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Unicef: Jedes dritte Kind leidet unter mangelhafter Nahrung


Unicef-Jahresbericht
Falsche Ernährung bedroht das Leben von 200 Millionen Kindern

Von t-online, mja

06.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Übergewichtiger Junge: 40 Millionen Kinder unter fünf sind fettleibig oder übergewichtig.Vergrößern des Bildes
Übergewichtiger Junge: 40 Millionen Kinder unter fünf sind fettleibig oder übergewichtig. (Quelle: Panthermedia/imago-images-bilder)

Millionen Kinder auf der ganzen Welt leiden unter den Folgen von mangelhafter Ernährung, mahnt das Kinderhilfswerk Unicef. Dabei geht es nicht nur um Hunger.

Mindestens jedes dritte Kind unter fünf Jahren – 200 Millionen Mädchen und Jungen weltweit – leidet unter den Folgen von unzureichender oder schlechter Ernährung und ist entweder unterernährt oder übergewichtig. Dies gibt das UN-Kinderhilfswerk Unicef in seinem am Dienstag veröffentlichten "Bericht zur Situation der Kinder in der Welt" bekannt. Am Mittwoch ist der sogenannte Welternährungstag.

Fast zwei Drittel der Kleinkinder zwischen sechs Monaten und zwei Jahren erhält demnach nicht die richtigen Lebensmittel, um ihre körperliche und geistige Entwicklung zu fördern. Es bestehe die Gefahr, dass sich ihr Gehirn nicht gut entwickeln kann und sie später Schwierigkeiten beim Lernen haben. Unicef warnt: Das Immunsystem der Kinder ist geschwächt, wodurch sich das Risiko für Infektionskrankheiten erhöht, die in vielen Fällen sogar zum Tod führen.

"Millionen von Kindern ernähren sich ungesund, weil sie einfach keine andere Wahl haben", sagt Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Mangelernährung hat aus Sicht von Unicef viele Facetten: "Es geht nicht nur darum, dass Kinder genug zu essen haben. Es geht vor allem darum, dass sie das Richtige zu essen haben", sagte Fore.

40 Millionen Kinder unter fünf sind übergewichtig oder fettleibig

Der Unicef-Report dokumentiert alle Formen kindlicher Fehlernährung im 21. Jahrhundert. Darin wird die dreifache Bürde von Fehlernährung analysiert: Unterernährung, versteckter Hunger durch fehlende Nährstoffe sowie Übergewicht bei Kindern unter fünf Jahren.

Die wesentlichen Fakten: Unicef zufolge beginnen schlechte Ess- und Ernährungsgewohnheiten schon in den ersten Tagen im Leben eines Kindes. Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und auch Unicef das ausschließliche Stillen von Babys unter sechs Monaten empfehlen, trinken nur 42 Prozent aller Kinder in der Altersgruppe Muttermilch und nichts anderes. Immer mehr Babys werden mit Milchpulver gefüttert. In Ländern mit mittlerem Einkommen wie Brasilien, China und der Türkei hat der Verkauf von Babymilchpulver zwischen 2008 und 2013 um 72 Prozent zugenommen, vor allem durch Marketing und weil Stillen wenig gefördert wird.

Kein Gemüse, kein Obst, kein Fisch, kein Fleisch

Wenn Babys rund um das Alter von sechs Monaten anfangen, feste Nahrung zu sich zu nehmen, erhalten viele von ihnen die falsche Beikost. Im weltweiten Durchschnitt bekommen fast 45 Prozent der Kinder zwischen sechs Monaten und zwei Jahren weder Obst noch Gemüse zu essen. Fast 60 Prozent essen weder Eier, Milchprodukte noch Fisch oder Fleisch.

Im weiteren Verlauf der Kindheit sind Mädchen und Jungen in alarmierendem Maß ungesunden Lebensmitteln ausgesetzt. Dazu tragen Werbung und Marketing bei, die Fülle von industriell stark verarbeiteten Lebensmitteln in Städten ebenso wie in abgelegenen Dörfern sowie ein großes Angebot an Fast Food und stark zuckerhaltigen Getränken.

In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen trinken 42 Prozent der Schülerinnen und Schüler im Jugendalter mindestens einmal täglich einen zuckerhaltigen Softdrink, und 46 Prozent essen mindestens einmal wöchentlich Fast Food. In Industrieländern sind es sogar noch mehr.

In der Folge nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit von Kindern und Jugendlichen weltweit zu. Zwischen 2000 und 2016 hat sich der Anteil der übergewichtigen Kinder von fünf bis 19 Jahren fast verdoppelt. In Deutschland sind heute fast doppelt so viele Jungen und Mädchen übergewichtig wie 1975.


Unicef fordert in seinem Bericht Regierungen und Privatwirtschaft dazu auf, das Thema stärker in den Fokus zu rücken – gerade auch, um Kindern in Armut den Zugang zu gesunder Ernährung zu ermöglichen. Zuckersteuern, mehr Aufklärung und ein Anreizsystem für Lebensmittelhersteller könnten laut Unicef ein Weg dazu sein.

Verwendete Quellen
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