Hungerkrise im Südsudan Warum in unserer hochentwickelten Welt immer noch Menschen an Hunger sterben
2018 hatte jeder neunte Mensch nicht genug zu essen – insgesamt 820 Millionen, schätzen die Vereinten Nationen. Trotzdem gibt es offiziell momentan in keinem Land der Welt eine Hungersnot – warum?
1. Wann spricht man von einer Hungersnot?
Im Alltag sprechen wir von „Hungersnot“, wenn in einer Region viele Menschen nichts mehr zu essen haben. Aber offiziell wird eine Hungersnot von den Vereinten Nationen oder der jeweiligen Regierung eines Landes nach bestimmten Kriterien erklärt. Dann fehlen mindestens jedem fünften Haushalt nahezu vollständig Lebensmittel und / oder andere lebenswichtige Dinge wie Trinkwasser. Zahlreiche Menschen hungern und sterben (mindestens zwei Menschen pro 100.000 Einwohner jeden Tag). Zu den Kriterien gehört auch, dass mehr als 30 Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung leiden.
2. Wann gilt ein Kind als mangelernährt?
Generell unterscheiden Ernährungsexperten zwischen chronischer (langfristiger) und akuter Mangelernährung. Als akut mangelernährt gelten Kinder, deren Körpergewicht unter 80 Prozent des für ihr Alter angemessenen Gewichts liegt. Ursache von Mangelernährung ist der Mangel an Nahrungsmitteln, aber auch an Vitaminen und lebenswichtigen Spurenelementen. Besonders problematisch ist, dass die Verdauung beeinträchtigt wird und die Kinder nicht mehr normal essen können. Dadurch werden sie immer schwächer und anfällig für Krankheiten wie Durchfall, Masern oder Lungenentzündung. Das Risiko, dass ein schwer mangelernährtes Kind stirbt, ist neunmal so hoch wie bei einem gesunden Kind.
3. Warum gibt es Hunger – immer noch?
Die Weltgemeinschaft hat sich schon lange vorgenommen, extremen Hunger zu beenden. Aber in den letzten Jahren hat die Zahl der Hungernden sogar wieder zugenommen. Armut ist sowohl die Ursache als auch die Folge von Hunger und anderen Formen der Mangelernährung. Arme Kinder leiden häufiger unter Hunger und sind dadurch unterentwickelt. Mangelernährte Kinder wiederum haben ein hohes Risiko, zu sterben oder in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung zurückzubleiben. Das kann im späteren Leben oft nicht mehr aufgeholt werden. Sie haben dadurch schlechtere Chancen, zum Beispiel eine gut bezahlte Arbeit zu finden, und vererben ihre Armut in die nächste Generation. So entsteht ein kaum zu durchbrechender Kreislauf.
4. Was sind die Ursachen einer Hungersnot?
Die Ursachen einer Hungersnot oder Hungerkrise sind komplex:
- Dürren, Überschwemmungen und andere Naturkatastrophen führen zu Missernten und zum massenhaften Viehsterben. So werden die Einkommens- und Ernährungsgrundlagen vieler Menschen zerstört.
- In Bürgerkriegen oder bewaffneten Konflikten werden ganze Familien brutal von ihren Feldern, ihren Arbeitsplätzen und aus ihrer Heimat vertrieben. Nicht selten wird der Haupternährer getötet, die anderen Familienmitglieder können ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten.
- Wirtschaftskrisen führen dazu, dass Menschen ihre Arbeit verlieren und gleichzeitig die Preise für Nahrungsmittel und andere lebenswichtige Dinge wie Medikamente drastisch steigen – eine gesunde Ernährung wird für arme Familien unbezahlbar.
5. Wie kann man Kinder vor dem Hungertod retten?
Die gute Nachricht ist: Wird eine akute Mangelernährung rechtzeitig erkannt und behandelt, haben die Kinder sehr gute Chancen, zu überleben und wieder gesund zu werden. Hilfsorganisationen wie UNICEF sorgen in Krisensituationen dafür, dass der Ernährungszustand von möglichst vielen Kindern überprüft wird – zum Beispiel, indem mit einem Maßband der Umfang des Oberarms gemessen wird. Zur Behandlung wird erfolgreich therapeutische Zusatznahrung eingesetzt, vor allem angereicherte Spezialmilch und Päckchen mit sehr energiehaltiger Erdnusspaste. Schon nach wenigen Tagen geht es den meisten Kindern damit deutlich besser.
6. Bringt die Hilfe überhaupt etwas?
Ja, die Hilfe bringt viel. Allein in der ersten Jahreshälfte 2019 hat UNICEF zum Beispiel über 128.000 lebensbedrohlich mangelernährte Kinder im Südsudan und 131.000 Kinder im Jemen mit therapeutischer Nahrung behandelt. Die weltweite Kindersterblichkeit ist in den vergangenen 20 Jahren zudem mehr als halbiert worden. Auch der Einsatz von therapeutischer Zusatznahrung hat dazu beigetragen.
- Südsudan: Einblicke in ein gebeuteltes Land
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Gleichzeitig bleiben viele Herausforderungen. Nothelfer haben in Krisenregionen häufig keinen Zugang zu allen Menschen in Not. Die Klimakrise führt dazu, dass gerade in den ärmsten Ländern Wetter-Extreme wie Dürren, Überschwemmungen oder Wirbelstürme immer häufiger auftreten. Nur mit langfristiger Hilfe können Kinder besser vor künftigen Krisen geschützt und der weltweite Hunger beendet werden.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit Unicef. Text- und Fotomaterial wurden von Unicef bereitgestellt.