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US-General kritisiert Bundeswehr: Polen wichtigerer Verbündeter als Deutschland


Scharfe Kritik an Bundeswehr
US-General: Polen ist wichtiger als Deutschland

Von t-online, mk

Aktualisiert am 27.11.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 150301179Vergrößern des Bildes
US-Soldat auf dem Flughafen Rzeszów in Polen. (Quelle: MACIEJ GOCLON/FOTONEWS via www.imago-images.de)

Nach Großbritannien war immer Deutschland der wichtigste US-Verbündete in Europa. Militärisch verlässt sich Washington inzwischen lieber auf Polen.

Schon 2003 sprach der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld von einem "alten und einem neuen Europa". Für das "alte" Europa standen Frankreich und Deutschland, die sich dem US-Einmarsch in den Irak widersetzten; an der Spitze des "neuen" Europa sah Rumsfeld Polen, dessen Regierung zur "Koalition der Willigen" gehörte und sich mit eigenen Truppen am Sturz von Saddam Hussein beteiligte.

Der Krieg der Bush-Regierung entwickelte sich zum Desaster und die Spaltung Europas blieb aus. Doch mit dem russischen Überfall auf die Ukraine scheinen Rumsfelds Worte plötzlich wieder aktuell.

Polen rüstet massiv auf

"Polen hat sich zu unserem wichtigsten Partner in Kontinentaleuropa entwickelt", zitiert das Portal "Politico" einen General der US-Armee in Europa. Deutschland dagegen, nach Großbritannien traditionell der engste US-Verbündete in der Region, bleibe zwar ein wichtiges logistisches Drehkreuz für die US-Armee – "die endlosen Debatten über den Wiederaufbau der Bundeswehr und sein Mangel an strategischer Kultur" schmälerten aber Deutschlands Nutzen als Verbündeter, so der General.

Politisch stehen sich die Regierungen des Demokraten Joe Biden und des Rechtskonservativen Mateusz Morawiecki nicht gerade nah, doch in der militärischen Unterstützung für die Ukraine arbeiten Washington und Warschau eng zusammen. So hat sich die Stadt Rzeszów im Südosten Polens nicht nur zur Anlaufstelle für ukrainische Geflüchtete entwickelt, sondern auch zum wichtigsten Drehkreuz für US-Waffen auf dem Weg ins Kriegsgebiet. Die für die Ukraine so wichtigen Raketenwerfer vom Typ Himars zum Beispiel fliegt die US-Armee über den Flughafen der 200.000-Einwohner-Stadt ein.

Dabei ist Polen nicht nur Drehkreuz, sondern gehört selbst zu den größten Waffenspendern der Ukraine. Dem Kieler Institut für Wirtschaftsforschung zufolge schickte Polen bis Oktober Kriegsgerät im Wert von 1,8 Milliarden Euro in die Ukraine – Platz drei hinter Großbritannien und den USA und vor Deutschland auf Platz vier. Schon im April überließ Polen dem Nachbarland 200 Sowjetpanzer vom Typ T-72. Unter dem Eindruck des russischen Überfalls startete Polen zudem ein beispielloses Aufrüstungsprogramm für seine Armee, von dem auch die USA profitieren.

"Kein westliches Land will so schnell aufrüsten wie Polen"

So bestellte Warschau als Ersatz für seine abgegebenen Sowjetpanzer 250 Exemplare des US-Kampfpanzers vom Typ Abrams im Wert von fast fünf Milliarden Euro. Weitere 180 Kampfpanzer und 200 Panzerhaubitzen beschafft Polen in Südkorea. Insgesamt will Warschau die Rüstungsausgaben von 2,4 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung auf 5 Prozent erhöhen – das Ziel der Nato liegt bei zwei Prozent pro Land und Jahr für Rüstungsausgaben. Das erklärte Ziel von Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak lautet, Polen zur "mächtigsten Landstreitmacht Europas" zu machen.

"Kein westliches Land will seine Armee so schnell und so weit aufrüsten wie Polen", zitiert "Politico" den Fachjournalisten Mariusz Cielma. "Wer die polnischen Rüstungsaufträge an Land zieht, wird jahrzehntelang davon profitieren, denn da geht es auch um Instandhaltung und Reparatur des Geräts", so Cielma.

"Qualität der polnischen Armee steht außer Frage"

Doch die neue Nähe zwischen Washington und Warschau dürfte auch kulturelle Gründe haben: "Die Polen haben eine sehr viel positivere Einstellung zu ihrer Armee als die Deutschen, weil sie für ihre Freiheit kämpfen mussten", sagte dem Portal der österreichische Militärexperte Gustav Gressel. "Und unter Militärs steht die Qualität der polnischen Armee außer Frage", so Gressel weiter.

Dass sich Polens gewachsenes militärisches Gewicht noch nicht in politische Stärke in Europa umgesetzt hat, sieht Gressel den inneren Konflikten im Land geschuldet, vor allem dem ultrarechten Kurs der regierenden PiS-Partei und dem Streit mit Brüssel über die Rechtsstaatlichkeit. Kritisch sieht Gressel auch die Haltung der Bundesregierung zur Aufrüstung in Polen. Berlin betrachte Polen als nützlichen Pufferstaat zur russischen Einflusssphäre und sei ganz dankbar für dessen militärische Investitionen, so Gressel: "Ich habe den Eindruck, dass sich die Deutschen da in die nächste Hängematte legen."

Verwendete Quellen
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