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Hieroglyphen: Darum erfanden die alten Ägypter ihre mysteriöse Schrift


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Geheimnisse Ägyptens
Darum erfanden die alten Ägypter ihre mysteriöse Schrift

Von Angelika Franz

13.08.2021Lesedauer: 4 Min.
Hieroglyphen: Noch immer fasziniert die Schriftsprache der alten Ägypter.Vergrößern des Bildes
Hieroglyphen: Noch immer fasziniert die Schriftsprache der alten Ägypter. (Quelle: Richard Maschmeyer)
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Jahrhunderte hatte die Nachwelt gegrübelt, was die Hieroglyphen der alten Ägypter nur bedeuten sollten. Das Rätsel wurde gelöst – ihre Schrift hat mehr mit unserem Alphabet zu tun, als viele ahnen.

Die Ägypter waren versessen auf Hieroglyphen. Auf jede noch so kleine freie Fläche malten sie die bunten Zeichen: auf Papyrus, auf Holz, auf Steine, auf Gefäße, auf Schminkutensilien, auf das Innere wie Äußere ihrer Tempel und sogar noch auf die Wände ihrer Sarkophage und Gräber, nichts blieb vor ihrer Schreibwut verschont. zẖꜣ n.j mdw.w nṯr nannten sie die Symbole, "Schrift der Gottesworte".

Angeblich hatte Thot, der ibisköpfige Gott der Magie, der Wissenschaft und der Weisheit, sie ihnen gegeben. Kaum eine andere untergegangene Kultur hat so viele und so vielfältige Schriftzeugnisse hinterlassen wie die der Ägypter. Zudem ist das Ägyptisch der Hieroglyphen eine der am längsten verwendeten Sprachen der Welt. Das früheste Zeugnis stammt in etwa aus dem Jahr 3.200 vor Christus, gesprochen wurde die gleiche Sprache aber auch noch knapp 5.000 Jahre später, am Ende des 17. Jahrhunderts, von den ägyptischen Kopten.

Unvorstellbare Verluste

Trotzdem wissen wir über die Hieroglyphen bis heute nur wenig. Auf jede Hieroglyphe, die im trockenen Klima der Wüste erhalten blieb, kamen unzählige, die im Laufe der Zeit zerstört wurden. So viele gingen verloren, dass das Wissen, wie sie zu lesen sind, mit ihnen verschwand. Was am Ende von ihnen übrig blieb, können wir nur lesen, weil es dem jungen französischen Forscher Jean-François Champollion 1822 gelang, in den bunten Bildern ein System zu erkennen.

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Dass die Hieroglyphen über Jahrtausende so erfolgreich waren, mag auch daran liegen, dass sie eines der ersten Schriftsysteme der Welt waren. Allerdings nicht das einzige. Insgesamt viermal erfanden Menschen in unterschiedlichen Ecken der Welt unabhängig voneinander das Notieren von Informationen: außer in Ägypten noch in Mesopotamien, in China und in Mesoamerika, wobei die ägyptischen Hieroglyphen und die sumerische Keilschrift die beiden ältesten Schriftsysteme sind.

Wann genau die Menschen am Nil damit begannen, Objekte zu beschriften, ist bis heute nicht bekannt. Die frühesten Zeugnisse jedenfalls fand im Jahr 1988 der deutsche Archäologe Günter Dreyer in dem Grab U-j, der größten und reichsten Grabstätte auf dem Friedhof U in Abydos, Ruhestätte der frühen ägyptischen Pharaonen. Der Tote, der hier bestattet lag, war vermutlich Skorpion I., ein mächtiger Herrscher aus prädynastischer Zeit, der um 3.200 vor Christus in Oberägypten regierte.

Ungewöhnlich war sein Grab allerdings nicht nur wegen der reichen Ausstattung, sondern auch, weil viele der Gegenstände beschriftet waren. Keramikgefäße trugen große gemalte Zeichen, Säcke waren mit gestempelten Siegeln verschlossen und an vielen Gegenständen fanden die Ausgräber kleine Anhänger aus durchbohrtem Elfenbein mit Symbolen darauf.

