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Uraltes Astrolabium zeigt islamisch-jüdischen Austausch


Rund 1000 Jahre alt
Uraltes Astrolabium zeigt islamisch-jüdischen Austausch

Von dpa
04.03.2024Lesedauer: 2 Min.
Zweisprachiges AstrolabiumVergrößern des Bildes
Das Astrolabium weist Gravuren in arabischer und hebräischer Schrift auf sowie eingeritzte Ziffern, die auf den Gebrauch der lateinischen Schrift hinweisen. (Quelle: Federica Gigante/dpa/dpa)

Das astronomische Gerät wurde über Jahrhunderte von muslimischen, jüdischen und christlichen Nutzern verwendet. Dies wird als Zeugnis für die Beziehungen zwischen Arabern, Juden und Europäern gewertet.

Ein rund 1000 Jahre altes Astrolabium weist Gravuren in arabischer und hebräischer Schrift auf, außerdem eingeritzte Ziffern, die auf den Gebrauch der lateinischen Schrift hinweisen. "Es ist ein beeindruckendes Zeugnis des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Arabern, Juden und Christen über Hunderte von Jahren", sagt die Historikerin Federica Gigante von der britischen University of Cambridge, die das astronomische Gerät untersucht hatte.

Mit Astrolabien lassen sich beispielsweise Sternpositionen für ein bestimmtes Datum und eine Uhrzeit ablesen. Sie waren über viele Jahrhunderte wichtige Instrumente für Astronomen, Landvermesser und Seefahrer. Das nun in der Studie beschriebene Astrolabium gehört zum Bestand des Fondazione Museo Miniscalchi-Erizzo in Verona (Italien).

Nachdem das Museum ein neues Foto des Geräts online gestellt hatte, wurde die Historikerin Gigante darauf aufmerksam. "Als ich das Museum besuchte und das Astrolabium aus der Nähe betrachtete, fiel mir auf, dass es nicht nur mit wunderschön eingravierten arabischen Inschriften bedeckt war, sondern dass ich auch schwache hebräische Inschriften erkennen konnte", sagte Gigante.

Stetig weiterentwickelt und angepasst

Sie konnte anhand der Gravuren die Herkunft sowie die Nutzung in Spanien, Nordafrika und Italien nachvollziehen. "Das Astrolabium von Verona hat viele Änderungen, Ergänzungen und Anpassungen erfahren, als es den Besitzer wechselte", so die Historikerin. "Mindestens drei verschiedene Benutzer sahen sich veranlasst, Übersetzungen und Korrekturen an diesem Objekt vorzunehmen, zwei in hebräischer Sprache und einer in einer westlichen Sprache." Gigantes Studie ist in der Fachzeitschrift "Nuncius" erschienen.

Da sich die sichtbaren Sternpositionen über die Jahrhunderte leicht ändern, konnte die Historikerin die Herstellung des Geräts auf das 11. Jahrhundert datieren. Überdies weist es große Ähnlichkeiten mit Astrolabien auf, die der Mathematiker Ibrahim Ibn Saîd al-Sahlì im 11. Jahrhundert in Toledo in al-Andalus, dem damals muslimisch beherrschten Gebiet Spaniens, herstellte.

Toledo und Cordoba, ebenfalls in al-Andalus gelegen, sind mit ihren Breitengraden jeweils auf der Vorder- und Rückseite eingraviert. Gigante vermutet, dass das Astrolabium in Toledo zu einer Zeit hergestellt worden sein könnte, als die Stadt ein blühendes Zentrum der Koexistenz und des kulturellen Austauschs zwischen Muslimen, Juden und Christen war.

Von Nordafrika über Spanien nach Italien?

Später als die ursprünglichen arabischen Inschriften - zu denen auch islamische Gebetszeiten gehören - wurden die Namen Isḥāq und Yūnus eingraviert; es handelt sich um die arabische Schreibweise der biblischen Namen Isaak und Jona. Gigante mutmaßt, dass diese Gravur von einem Mitglied sephardischer Juden in Spanien vorgenommen wurde, da die arabische Sprache unter ihnen gängig war.

Eine zweite, hinzugefügte Platte ist mit typischen nordafrikanischen Breitengraden beschriftet, was darauf schließen lässt, dass das Objekt zu einem anderen Zeitpunkt seiner Existenz vielleicht in Marokko oder Ägypten verwendet wurde.

Mehr als eine Hand fügte dem Astrolabium zudem hebräische Inschriften hinzu. "Diese hebräischen Ergänzungen und Übersetzungen lassen darauf schließen, dass das Objekt zu einem bestimmten Zeitpunkt Spanien oder Nordafrika verlassen hat und in der jüdischen Diasporagemeinde in Italien zirkulierte, wo Arabisch nicht verstanden und stattdessen Hebräisch verwendet wurde", erläutert Gigante.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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