Hunderte Millionen Euro wert Mann findet sagenhaften Schatz – und endet in Haft
Tief im Ozean findet ein Schatzjäger einen lange vermissten Goldschatz. Dieses ist für ihn allerdings nicht nur ein Segen.
Tommy Thompson und seine Crew machten 1988 eine bemerkenswerte Entdeckung in der Tiefsee: Die Amerikaner fanden das sogenannte "Goldschiff", die S.S. Central America. Das Schiff sank wegen eines Hurrikans 1857 mit mehreren Tonnen Gold an Bord im Atlantik.
Der sensationelle Fund brachte dem heute 72 Jahre alten Mann allerdings kein Glück. Weil er sich bis heute weigert, das Versteck der tausenden Goldbarren und Münzen preiszugeben, sitzt Thompson im Gefängnis.
Dabei habe er nicht gegen Gesetze verstoßen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtete. Ihm wird wegen seines Schweigens vorgeworfen, das Gericht zu missachten. Dass er deshalb seit Dezember 2015 in Haft ist, ist ungewöhnlich. Demnach beträgt die Höchstgrenze für Haft wegen dieses zivilrechtlichen Mittels eigentlich 18 Monate. Ein Berufungsgericht lehnte 2019 eine vorläufige Entlassung Thompsons aus der Haft jedoch ab.
39 Versicherungsgesellschaften meldeten Ansprüche auf den Schatz. Auch 161 Investoren, die Thompson mit knapp 13 Millionen US-Dollar (12 Millionen US-Dollar) unterstützten, das Gold aber nie zu Gesicht bekamen, meldeten sich.
Für den Rechtswissenschaftler Ryan Scott, der an der Unversity of Florida lehrt und forscht, zeigt der Fall, dass der Tatbestand der Missachtung des Gerichts missbraucht wird. "Die Politik und die Öffentlichkeit leiden", sagte Scott. "Stellen Sie sich vor, mehr als acht Jahre in einem Bundesgefängnis zu verbringen, ohne Anspruch auf ein Geschworenenverfahren oder einen vom Gericht bestellten Anwalt und mit einer unbefristeten Haftstrafe", sagte der Wissenschaftler. Mit dem Tatbestand könnten politische Gegner attackiert oder ihre vollständige Rechtsverteidigung verhindert werden. "Das wollen wir nicht", erklärte Scott.
Der 72-jährige sitze im Rollstuhl und bekomme nicht die medizinische Behandlung, die er benötige, so der Vorwurf des Juristen. Zudem sei er erst kürzlich im Gefängnis von einem Mithäftling attackiert worden. "Man lässt ihn im Gefängnis einfach verroten, und mit jedem Tag scheint es wahrscheinlicher, dass Alter und Zeit den Fall mit einer Todesurkunde lösen, bevor die verfassungsmäßige Sorgfalt eintritt", so Scott.
Thompson muss täglich 1.000 US-Dollar Strafe zahlen
Zusätzlich zu seinem Gefängnisaufenthalt musste Thompson seit 2015 täglich eine Strafe von 1.000 US-Dollar (968 Euro) bezahlen. Bis heute sammelten sich so 3,3 Millionen US-Dollar (3,2 Millionen Euro) an.
Nun feierte Thompson aber einen Erfolg: Ein Richter hob seine Verurteilung für die Missachtung des Gerichts auf. Er sei nicht überzeugt, dass eine weitere Inhaftierung zur Zusammenarbeit mit dem Schatzjäger führen werde. Dennoch bleibt Thompson weiterhin hinter Gittern. Er muss für zwei Jahre in Haft. Eine entsprechende Strafe war ausgesetzt worden. Auch hier geht es um den Tatbestand der Missachtung des Gerichts.
Thompson war 2012 nicht zu einer Anhörung vor Gericht erschienen, die sich mit dem Goldschatz beschäftigte. Zuvor war er jahrelang auf der Flucht, auch weil er im Jahr 2000 Gold im Wert von 50 Millionen US-Dollar (48 Millionen Euro) verkauft hatte. Die Investoren, die Thompson bei der Suche finanziell unterstützten, sahen davon weder das Gold noch das Geld. Also klagten sie. Der Schatzjäger tauche anschließend unter, um dem Rechtsstreit aus dem Weg zu gehen und nutzte dabei mindestens acht falsche Identitäten. Drei Jahre lang war der frühere Meeresforscher zusammen mit seiner Mitstreiterin Alison Antekeier auf der Flucht, bis die Ermittler ihn im US-Bundesstaat Florida aufspüren konnten und ihn festnahmen. Im Herrenhaus befanden sich Einweg-Handys und Bankrollen im Wert von 10.000 US-Dollar (9.700 Euro) sowie ein Buch mit dem Titel "Wie man sein Leben unsichtbar gestaltet". Daraufhin bekannte er sich schuldig, nicht zur Anhörung erschienen zu sein. Das brachte ihm die nun vollzogene zweijährige Strafe ein.
Einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des restlichen Goldschatzes, deren Wert auf 765 Millionen US-Dollar (741 Millionen Euro) geschätzt wird, hat Thompson gegeben. Seinen Angaben nach wurden sie einem Treuhandfonds im mittelamerikanischen Land Belize übergeben. Beweise legte er jedoch keine vor, für das, was er mal als "überirdisch in seiner Pracht" bezeichnete. Thompsons Anwalt kritisierte vor Gericht die Kriminalisierung seines Mandanten. "Wir sollten uns der Tatsache bewusst sein, dass der Mann etwas getan hat, das als historisch anerkannt werden sollte."
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- abcnews.go.com: "An ex-deep-sea treasure hunter jailed for nearly 10 years scores a legal win but won't be freed" (englisch)
- tampabay.com: "Why is this treasure hunter still sitting in jail?" (englisch)
- apnews.com: "5 years and counting: Ex-treasure hunter still stuck in jail" (englisch)
- apnews.com: "Gold! Treasure lost at sea in 1857 shipwreck goes on display" (englisch)
- apnews.com: "Deep-sea treasure hunter pleads guilty to contempt of court" (englisch)