Eine Supermacht braucht eine Schrift

Vergleiche mit späteren Hieroglyphen legen den Schluss nahe, dass viele der Beschriftungen Namen von Personen und Orten waren, ebenso wie Zahlen. Mit dem Fund wurde deutlich, dass es in Ägypten bereits Hieroglyphen gab, als die ersten Pharaonen den Thron bestiegen. Und dass sie vermutlich in Abydos erfunden wurden, im ägyptischen Machtzentrum der ersten beiden Dynastien. Mit der wachsenden Macht kamen die Worte: Ägypten war so groß geworden, dass nur per Geistesleistung nicht mehr nachzuvollziehen war, woher Waren und Tribute stammten. Das aufstrebende Reich brauchte ein Notationssystem.

Auf den ersten Gebrauch von Schrift bei Hofe folgte – zumindest archäologisch betrachtet – ein halbes Jahrtausend Stillstand. Bis heute klafft eine große Forschungslücke zwischen den ersten notierten Herkunftsbezeichnungen und dem ältesten bekannten in Hieroglyphen geschriebenen Satz.

Auch er stammt, wie schon die ersten einzelnen Zeichen, aus Abydos. Auf einem Siegel am Grab des Seth-Peribsen, eines Pharao der 2. Dynastie, stand zu lesen: "Der Goldene/Er von Ombos hat seinem Sohn zwei Reiche vereint/übergeben, der König von Unter- und Oberägypten, Peribsen."
Zwischen den Notizen auf den Grabbeigaben des Skorpion I. und der Versiegelung der Grabtür von Seth-Peribsen muss also ein Wandel eingetreten sein.

Ein Erbe der Antike

Während die ersten Symbole noch stellvertretend für ganze Namen oder Sachverhalte standen, gab die Reihenfolge der Hieroglyphen auf dem Türsiegel nun etwas ganz anderes wieder: phonetische Werte einer gesprochenen Sprache. Die Schrift, wie wir sie heute kennen und verwenden, war geboren.

Allerdings war sie noch lange nicht fertig. Insgesamt hatten die Ägyptologen im Grab von Skorpion I. 51 unterschiedliche Hieroglyphen gezählt. Etwa die Hälfte davon geriet später wieder in Vergessenheit, die andere Hälfte schaffte es, sich im Repertoire der späteren Schrift zu etablieren. Im Laufe der nächsten 200 Jahre schwoll die Zahl der Zeichen auf rund 1.000.

Aber auch sie wurden nicht alle erfunden, um zu bleiben. Ab der zweiten Hälfte der ersten Dynastie und insbesondere während der zweiten Dynastie schrumpfte die Zahl der verwendeten Hieroglyphen wieder auf wenige Hundert und pendelte sich später für die kommenden Jahrtausende bei etwa 700 ein. Erst in griechisch-römischer Zeit stieg der Bedarf nach weiteren Hieroglyphen wieder an. Verglichen mit den 26 Buchstaben und vier Sonderzeichen unseres Alphabets ist das eine enorme Zahl, die jeder Schreiber kennen und malen können musste. Sie machte die ägyptischen Hieroglyphen zu einem der umfangreichsten Schriftsysteme der Welt.

Nur eines sollten die ägyptischen Hieroglyphen niemals werden: ein echtes Alphabet, bei dem jeweils ein Zeichen für einen Laut steht. Sie blieben eine umständliche Sammlung von Bildern, Symbolen und Silbenlauten. Das machte ihren Gebrauch für alle, die nicht lange Jahre für das Erlernen verwendet hatten, schwierig. Um die Sache zu erleichtern, dachten sich um 1.800 vor Christus Gastarbeiter von der Levante auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel einen Trick aus.

Sie nahmen von einer Hieroglyphe jeweils nur den ersten Laut und vereinfachten das Zeichen. Aus der Hieroglyphe für "Ochse", aleph, wurde so der Buchstabe A. Aus der Hieroglyphe für "Haus", bêt, machten sie das B. Diese beiden Buchstaben formen bis heute den Namen des neuen Systems: Alphabet. Im 11. Jahrhundert entwickelten die Phönizier diese Buchstaben dann zu einer Konsonantenschrift von nur 22 Zeichen weiter, aus der sich später fast alle heutigen alphabetischen Schriften entwickelten – unter anderem auch dieser Zeichensatz auf t-online.

Verwendete Quellen
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