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Sizilien | Italien: Katastrophale Dürre im Urlaubs-Paradies


Hitze und Trockenheit auf Sizilien
Katastrophale Dürre im Urlaubsparadies – Reisewarnung

Von dpa
Aktualisiert am 13.08.2024Lesedauer: 3 Min.
Wasser auf Sizilien wird rationiert aufgrund einer anhaltenden Dürre.Vergrößern des BildesWasser auf Sizilien wird aufgrund einer anhaltenden Dürre rationiert: An öffentlichen Brunnen können sich die Menschen mit Wasser versorgen. (Quelle: Carmelo Sucameli/imago)

Extreme Trockenheit bedroht die italienische Insel Sizilien. Wasser wird mancherorts ein knappes Gut. Prognosen für die Zukunft verheißen nichts Gutes.

Auf Sizilien ist man Trockenheit in heißen Sommermonaten gewohnt. Doch in diesem Jahr ist sie so katastrophal wie lange nicht mehr: Ausgetrocknete Seen und von sengender Hitze verdorrte Felder prägen derzeit das Bild auf der italienischen Mittelmeerinsel. Einige Landschaften sind in diesem Sommer deshalb kaum wiederzuerkennen. So sind Seen, die einst türkis schimmerten, inzwischen verschlammt oder ausgetrocknet.

Landwirte beklagen die geringer ausfallenden Ernten und Bauern stehen wegen des Wassermangels vor der schwierigen Entscheidung, ob und wie viele ihrer Tiere sie schlachten müssen, bevor diese weiter abmagern.

Für viele Einwohner Siziliens ist das Leitungswasser inzwischen streng rationiert worden – besonders betroffen ist die südliche Provinz Agrigent. Um an öffentlichen Brunnen Wasser zu holen, stehen die Menschen in langen Schlangen an.

Reisewarnung des Auswärtigen Amts

In dem Urlaubsparadies herrscht nun der Dürrenotstand. Siziliens Regierung hat bereits früh den Katastrophenfall ausgerufen. Indes meldet die italienische Umweltbehörde Ispra für die Mittelmeerinsel die höchste Warnstufe. Das Auswärtige Amt hat deshalb seine Reisehinweise aktualisiert, um Urlauber auf die Risiken der Dürre aufmerksam zu machen.

In den vergangenen Jahren haben sich die Sizilianer mit langen Dürreperioden ohne Regen arrangiert. Normalerweise speichern sie Wasser in unterirdisch gelegenen oder auf Dächern angebrachten Zisternen. Zudem wird in großen Tankwagen Wasser in abgelegene Orte geliefert. Doch all das half in diesem Sommer nicht mehr. Inzwischen mussten vom Festland Marinetankschiffe anrücken, um die Einwohner mit Wasser zu versorgen.

Politische Untätigkeit und schlechtes Wassermanagement

Nach Angaben des Zivilschutzes fiel in diesem Jahr auf Sizilien so wenig Regen wie schon sehr lange nicht mehr. Und die Prognosen für die kommenden Jahre lassen nichts Gutes erahnen: Einem Bericht des Umweltingenieurs Leonardo Noto von der Universität Palermo zufolge wird es in Zukunft immer seltener regnen, aber dafür umso stärker. Leichter und konstanter Regen, der tief in den Grundwasserspiegel eindringt und den Boden sättigt, werde dagegen nachlassen.

Laut Experten ist der Wassermangel auf Sizilien zum Teil auch menschengemacht: Auf der Insel seien viele Wasserleitungen marode, wodurch viel Wasser verloren geht. Außerdem fehlen schon seit Jahren Strategien, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Experten beklagen auch die politische Untätigkeit und schlechtes Wassermanagement. Zusammen mit dem wenigen Regen in den Wintermonaten und der Hitze zeigt das nun seine bitteren Folgen.

Der Unmut der Sizilianer wächst

Landwirte und Bewohner beklagen, dass sich die Politik zwar von Jahr zu Jahr mit Ankündigungen übertreffe, doch am Ende passiere kaum etwas. "Ich frage mich, was die Politik macht", empörte sich Giovanni Bonanno, der bei Agrigent Kaktusfeigen anbaut. In Rom und Palermo, Siziliens Hauptstadt, würden Millionen Euro freigemacht. "Das ist nicht das, was wir brauchen. Wir brauchen bessere Stauseen und Brunnen", sagte Bonanno weiter. "Der echte Bauer liebt sein Land, er steht jeden Morgen auf und schuftet. Wir wollen in der Lage sein, zu arbeiten."

Weil einerseits die Stauseen austrocknen und andererseits in vielen touristischen Gegenden die Pools mit Wasser prall gefüllt sind, wächst der Unmut der Sizilianer. Der Fanaco-See, der immer mehrere Gemeinden mit Wasser versorgt hatte, geht zur Neige. Der Pergusa-See, Siziliens größter natürlicher See, ist ebenfalls fast ausgetrocknet.

Sorge über Auswirkungen auf Tourismus

Tatsächlich setzen die sizilianischen Behörden viel daran, dass Urlauber von dem Wassermangel und der Trockenheit nichts merken. Im besonders betroffenen Süden der Insel gehört vor allem das sogenannte Tal der Tempel bei Agrigent zu den beliebtesten Attraktionen für Touristen. Die lokalen Behörden versuchen hier, die Urlauber zu beruhigen, indem sie erklären, dass sie keine Auswirkungen der Dürre zu befürchten haben. Die Wasserversorgung werde priorisiert. Italienischen Medienberichten zufolge gehe jedoch auch den ersten Hotels das Wasser aus.

Dennoch seien die Auswirkungen auf den Tourismus nicht zu spüren, teilte der Hotellerieverband Federalberghi mit. Der Unternehmerverband Confcommercio hat jedoch Alarm geschlagen und warnte vor der Bedrohung des Tourismus durch den Wassermangel. Der Verband mahnte, die Folgen für eine wichtige Einnahmequelle Siziliens nicht zu unterschätzen.

Neue Strategien von den Behörden gefordert

Doch werden die Behörden für die nächsten Jahre Schlüsse aus diesem extremen Sommer ziehen? Forscher zweifeln daran. Manche Experten sagen gar voraus, dass sich ein Drittel Siziliens bis 2030 in eine Wüstenlandschaft verwandeln könne. Leonardo Noto von der Universität Palermo geht in seinem Bericht davon aus, dass die Insel "erst" bis Ende des Jahrhunderts immer trockener und wüstenähnlicher wird.

Dass das Wassermanagement auf der Insel dringend geändert werden muss, darin sind sich die Experten und Einwohner von Sizilien einig. Bis dahin helfen sich viele mit einfachen Lösungen selbst: Manche sammeln schon Wasser in Badewannen oder in Behältern auf dem Balkon – zusätzlich zu den Zisternen im Untergrund, die sie sich schon vor Jahren angeschafft hatten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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