Winterliches Verkehrschaos Bis zu 12 Stunden Stau: Alarm auf deutschen Autobahnen
Kälte und Hunger plagten die Menschen, die wegen des Winterwetters in ihren Autos ausharren mussten. Einsatzkräfte versorgten die Reisenden. Auch in der kommenden Nacht ist die Glättegefahr noch nicht gebannt.
Stundenlang haben Menschen in der Nacht zum Donnerstag im Stau auf vereisten und verschneiten Autobahnen ausharren müssen. In der Kälte waren die Hilfskräfte die Rettung: Sie brachten heißen Kaffee oder machten im Mannschaftswagen Platz zum Aufwärmen. Sie füllten den leeren Tank nach oder besorgten heißes Wasser für den Babybrei. Wenn die Streufahrzeuge nicht durchkamen, wurde eben per Hand weiter gestreut.
Glatteis und Schneefall hatten den Verkehr auf den Autobahnen in der Mitte Deutschlands zum Erliegen gebracht. Besonders betroffen waren der Norden Hessens und Rheinland-Pfalz. "Auf der A7 ist wirklich Alarm", sagte ein Sprecher des hessischen Schwalm-Eder-Kreises am Morgen, nachdem er mit Helfern gesprochen hatte, die in der Nacht vor Ort waren. Die Situation sei "sehr problematisch", ergänzte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Osthessen.
Bis zu 50 Kilometer Stau
Auf der A3 in Rheinland-Pfalz sah es nicht besser aus. Der Stau war phasenweise 50 Kilometer lang. Die Beamten schätzen, dass rund 2.000 Menschen festsaßen. "Es ist eigentlich immer noch – ich sag's mal vorsichtig – ein bisschen chaotisch", sagte ein Polizeisprecher am Morgen, nachdem das Schlimmste schon überstanden war.
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Auch auf der A4 und A5 bildeten sich kilometerlange Staus. Die A61 war wegen Glätte am Donnerstagmorgen in beide Fahrtrichtungen gesperrt worden. "Da ist ein kompletter Eispanzer drauf", sagte ein Polizeisprecher.
Auf der A7 blieben Lastwagen liegen und standen quer, teils wegen Glätte, teils wegen technischer Defekte. "Wenn man Pech hat, muss man einige Lkw-Fahrer erst noch wecken. Die stehen zum Teil schon seit zwölf Stunden im Stau", sagte eine Polizeisprecherin aus Fulda.
Lebensmittel und heiße Getränke
Betreuungszüge des Deutschen Roten Kreuzes und der Malteser verteilten heiße Getränke auf der A7. Am Morgen brachten sie auch Lebensmittel. Nicht alle Fahrerinnen und Fahrer hatten genug Sprit dabei. Die meisten im Stau gefangenen Menschen hatten stundenlang das Auto laufen lassen, um nicht frieren zu müssen.
Auch auf der A3 wurden Heißgetränke verteilt. "Da waren Menschen dabei, die waren einfach froh, dass sie mal einen warmen Kaffee bekommen haben, weil sie schon vier Stunden im Stau standen", sagte Tim Wessel von den Feuerwehren der Verbandsgemeinde Asbach. Wem der Kraftstoff ausging oder die Batterie versagte, durfte in den Mannschaftswagen, "damit sie im Warmen sitzen konnten", so Wessel.
Menschen mit Medikamenten versorgt
"Vereinzelt mussten Menschen mit Medikamenten versorgt werden, zum Beispiel Diabetiker", berichtete der Kreissprecher über den Einsatz auf der A7. Auch ein Baby musste versorgt werden: Die Rettungskräfte brachten heißes Wasser, um Babybrei anzurühren. Auf der A3 gab es ebenfalls medizinische Notfälle: "Wir hatten etwa eine Unterzuckerung und eine Panikattacke", sagte der Polizeisprecher.
In dem 50-Kilometer-Stau auf der A3 versuchten die Streudienste voranzukommen. Das klappte nicht immer. "Wie uns berichtet wird, kommen stellenweise weder Einsatzkräfte noch Streufahrzeuge durch", hieß es bei der Polizei in Mainz. Auf der A5 bei Hattenbach gingen die Helfer dazu über, mit der Hand zu streuen, weil sie mit ihren Fahrzeugen nicht durchkamen.
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes kann es auch in der Nacht zu Freitag noch zu Glätte kommen. In der zweiten Nachthälfte müsse mit einzelnen Schneeschauern gerechnet werden, meist bleibe es aber niederschlagsfrei. Am Freitag sollen die Schneeschauer dann allmählich abklingen. Die Temperaturen steigen auf minus 3 bis 0 Grad, entlang des Rheins auf 1 Grad. Lesen Sie hier, wie sich die Wetterlage in Ihrem Wohnort entwickelt.
- Nachrichtenagentur dpa