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James Cooks Schiff: Taucher entdecken legendäre "Endeavour"


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Legendäres Expeditionsschiff "Endeavour" gefunden
Australien entdeckt, als stinkende Barrikade versenkt


Aktualisiert am 22.09.2018Lesedauer: 5 Min.
Ein Gemälde des Schiffs: Wegen ihrer Bauweise konnte die Endeavour leicht an Land gezogen werden.Vergrößern des Bildes
Ein Gemälde des Schiffs: Wegen ihrer Bauweise konnte die Endeavour leicht an Land gezogen werden. (Quelle: ullstein bild)

Die "Endeavour" war nicht nur bei der Entdeckung Australiens dabei, sondern mischte auch im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mit. Nun haben Taucher das Wrack von James Cooks Schiff identifiziert.

Nur wenige Schiffe haben so viel Anteil an der Weltgeschichte wie "His Majesty's Bark Endeavour". Als das Schiff am 26. August 1768 mit 94 Mann Besatzung, Schweinen, Geflügel, zwei Windhunden und einer Milchziege an Bord den englischen Hafen von Plymouth verließ, gab es nur vier Kontinente. Bei ihrer Rückkehr drei Jahre später aber hatte sich deren Anzahl nicht nur auf fünf erhöht, sondern England beherrschte nun mit dem neu entdeckten Australien mehr Boden als jedes andere Land Europas.

Captain James Cook hatte als Expeditionsleiter an Bord der "Endeavour" die bis dahin nur als Legende vermutete "Terra Australia" entdeckt und am 29. April 1770 mit der britischen Flagge, die er in den Boden der Botany Bay rammte, das Land für den englischen König George III. in Anspruch genommen.

Während jedoch Cook als Held gefeiert wurde, geriet sein Schiff in Vergessenheit. Die stolze "Endeavour" endete am 4. August 1778 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf dem Grund der Narragansett Bay vor dem Hafen des US-amerikanischen Stadt Newport in Rhode Island – als Blockade in einem Haufen alter, ausrangierter Kähne. Nun haben Taucher des Rhode Island Marine Archaeology Project (RIMAP) und dem Australian National Maritime Museum (ANMM) begründete Hoffnung, die "Endeavour" endlich unter den absichtlich versenkten Schiffswracks ausfindig gemacht zu haben.

Expeditionsschiff war hässlicher Kohletransporter

Nachdem die Forscher die Suche in 25-jähriger Arbeit zunächst von 13 auf fünf Schiffe eingrenzen konnten, wollen sie am heutigen Freitag verkünden, bei welchem der Wracks es sich wohl tatsächlich um die "Endeavour" handelt. "Wir denken wir wissen es", verriet RIMAP-Direktorin Kathy Abbass dem australischen Medienunternehmen Fairfax Media. "Es ist sehr aufregend, jetzt so nahe dran zu sein."

Ein stolzes Schiff werden die Taucher allerdings nicht bergen können. Schon als sie im Juni 1764 noch als Earl of Pembroke im britischen Walfängerhafen Whitby zu Wasser gelassen wurde, war sie keine Schönheit. Als Kohletransporter war sie nicht mehr als ein gedrungenes, flachbodiges Arbeitstier. Doch genau dieser Bau designierte für sie die Expedition unter James Cook: Sie hatte ein großes Fassungsvermögen und konnte bei Bedarf auch in unerschlossenen Winkeln der Erde leicht für kleinere Reparaturen auf den Strand gezogen werden. Offiziell sollte Cook im Südpazifik nur den Venustransit vor der Sonne des Jahres 1769 beobachten, inoffiziell aber war sein Auftrag, nach der Terra Australis Ausschau zu halten, die bisher nur als Legende bekannt war. Für die Reise gab der Forscher dem nun zum Expeditionsschiff umgebauten Kohletransporter einen neuen Namen. Cook taufte ihn um in His Majesty's Bark "Endeavour", was auf Deutsch so viel wie "Bemühung" oder "Anstrengung" bedeutet.

Auch der flache Boden nutze dem Schiff jedoch nichts, als es knapp zwei Jahre später kurz vor 23Uhr am Abend des 11. Juni 1770 vor der australischen Ostküste mit dem Great Barrier Reef Bekanntschaft machte. Die scharfen Korallen schlitzen ihm den Rumpf auf und hakten sich im Holz der "Endeavour" fest. Cook lies allen unnötigen Ballast über Bord werfen. Die Mehrzahl der Kanonen musste ebenso weg wie die Trinkwasservorräte. Nur mit größter Mühe kam das Schiff wieder frei, die Mannschaft konnte es die verbleibenden 39 Kilometer bis zur Küste manövrieren und dort notdürftig flicken. Ein faustgroßes Korallenbruchstück steckte noch in der Bordwand. Es hatte zwar zunächst großen Schaden angerichtet, doch anschließend das Leck wie ein Korken verschlossen.

