aus der Region im Eingangsbereich Parteifahnen. Ihnen schallen sehr laut Parolen entgegen. Stadt und Eurogress haben Plakate aufgehängt. Darauf zu lesen: "Für Vielfalt, Demokratie und Frieden. #aachenweltoffen". Eine Kante gegen Besucher des Bürgerdialogs der AfD, die in NRW als Verdachtsfall einer rechtsextremistischen Bestrebung vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

"Mache mir Sorgen, wie die Zukunft für unsere Kinder aussieht"

Steffi will ihren vollen Namen nicht nennen. Sie hat ein Schild dabei, das von einer Lichterkette beleuchtet wird. Darauf steht ein Zitat der Band "Broilers", eine Anspielung auf die Ehefrau von AfD-Chefin Alice Weidel: "Hol deine Frau ab, Sarah, sie redet wieder Nazidreck." Steffi sagt angesichts des Zuspruchs für die AfD: "Wir haben drei Kinder, die jetzt alle so um die 20 Jahre alt sind, und ich mache mir wirklich Sorge, wie die Zukunft für unsere Kinder aussieht."

Guy, der auch seinen Nachnamen nicht nennen mag, sagt, er sei "bei so einem Sauwetter hier", weil die AfD "unsere Demokratie destabilisiert". Eine Rednerin der Demonstration betont über die Lautsprecheranlage, die AfD sei "eine faschistische Partei". Kurz darauf sind die Explosionen von Böllern zu hören und in der Nähe des Eurogress werden Pyrotechnik und Feuerwerk gezündet. Zeitweise Jubel unter den Gegendemonstranten, plötzliche Hektik und suchende Blicke bei den Polizisten.

Vermummte hissen Banner vom Eurogress-Dach

Ein AfD-Funktionär aus Stolberg steht neben seinen Parteifreunden. Er sagt, das Verhalten der Gegenseite "scheinen die Nebenwirkungen zu sein, von den Impfungen". Er meint die Corona-Schutzimpfung. Wieder rufen die Gegendemonstranten sehr laut: "Ganz Aachen hasst die AfD". Auch "Nazis raus" wird skandiert. Kurz darauf lassen zwei Vermummte in weißen Malereinweganzügen ein Transparent vom Vordach des Eurogress herunter. Aufschrift: "Antifa aus Anstand!"

Gegen 19.15 Uhr singen und tanzen die Gegendemonstranten zum bei solchen Anlässen schon obligatorischen Lied "Schrei nach Liebe" der Ärzte. Immer noch starker Schneeregen. Weithin hörbar singen dennoch alle das markante Wort "Arschloch" mit. Nur eine Handvoll AfD-Anhänger, die im Eingang des Eurogress hitzig mit der Security diskutieren, hören die Botschaft noch. Die Security hat die Anweisung, nach Ende der Einlasskontrollen kurz nach 19 Uhr niemanden mehr einzulassen. Die AfD-Anhänger, die nach eigenen Angaben von weit her angereist sind, sind sichtlich verärgert.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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