Problematische Verhältnisse Bekannter Reiseführer rät von Spanien-Urlaub ab
Im Winter buchen viele schon ihren Sommerurlaub. Bei der Wahl des Reiseziels ist Vorsicht geboten.
Reisen ist eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Doch nicht jedes Reiseziel ist sicher und unbedenklich. Das renommierte US-Reisemagazin "Fodor's Travel" hat jetzt seine "No Travel List" (auf Deutsch: Nicht-hinfahren-Liste) für das Jahr 2025 herausgegeben. Die Liste enthält Orte, die aus politischen oder ökologischen Gründen als problematisch gelten. Sie soll Reisende auf potenzielle Gefahren hinweisen und vor unangenehmen Erfahrungen bewahren.
In diesem Jahr stehen 15 Reiseziele auf der Liste – darunter auch das Lieblingsreiseziel deutscher Urlauber, die Balearen-Insel Mallorca (t-online berichtete, lesen Sie hier alles dazu) und weitere sieben Regionen, die für Deutsche als Urlaubsparadiese gelten. Welche das sind und warum sie nicht empfohlen werden:
Barcelona, Spanien
2024 war ein rekordverdächtiges Jahr für Reisen nach und innerhalb von Europa. Nach Angaben der "European Travel Commission" lag die Zahl der Besucher allein im ersten Quartal 2024 um 7,2 Prozent höher als vor der Pandemie. Eine genaue Zahl nennt die Kommission nicht, aber Statista schätzt, dass es mehr als 870 Millionen Touristenankünfte in ganz Europa gab.
Das hat auch Barcelona zu spüren bekommen. Die Stadt, die mit herausragender Architektur, einem Stadtstrand und hochklassigem Fußball Menschen aus aller Welt anlockt, war teilweise geradezu verstopft. Und nicht nur das ist ein Problem. "Die Touristenmassen verändern auch das Gefüge der Gesellschaft: Sie treiben die Lebenshaltungskosten in die Höhe, belasten die Infrastruktur und die natürlichen Ressourcen", schreibt "Fodor's Travel".
In Barcelona bekamen Touristen im vergangenen Jahr deshalb den Zorn der Einwohner zu spüren. Diese gingen auf die Straße und demonstrierten gegen den Massentourismus in ihrer Stadt (hier lesen Sie alles dazu).
Kanarische Inseln, Spanien
Das gleiche Problem haben die Einwohner der Kanaren mit Urlaubern. Hier läuft die Reisesaison dank der milden Temperaturen schon Anfang Dezember an. Während des gesamten vergangenen Jahres gab es auf der Hauptinsel Gran Canaria zahlreiche Proteste. Demonstranten trugen dabei Plakate; "Euer Luxus ist unser Untergang" und "Die Kanaren haben ein Limit" (lesen Sie hier mehr zum letzten großen Protest im Oktober).
Venedig, Italien
Vollkommen überrannt ist laut "Fodor's Travel" auch Venedig. Der Besuch hier macht keinen Spaß mehr, so der Reiseführer – weder Urlaubern noch Einheimischen. Auch sie ächzen unter den Menschenmassen, die ihre Lagunenstadt anschauen möchten. Dabei steigen die Mieten in der Stadt ins Unermessliche.
Die Venezianer haben allerdings damit begonnen, finanziell ordentlich etwas für sich herauszuholen. Die für Tagestouristen zu entrichtende Eintrittsgebühr liegt mittlerweile bei zehn Euro (lesen Sie hier alles zu der Gebühr). 2024 wurden damit allein in den Monaten April bis Juli über 2,4 Millionen Euro eingenommen.
- Lesen Sie auch: Diese 77 Länder bergen ein hohes Risiko für Reisende
Lissabon, Portugal
Schätzungsweise 60 Prozent der Wohnungen in Lissabon sind heutzutage Ferienunterkünfte, was den Bestand an langfristigen Mietwohnungen verringert und die Kosten für Einheimische enorm in die Höhe treibt. Die Stadt, die auf Platz drei der weltweit am wenigsten finanzierbaren Orte zum Leben steht, hat seit 2013 etwa 30 Prozent ihrer Bevölkerung verloren, schreibt der Reiseführer. Wer eine Reise nach Lissabon macht, komme quasi in eine Stadt ohne Einheimische.
Agrigent, Sizilien, Italien
Agrigent ist italienische Kulturhauptstadt des Jahres 2025 und sollte schon deshalb eine Reise wert sein. Doch der Ort auf Sizilien hat seit Jahren mit einer Wasserkrise zu kämpfen, die durch den zunehmenden Tourismus noch verschärft werden könnte. Wie schlimm es im vergangenen Sommer war, lesen Sie hier. Auch auf Capri im Golf von Neapel kam es im vergangenen Sommer zu einer Wasserknappheit. Kurzzeitig musste die Insel für Touristen gesperrt werden, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen.
Nordküste Schottlands
Vor nunmehr zehn Jahren wurde im Norden Schottlands die NC500 eröffnet – eine 830 Kilometer lange Straße, die in einer Schleife den gesamten Festlandnorden Schottlands umrundet und durch die Highlands führt. Was für Touristen eine wunderbare Art ist, die wilde Schönheit des Landes kennenzulernen, hat sich (besonders für Einheimische) in puren Stress verwandelt.
Die Straße ist in der Hochsaison im Sommer verstopft und auch Nebenrouten seien völlig blockiert, heißt es. Wer hier täglich zur Arbeit muss oder einen medizinischen Notfall hat, kommt mit dem Auto oder Bus kaum noch durch. Das Leben der Menschen beeinträchtigt der Ansturm fatal, so "Fodor's Travel". Lesen Sie auch: Diese Gebühr kommt bald auf Highland-Reisende zu.
- Lesen Sie auch: Italiens letzter Einsiedler ist tot
Koh Samui, Thailand
Weit weg, aber eine Herzensangelegenheit für viele deutsche Urlauber, ist Thailand. Die scheinbar unberührte, 95 Quadratkilometer große Berginsel Koh Samui im Golf von Thailand lockt seit Jahrzehnten Besucher in ihre luxuriösen Resorts und Villen. Mit 3,4 Millionen Touristen im vergangenen Jahr hat die Destination bereits wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht, für 2025 wird ein Anstieg der Besucherzahlen um 10 bis 20 Prozent erwartet.
Was Touristen nicht sehen, ist die riesige Masse an Müll, die sie produzieren. Derzeit lagern 200.000 Tonnen Abfall auf einer Mülldeponie, außer Sichtweite von Touristenorten und Luxusvillen, schreibt der Reiseführer. Und täglich kommen nach Aussage von Wijarn Simachaya, Präsident des Thailand Environment Institute, einer gemeinnützigen Organisation, die sich mit Fragen der nachhaltigen Entwicklung beschäftigt, 180 bis 200 Tonnen Müll hinzu. "Im Moment haben wir ein Problem mit der Abfallentsorgung, wir haben noch keine gute Lösung gefunden."
- fodors.com: "Fodor's No Travel List 2025" (Englisch)
- Eigene Berichterstattung von t-online