Heimkehrer werden als Helden gefeiert

Den Rest des Sommers schleppte die "Endeavour" sich noch die australische Küste entlang, bis sie schließlich wieder gen Zivilisation nach Westen aufbrach. Mit letzter Kraft erreichte das Schiff den Hafen von Batavia, der Hauptstadt Niederländisch-Indiens, des heutigen Indonesiens.

Batavia war kein guter Ort für die "Endeavour". Erst traf während eines Tropensturms ein Blitz das Schiff, dann erkrankten alle bis auf 10 der 94 Besatzungsmitglieder an Malaria oder Durchfall. Trotzdem trat Cook die Rückreise nach England an. Als er am 26. Dezember die Segel setzen lies, waren sieben seiner Leute bereits tot, vierzig weitere lagen in ihren Betten, zu krank zum Arbeiten an Deck. Die englische Heimat sollten 23 weitere von ihnen nicht wiedersehen, ihre Kameraden mussten sie auf See bestatten.

Die Heimkehrern wurden als Helden gefeiert. Die "Endeavour" aber schickte die Navy sofort wieder auf den nächsten Einsatz. Drei Fahrten zu den eisigen, sturmumtosten Falklandinseln musste sie antreten, um die dort stationierten britischen Soldaten zu evakuieren. Am Ende verkaufte England das Schiff für 645 Britische Pfund an den Geschäftsmann James Mather, der es als Handelsschiff ins russische Archangelsk sandte.

Umbenannte "Endeavour" stank bestialisch

Als 1775 die Navy erneut großen Bedarf an Schiffen hatte, um ihre Soldaten über den Atlantik in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg zu schicken, bot der findige Mathers ihr die "Endeavour" zum Rückkauf an. Doch sie war mittlerweile in einem so schlechten Zustand, dass die Navy dankend ablehnte. Kurzerhand taufte er das Schiff um in Lord Sandwich und versuchte es abermals – und wieder lehnte die Navy es mit dem Urteil "dienstuntauglich" ab. Erst als Lord Sandwich 2 kaufte die Navy das Schiff beim dritten Versuch schließlich doch und transportierte darauf 206 Soldaten aus Hessen-Kassel über den Ozean, um dort die englischen Truppen beim Kampf gegen die aufsässigen Kolonialisten zu unterstützen.

Nach einem kurzen Zwischenspiel als Gefängnisschiff vor der Küste von Rhode Island war das letzte Stündchen der einstigen "Endeavour" gekommen. Als die französische Flotte zur Unterstützung der Amerikaner nahte, brauchten die Briten sperriges Material, um die Hafeneinfahrt von Newport zu verbarrikadieren. Kaum ein Schiff war da naheliegender als die von Schweiß und Exkrementen ihrer Insassen mittlerweile bestialisch stinkende Lord Sandwich 2.

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Im Jahr 1993 begannen die Taucher des Rhode Island Marine Archaeology Projects mit ihrer Suche nach dem legendären Expeditionsschiff. Sechs Jahre später erklärte Rhode Island sämtliche Wracks am Boden der Narragansett Bay zu Eigentum des US-Bundesstaates. Dass die "Endeavour" im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg auf Seiten der Briten gegen die Amerikaner eingesetzt wurden, hat die Nation dem Schiff schon längst verziehen.

Holzstück des Schiffs flog zum Mond

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa benannte sogar die Nachfolgerin der verunglückten Raumfähre Challenger nach ihm. Als die Raumfähre "Endeavour" am 7. Mai 1992 auf ihren Jungfernflug ins All startete, lag im Cockpit ein Stück Holz vom Rumpf der "His Majesty's Bark Endeavour", das bei Reparaturarbeiten nach ihrer Rückkehr aus Australien ausgetauscht worden war. Ein weiteres Stück der "His Majesty's Bark Endeavour" flog in der Kommandokapsel der Apollo 15 Mission, die ebenfalls nach James Cooks Schiff benannt war, sogar auf den Mond.

Das Interesse der Australier an dem Wrack ist jedoch ebenfalls riesig. Bei der heutigen Pressekonferenz werden sowohl Peter Dexter, Vorsitzender des Australian National Maritime Museums, als auch der australische Generalkonsul in New York, Alastair Walton, anwesend sein. Und auch für die Geschichte Neuseelands ist die "Endeavour" so wichtig, dass fast jeder Neuseeländer sie heute als Bild auf der 50 Cent Münze mit sich herumträgt. Cook hatte in Neuseeland noch vor seiner Weiterfahrt nach Australien angelegt. Allerdings war er nicht der erste Europäer auf neuseeländischem Boden. Schon 127 Jahre vor ihm war der Holländer Abel Janszoon Tasman dort gelandet.

"Die 'Endeavour' ist ein Schiff, das allen Menschen auf der ganzen Welt etwas bedeutet", beteuert Projektleiterin Abbass. Sie hofft, nun genügend Gelder bewilligt zu bekommen, um das Wrack dann im kommenden Jahr bergen und mit der Konservierung beginnen zu können – gerade rechtzeitig zum 250. Jahrestag von Cooks Landung in Australien.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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