Ergebnisse in Kürze erwartet Grabung nach Nazi-Zug in Polen gestartet
Endlich wird es Gewissheit geben: Die Grabung nach einem Zug der Nazis in Polen ist gestartet. Die Hobbyhistoriker Piotr Koper und Andreas Richter sind sich sicher, dass sie einen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg finden werden - womöglich voll beladen mit Kostbarkeiten.
Bereits seit Monaten haben Koper und Richter Polen mit ihren Spekulationen in Schatzfieber versetzt. Zuletzt wurden das Gebiet am Bahnkilometer 65 zwischen Breslau (Wroclaw) und Waldenburg (Walbrzych) abgesperrt, der Boden geebnet und Bäume gefällt.
Der Sprecher des Suchteams, Andrzej Gaik, sagte, sechs unabhängige Firmen hätten unter Einsatz diverser Radargeräte Abweichungen festgestellt, die auf die Form eines unterirdischen Tunnels hindeuteten. Die Ergebnisse der Untersuchungen seien "sehr vielversprechend", erklärte er. "Es ist so aufregend. Wir glauben an den Erfolg."
Das Schatzgräber-Duo hatte im vergangenen Jahr behauptet, nahe Walbrzych mit einem Bodenradar einen Zug in einem unterirdischen Tunnel entdeckt zu haben. Jahrzehntealten Gerüchten zufolge sollen Nazis damit Gold und andere Schätze vor der heranrückenden Sowjet-Armee versteckt haben.
Nur Panzer auf dem Zug?
Es gebe zwar keine Zweifel, dass die abrückenden Nazis an der Stelle etwas vergraben hätten, was auf geothermischen Sondierungen als Zug erkennbar sei. Es müsse sich dabei aber nicht, wie die Legende behauptet, um verstecktes Gold handeln, mutmaßte die deutsche Pressesprecherin des Teams, Christel Focken, im Gespräch mit t-online.de. "Unsere Interpretation ist ein Zug mit Panzern." Sie betonte: "Den Begriff Goldzug haben die Medien geprägt."
Das Team hofft auch, auf Bahngleise und einen Tunnel zu stoßen. In der Region in Südwestpolen gibt es viele unterirdische Gänge. Die Nationalsozialisten hatten im nahegelegenen Eulengebirge unter dem Namen "Projekt Riese" ein monströses Stollensystem bauen lassen, das aber nie fertiggestellt wurde. Unklar ist, für welchen Zweck es errichtet wurde. Den Schatzsuchern zufolge könnte der von ihnen vermutete Tunnel dorthin führen. "Vielleicht war der Tunnel ein Verbindungsstück", sagte Gaik.
In erster Linie sei das Team auf das Ende der 20-jährigen Suche gespannt. Aber womöglich werde sich ein neues Kapitel anschließen, so Focken zu t-online.de. Denn es könnte sich bei dem vermuteten Tunnel auch um die Einfahrt zu einem der 16 in Europa gebauten Führerhauptquartiere handeln. Die Rede ist von 165.000 Kubikmeter umbauten Raum. "Das ist gigantisch", so Focken.
Garage für den Zug Hitlers?
Möglicherweise stößt das Team auch auf die Garage für den Zug Hitlers. Focken zufolge liegt Schloss Fürstenstein, in dem Hitler residierte, nur zwei Kilometer entfernt. Hitlers Lokomotive hätte 24 Stunden unter Dampf gestanden - womöglich in dem nahegelegenen Tunnel.
Die Nationalsozialisten hatten Tausende KZ-Häftlinge in dem Stollensystem arbeiten lassen. Etliche Zwangsarbeiter könnten im Suchgebiet verschüttet worden sein, sagte Focken.
Nicht alle Experten waren überzeugt von den Bodenradaraufnahmen, die Koper und Richter als Beweis für ihre Entdeckung vorlegten. Ein Krakauer Geologe vermutete gar eine Fälschung. Immerhin stellte ein anderer Geologe im Januar bei Aufnahmen mit einer Wärmebildkamera fest: Irgendetwas ist da unter der Erde.
Livestream geplant
Das Suchteam hatte einen Livestream zur Ausgrabung angekündigt. "Es gibt noch keinen Livestream, weil es noch nichts zu sehen gibt", sagte Focken. "Wir müssen aber erst mal acht Meter in die Tiefe", erklärte die Pressesprecherin.