Ukraine-Krieg Ukrainischer Präsidenten-Berater widerspricht Überlegungen zur Krim
Der Vize-Chef des ukrainischen Präsidentenbüros hat Verhandlungen über die Krim angedeutet – unter einer Bedingung. Nun fallen doch gegensätzliche Aussagen.
Der Präsidentenberater Mychailo Podoljak hat Aussagen des stellvertretenden Chefs des Präsidentenbüros Andrij Sybiha widersprochen, dass die Ukraine bereit über sei, den Status der Krim zu verhandeln, auch wenn die Halbinsel noch teilweise besetzt sei. Mit Russland werde erst verhandelt, wenn sich seine Truppen aus dem gesamten Territorium der Ukraine zurückgezogen hätten. Dazu gehöre auch die Krim, twitterte Podoljak.
Sybiha hatte der "Financial Times" gesagt, man könne über die Zukunft der Krim reden, wenn die Gegenoffensive der Ukraine die Halbinsel erreicht habe. "Wenn wir auf dem Schlachtfeld unsere strategischen Ziele erreichen und an die Verwaltungsgrenzen der Krim gelangen, so sind wir bereit, die diplomatische Seite zu öffnen und die Sache zu bereden", so Sybiha.
Zuvor hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj Verhandlungen mit Moskau abgelehnt, solange sich noch russische Soldaten auf ukrainischem Gebiet befinden – inklusive der bereits 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim.
Offensive im Süden erwartet
Sybihas Äußerungen seien der erste diplomatische Vorstoß Kiews seit dem Abbruch der Waffenstillstandsverhandlungen vor einem Jahr kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, schrieb die "Financial Times". Militärexperten erwarten in diesem Frühjahr eine Offensive der ukrainischen Truppen, um von Russen besetzte Gebiete zurückzuerobern.
Als wahrscheinlichste Stoßrichtung gilt dabei ein Vorgehen im Süden des Landes auf die Küste zu, um einen Keil zwischen die dort stationierten russischen Truppen zu treiben. Allerdings ist unklar, ob die vom Westen an Kiew gelieferten Waffen ausreichen werden, um den Erfolg eines solchen Einsatzes zu gewährleisten.
Nach Angaben Sybihas schließt Kiew eine militärische Eroberung der Krim dabei nicht aus. Westliche Militärexperten befürchten aber, dass Eroberungsversuche der Krim zu einer erheblichen Eskalation des Krieges führen und Kremlchef Wladimir Putin gar zum Einsatz von Atomwaffen provozieren könnten. Moskau betrachtet die strategisch wichtige Halbinsel als eigenes Staatsgebiet. Die Atommacht hatte stets betont, die Krim mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen.
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters