Demonstration am Elisenbrunnen Missbrauchs-Skandal: Protest gegen Bischof Helmut Dieser
Zum ersten Mal in der Geschichte des Bistums Aachen wendet sich eine Demonstration direkt gegen den Bischof Helmut Dieser. Auch er selbst will zum Protest kommen.
Dem Aachener Bischof Helmut Dieser wird unmoralisches Verhalten vorgeworfen. Er habe im Falle zweier Missbrauchsfälle vor Gericht auf die Verjährung der Taten gepocht, heißt es seitens seiner Gegner. Diese Strategie hatten nach ihm auch andere Bischöfe angewandt, die sich wegen Missbrauchsfällen vor Gericht verantworten mussten.
Am Montag, 18. November, gibt es deswegen um 17.30 Uhr am Elisenbrunnen eine Protestaktion gegen den Aachener Bischof. Der Betroffenenrat im Bistum hatte dazu aufgerufen. Neben dem Betroffenenrat werden auch Vertreter der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, des Diözesanrats und Vertreter des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend anwesend sein, um ihrem Unmut über das Verhalten des Bischofs Luft zu machen.
Bischhof soll im Falle von Missbrauch auf Verjährung gesetzt haben
Vorausgegangen war die Abweisung von Klagen zweier Misssbrauchsbetroffener vor Gericht im Juli: einmal wegen Verjährung und einmal mit der Begründung, dass sich die Taten nicht zuordnen ließen. Bei dem verjährten Fall handelt es sich um einen heute 60-jährigen Mann, der wegen mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs durch zwei Pfarrer in seiner Zeit als Messdiener ein Schmerzensgeld von 600.000 Euro verlangt hatte. Bischof Dieser hatte vor Gericht eine Einrede zur Verjährung gehalten, weitere Mitglieder des Diözesanrates folgten ihm. Beide Missbrauchsbetroffenen wollen in Berufung gehen.
Der Betroffenenrat: "Das ist besonders bedauerlich, da Bischof Helmut Dieser in mehreren Gesprächen Betroffene zur Klage aufgefordert hat und dabei auch mitteilte, auf die Einrede der Verjährung zu verzichten", so der Rat in einer Stellungnahme. Er hält die Einrede für "unmoralisch".
Auch Bischof Helmut Dieser wird zur Demo kommen
Am Sonntag, 17. November, hat Helmut Dieser angekündigt, auch selbst zur Demonstration zu kommen. Dort wolle er mit den Demonstranten ins Gespräch kommen, heißt es in einer Pressemitteilung des Bistums. Bis Ende Oktober hatte das Bistum Aachen nach eigenen Angaben bereits 3,5 Millionen Euro an Opfer ausgezahlt. Bis dahin hatten sich dort 65 Betroffene gemeldet. 28 Anträge auf Entschädigung wurden gestellt.
Die Polizei geht davon aus, dass zu der Demonstration am Elisenbrunnen viel mehr Menschen kommen könnten als die angemeldeten 120 Teilnehmer.
- katholisch.de: Protest gegen Bistum Aachen wegen Umgangs mit Missbrauchsbetroffenem vom 28. Oktober
- wdr.de: Historische Demo gegen Aachener Bischof
