Bericht über Lieferungen Greift ein neuer Akteur in den Ukraine-Krieg ein?
Hat ein asiatisches Land der Ukraine wichtige Systeme für seinen Kampf gegen Russland geliefert? Hinweise darauf scheinen sich nun zu verdichten.
Zuletzt erregte das mutmaßliche Eingreifen nordkoreanischer Truppen an der Front in der russischen Region Kursk Aufsehen. Russlands Gewaltherrscher Wladimir Putin dementierte nicht, dass er militärische Schützenhilfe von seinem Verbündeten, dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un, erhält. Dieser soll bis zu 12.000 Soldaten in die von ukrainischen Truppen besetzte Region gesandt haben. Die Nordkoreaner sollen eine kurz bevorstehende Gegenoffensive unterstützen, wie unter anderem US-Geheimdienste berichteten. Mehr dazu lesen Sie hier.
Für die Ukraine ist die Lage hingegen schon seit Monaten sehr schwierig. An der Front im Donbass stehen strategisch wichtige Orte wie Pokrowsk und Kurakowe, dort attackierten laut des Berichts der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) auch in den vergangenen Tagen wieder mechanisierte Verbände der russischen Armee. Sie konnten jedoch laut Militärexperten alle geschlagen werden.
Schon 2023 Hinweise auf Taiwans Beteiligung
Doch nun könnte der Regierung in Kiew Hilfe von unerwarteter Seite zukommen. Wie das US-Magazin "Forbes" unter Berufung auf einen ehemaligen Pentagon-Beamten berichtet, soll Taiwan der Ukraine mit MIM-23-Hawk-Luftabwehrbatterien aushelfen. Die Boden-Luft-Raketen sind zwar kein neues System, erstmals in Betrieb genommen wurden sie von der US-Armee bereits in den 1960er-Jahren, aber sie könnten dem von Russland permanent angegriffenen Land wichtigen Beistand im Kampf gegen die täglichen Bombardierungen ukrainischer Städte bieten.
Der Ex-Beamte im US-Verteidigungsministerium bestätigte mit seinen Einlassungen damit Berichte aus dem Jahr 2023; schon damals hatte es Hinweise auf ein von den USA vermitteltes Luftverteidigungsabkommen zwischen Taiwan und der Ukraine gegeben. Dieses könnte nun ohne viel Aufsehen umgesetzt worden sein, unter anderem durch die Lieferung von Hawk-Systemen. Die taiwanesischen Luftabwehrsysteme sowie die dazugehörigen Abschussgeräte und Radare ergänzten jene Hawks, die der Ukraine bereits von den USA und Spanien geschenkt wurden.
Insgesamt könnte die Ukraine damit derzeit über bis zu 15 Hawk-Batterien der US-Firma Raytheon verfügen, sie bestehen aus jeweils mindestens sechs Abschussvorrichtungen für drei Raketen und den dazugehörigen Radargeräten. Das würde in Summe 90 Abschussrampen mit möglicherweise gleichzeitig aufgestellten 270 Flugabwehrraketen machen.
Taiwan: Von China bedroht, mit den USA verbündet
Ihre Reichweite soll zwischen 25 und 40 Kilometern betragen. Der große Vorteil der Hawk-Raketen sind ihre hochmobilen Abschussrampen, zudem sollen sie durchaus effektiv bei der Abwehr von Drohnen, langsameren Marschflugkörpern und bemannten Flugzeugen sein.
"Forbes" schreibt, dass das Hawk-System damit rund ein Drittel der ukrainischen Luftverteidigungsstruktur ausmachen könnte, zieht man die bisherigen Kampfverluste ab. Taiwan wäre damit klammheimlich zu einem wichtigen Akteur im Ukrainekrieg geworden.
Und während China bislang offenbar wenig tut, um seinen Verbündeten Nordkorea davon abzuhalten, aktiv im Ukrainekrieg mitzumischen, würde sich mit dem Eingreifen des mit den USA verbündeten (und von China bedrohten) Taiwan eine neue Konstellation für den nunmehr seit mehr als zweieinhalb Jahren andauernden Konflikt ergeben. Ein Krieg, der immer mehr zu einem Stellvertreterkrieg zu werden scheint.
- forbes.com: Taiwan May Have Rearmed Ukraine’s Air Defense Force
- understandingwar.org: Russian Offensive Campaign Assessment, November 12, 2024
- faz.net: Was Taiwan vom Krieg in der Ukraine lernt (kostenpflichtig)
- op-online.de: Von China-Widersacher: Ukraine erhält gegen Putin geheime Lieferung