Überraschende Gegenangriffe Ukraine schlägt offenbar in bedrohter Stadt zurück
Russland versucht, die ukrainische Stadt Pokrowsk einzunehmen. Doch jetzt hat die Ukraine wohl überraschend Gegenangriffe begonnen.
Die ukrainischen Streitkräfte gehen offenbar nahe der umkämpften Stadt Pokrowsk zu vereinzelten Gegenangriffen über. Das berichtet die US-Zeitung "Forbes". Demnach hat das ukrainische Militär in der Region wohl vier bis fünf Brigaden mit je bis zu 2.000 Soldaten als Reserve belassen. Nun schlössen sich einige der Einheiten "dem Kampf entlang der letzten Linie von Schützengräben und befestigten Städten" wenige Kilometer außerhalb der Stadt im Gebiet Donezk an. Russische Militärblogger bestätigen ukrainische Gegenangriffe. "Was jetzt geschieht, ist genau das, was vorhergesagt wurde: Die ukrainischen Streitkräfte haben mit dem Gegenangriff begonnen", berichtete ein russischer Blogger laut "Forbes". Und das hilft, die Front zu stabilisieren – zumindest im Moment. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
"Es ist noch nicht lange her, dass in der Öffentlichkeit die Meinung vertreten wurde, dass die Entsendung zusätzlicher Brigaden in Richtung Pokrowsk keinen großen Unterschied machen würde", so die ukrainische Analysegruppe "Frontelligence Insight". "Doch jetzt sehen wir, dass es doch einen Unterschied macht". Dennoch dürfte das noch keine Wende sein. Laut "Forbes" sei die Ukraine zwar in der Lage, Gegenangriffe durchzuführen, dies aber in kleinem Maßstab. Von einem Zurückdrängen der russischen Truppen könne noch keine Rede sein. Dass die russischen Einheiten aber beim Vorrücken aufgehalten werden, gibt der Ukraine Zeit, die Stellungen nahe Pokrowsk auszubauen und sich auf den kommenden Winter vorzubereiten.
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Russische Truppen bei Selydowe aufgehalten
Eine wichtige Rolle könnten die ukrainischen Vorstöße nahe der Stadt Selydowe spielen, die südöstlich von Pokrowsk liegt. Hier hätten die Kiewer Truppen laut "Forbes" russische Panzer beschossen und ihren Vormarsch aufgehalten. Das könnte taktisch von Vorteil sein. Pokrowsk und seine Umgebung sind höher gelegen, russische Truppen müssten den Weg durch das tiefer gelegene Selydowe nehmen. "Ohne die Sicherung des Selydowe-Gebietes kann der Feind seine Offensive nicht aufrechterhalten", sagt das ukrainische Zentrum für Verteidigung, ein Thinktank, voraus. Russland soll allerdings nach ersten, offiziell unbestätigten Berichten eine Eisenbahnbrücke zerstört haben, die wohl für die Logistik der ukrainischen Truppen benutzt wurde.
Pokrowsk ist ein strategisch wichtiger Bahnknotenpunkt. Hier gerät die ukrainische Armee seit Wochen zunehmend unter Druck. In der Großstadt haben die Behörden eine Evakuierung angeordnet. Noch immer sollen sich dort aber mehr als 20.000 Menschen aufhalten.
Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj hatte kürzlich mit Blick auf den Frontabschnitt gesagt: "In den vergangenen sechs Tagen hat der Feind in Richtung Pokrowsk keinen Meter Boden gewonnen." Syrskyj sieht darin eine Folge der ukrainischen Offensive in der russischen Region Kursk. "Unsere Strategie funktioniert." Das Vorrücken in Kursk habe "die Moral nicht nur des Militärs, sondern der gesamten ukrainischen Bevölkerung deutlich verbessert."
- forbes.com: "Ukrainian Reinforcements Are Counterattacking Outside Pokrovsk" (englisch)