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Nazi-Gold in Brandenburger See? Wie die Stasi auf Jagd nach Schätzen ging


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Schatz in Brandenburger See?
Als die Stasi auf die Jagd nach Nazi-Gold ging


Aktualisiert am 05.08.2019Lesedauer: 4 Min.
Stolpsee in Brandenburg: Angeblich liegt in dem Gewässer ein Schatz von Hermann Göring.Vergrößern des Bildes
Stolpsee in Brandenburg: Angeblich liegt in dem Gewässer ein Schatz von Hermann Göring. (Quelle: Ralf Hirschberger/Scherl - Süddeutsche Zeitung/dpa)
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Gewaltige Reichtümer raubten Nazi-Größen wie Hermann Göring zusammen – manche werden bis heute gesucht. Auch Stasi-Chef Erich Mielke ließ sich vom Goldfieber anstecken.

Der Stolpsee ist ein idyllischer Ort. Träge kräuselt sich sein Wasser in der Abendsonne. Gelegentlich raschelt eine Ente durch den dichten Schilfgürtel am Ufer des größten Gewässers im Brandenburger Naturpark Uckermärkische Seen. Unter der Wasseroberfläche ziehen etwa Hecht, Karpfen, Zander, Schleie und Wels ihre Runden.

Doch so friedlich soll es hier nicht immer gewesen sein. Angeblich zerrissen in einer Frühjahrsnacht im Jahr 1945 Schüsse die Stille. Sie beendeten demnach das Leben von etwa 20 bis 30 KZ-Häftlingen, die zuvor von Schlauchbooten aus mehrere Kisten in der Mitte des friedlichen Brandenburger Biotops versenkt hätten. Kaum wieder zurück am Ufer, wären sie erschossen worden, damit sie dieses Geheimnis nicht etwa ausplaudern könnten.

Versteckte der Obernazi seine Schätze im Stolpsee?

Denn die Kisten hätten einen brisanten Inhalt verborgen: Barren aus Gold und Platin, eingeschmolzen aus dem Schmuck von KZ-Insassen. Ihr Besitzer: Hermann Göring, Reichsmarschall, Luftwaffenchef und Vertrauter Adolf Hitlers. Görings Landsitz Carinhall – benannt nach seiner ersten Frau Carin und der Walhall, dem Ruheort aller in einer Schlacht gefallenen Krieger aus der nordischen Mythologie – lag nämlich nur rund 40 Kilometer entfernt. Wollte Göring hier seine privaten Schätze verstecken, als die alliierten Streitkräfte vorrückten?

Viele haben sich bereits an der Bergung der vorgeblichen Reichtümer versucht – bislang ohne Erfolg. Der Hobbyhistoriker Heinz Renkel scheiterte ebenso wie der israelische Journalist Yarov Svoray. Eine Gruppe "unbekannter" Geschäftsleute wollte britischen Medienberichten zufolge vor einigen Jahren sogar den Grund des Sees mit einem U-Boot absuchen. Meist blieb es bei großartigen Plänen, die nie in die Tat umgesetzt wurden.

Die wohl umfangreichste Suche nach dem Nazi-Gold im Stolpsee fand allerdings bereits 1981 statt. Niemand Geringeres als Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der DDR, schickte damals monatelang Kampftaucher in das Gewässer hinab.

Fasziniert von Hermann Göring

Und mit Mielke beginnt merkwürdigerweise die Legende des Nazi-Goldes überhaupt erst. Denn der Stasi-Chef war der Erste, der sich auf die Suche nach dem Schatz im See begab. Zuvor hatte niemand einen Zusammenhang zwischen Carinhall und dem Stolpsee hergestellt. Schließlich ist die Gegend reich an Gewässern. Allein direkt neben Görings ehemaligem Landsitz liegt der Großdöllner See, der sich ebenso gut als Versteck für ein paar Kisten geeignet hätte – jedenfalls besser als der eine längere Autofahrt entfernte Stolpsee.

Mielke aber hatte jemanden, der ihm mit fiebriger Überzeugung konspiratorisch von den versenkten Schätzen erzählte. Der ihm sogar eine alte Karte präsentieren konnte, auf der die entscheidende Stelle im See genau markiert war. Und dieser Jemand kannte sich extrem gut aus mit allem, was Göring betraf. Es war der westdeutsche "Stern"-Journalist Gerd Heidemann.

