Transport verlässt Wismut-Gelände Uranproduktion in Deutschland ist Geschichte
Mit dem Uran aus der Sächsischen Schweiz baute die Sowjetarmee ihr Atomarsenal auf. Die Wismut hinterließ ein ökologisches Desaster, aber die Aufarbeitung der Schäden macht Fortschritte.
Die Uranproduktion in Deutschland ist endgültig Geschichte. Am Dienstag sollte der letzte Transport das Betriebsgelände der Wismut GmbH in Königstein (Sächsische Schweiz) verlassen. Damit ende nach 75 Jahren ein wichtiger Teil deutscher Geschichte, der während des Kalten Krieges begonnen habe und sich bis heute auswirke, erklärte das bundeseigene Unternehmen. Deutschland scheide nun aus der Liste uranproduzierender Staaten aus.
Der letzte Transport umfasst ein 19,5 Tonnen schweres Gemisch aus Wasser und Uranoxid – Uran, das bei der Wasserreinigung am Standort Königstein abgetrennt und in zwei Silos eingelagert wurde. Das Uran-Gemisch wird seit 1997 an die US-Firma Nuclear Fuels verkauft. Unter Aufsicht der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom und der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wurden die beiden Silos nun zum letzten Mal geleert.
DDR lieferte Uran an die Sowjetunion
Die planmäßige Produktion von Uran endete in Deutschland bereits 1990. Dennoch fielen bei der Sanierung der Hinterlassenschaften in Sachsen und Thüringen noch 3.350 Tonnen Uran an. Zwar fällt auch in Zukunft noch Uran an. Die Mengen sind aber so gering, dass eine separate Abtrennung nicht mehr sinnvoll ist.
Bis 1990 war die DDR der viertgrößte Uranproduzent der Welt. Von 1946 bis zur Einstellung wurden 216.350 Tonnen produziert und in die Sowjetunion geliefert. Seit 1991 saniert die Wismut die Wunden, die der Bergbau hinterließ. Der Bund hat dafür bisher 6,8 Milliarden Euro bereitgestellt.
"Den Preis bezahlten die Menschen vor Ort"
Die im Kalten Krieg gegründete Wismut habe sich bis 1990 zum größten Einzelproduzenten von Urankonzentraten weltweit entwickelt, teilte das Unternehmen mit. "Den Preis bezahlten die Menschen vor Ort: Mit zerstörten Landschaften, verschwundenen Ortschaften, massiven Verunreinigungen von Luft, Böden und Gewässern, mit Gesundheitsschäden, sozialen Verwerfungen und bleibenden ökologischen Risiken."
Um den Rüstungsvorsprung der USA aufzuholen, habe die Sowjetunion die Gewinnung von Uran in der Region "in rücksichtsloser Art und Weise forciert", so die Wismut. Bis 1953 sei die Ausbeutung ostdeutscher Uranvorkommen für das Atomprogramm der Sowjetunion als Reparationsleistung erfolgt.
Inzwischen seien wesentliche Meilensteine bei der Aufarbeitung der Schäden erreicht: "Mehr als eine Milliarde Tonnen an radioaktiven Rückständen wurden stabilisiert, Gefahren beseitigt, Risiken minimiert." In neu entstandenen Landschaften siedelten seltene Tier- und Pflanzenarten. Die Aufgaben blieben komplex und würden noch Generationen beschäftigen.
- Nachrichtenagentur dpa