Heidemann war geradezu besessen von Göring. 1973 hatte der Reporter dessen ehemalige Luxusyacht "Carin II" erworben. In den folgenden Jahren investierte er einen Millionenbetrag in das Schiff, um es so weit wie möglich in den Originalzustand zurückzuversetzen. Es gelang ihm, die Bordbibliothek Görings ebenso zurückzukaufen wie eine extra breite Klobrille, die einst als Spezialanfertigung für das mächtige Gesäß des Luftwaffenchefs eingebaut worden war. Einige Jahre lang war Heidemann sogar mit Edda Göring liiert, der Tochter des Reichsmarschalls.

Verschlungene Connection nach Venezuela?

Wenn es also jemanden gab, der Göring und seine Welt in und auswendig kannte, dann Heidemann. Er legte Mielke jene Karte vor, die er auf dubiosen Wegen erworben hatte: über den Karlsruher Waffenhändler und ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS Medard Klapper. Der finstere Geschäftsmann wiederum war angeblich über einen in Venezuela lebenden früheren Luftwaffen-Adjutanten aus der Umgebung Görings an das Dokument gekommen.

Auf der Karte war ein grob skizzierter See in Form des Stolpsees zu erkennen. Unterhalb des Gewässers stand ein Haus im Wald, links davon zwei Baumstümpfe. In einen davon war ein überdimensionierter Nagel eingeschlagen, markiert mit einem Pfeil. Im Norden lag ein Gebäude mit einem Kreuz auf dem First, daneben eine Tür und das Wort "Petrus" – der plump verschlüsselte Hinweis auf den am See gelegenen Ort Himmelpfort.

Heidemann schlug Mielke einen Deal vor. Sollten die Taucher den Schatz tatsächlich bergen, bekäme er die Hälfte. Und er wäre dann bereit, mit der Stasi noch weitere Karten seiner Karlsruhe-Venezuela-Connection zu teilen, die er ebenfalls erworben hatte. Gesamtumfang der angeblich versteckten Schätze: 47 Kisten mit Gemälden, vor allem Alten Meistern, drei Kisten mit 450 Kilogramm Gold und Platin sowie zwei Drittel des Bernsteinzimmers.

Ausbeute: null

Gesagt, getan: Der Stolpsee wurde schließlich abgesperrt und Schwimmbagger in Position gebracht. Minutiös kartierten die Taucher den Seegrund. Der Einsatz von Metalldetektoren aber erwies sich schnell als nutzlos. In dem See war nach Kriegsende so viel mit Metallteilen versetzter Trümmerschutt entsorgt worden, dass sie permanent anschlugen. Die Taucher fanden: nichts.

Heidemann recherchierte zu diesem Zeitpunkt bereits an einem noch weitaus größeren Coup: der Entdeckung der Tagebücher Adolf Hitlers. Heidemann glaubte felsenfest daran, mit ihrem Erwerb den größten Erfolg des deutschen Journalismus für sich verbuchen zu können. Dabei waren sie eine Schöpfung des Kunstfälschers Konrad Kujau. So perfekt hatte dieser 62 vollgeschriebene Kladden präpariert, dass selbst Historiker wochenlang ihre Echtheit beschworen.

Am 28. April 1983 veröffentlichte der "Stern" die ersten Auszüge der Tagebücher – die aber bereits eine Woche später als Fälschungen entlarvt werden konnten und schnell zu einem der größten Skandale des Journalismus wurden.

Die Geschichte des Nazi-Goldes im Stolpsee aber hielt sich im Gegensatz dazu hartnäckig. Immer öfter kramten nun ältere Anwohner die Geschichte von den vermeintlichen Schüssen im Jahr 1945 am Stolpsee aus ihrer Erinnerung. Erich Köhler kennt die Geschichte gut. Er ist der ehemalige Pfarrer und Ortschronist von Himmelpfort. Wieder und wieder haben ihm Mitglieder seiner Gemeinde von jener Nacht berichtet. Doch Köhler ist ein nüchterner Mann. An Nazi-Gold glaubt er nicht. Wenn überhaupt: Es werden wohl eher Kisten mit belastenden Dokumenten gewesen sein, vermutet er, derer sich die Nazi-Schergen im Frühjahr 1945 hätten entledigen wollen.

Verwendete Quellen
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