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Borkum: Greenpeace errichtet schwimmendes Protestcamp in der Nordsee


Umstrittenes Energieprojekt
Greenpeace errichtet schwimmendes Protestcamp vor Borkum

Von dpa, t-online
30.07.2024Lesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:240730-911-006180Vergrößern des BildesProtest vor Borkum: Die Greenpeace-Mitglieder wollten den Baubeginn des Energieprojektes stören. (Quelle: Lars Penning)

Greenpeace demonstriert vor Borkum in der Nordsee gegen die geplante Erdgasförderung eines niederländischen Unternehmens. Die Umweltschützer fürchten schwerwiegende Schäden für das Wattenmeer.

Greenpeace hat mit Rettungsinseln in der Nordsee gegen eine geplante Erdgasförderung vor den Wattenmeerinseln Borkum und Schiermonnikoog protestiert. Aktivisten bildeten ein schwimmendes Protestcamp nahe der geplanten Bohrstelle, erklärte die Organisation. Neben den Rettungsinseln waren weitere Mitglieder in Schlauchbooten und Kajaks unterwegs, um für den Schutz des Wattenmeeres zu demonstrieren. Die Polizei griff nicht ein. Der niederländische Energiekonzern One-Dyas, der dort Erdgas fördern will, berichtete aus Amsterdam, dass die Protestaktion die Bauarbeiten behindere und die Sicherheit von Mitarbeitern und Umwelt gefährden könnte.

Etwa 20 Aktivisten hatten am Morgen auf Schlauchbooten von Borkum abgelegt und fuhren zur Bohrstelle, etwa 23 Kilometer nordwestlich der Insel. Dort zeigten sie Fahnen und Banner mit Aufschriften wie "Gas zerstört!" und "No New Gas". Das schwimmende Protestcamp sollte die Ankunft von Schiffen verhindern, die Material für die Plattform liefern sollten.

Energiekonzern kritisiert Protest

Friedliche Demonstrationen gegen die Erdgasförderung seien akzeptabel, sagte One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck in einer Mitteilung. "Das ist nicht der Fall, wenn auf diese Weise demonstriert und die Sicherheit unserer Menschen und Aktivitäten in Gefahr gebracht wird." Nach Angaben des Unternehmens sind etwa 300 Mitarbeiter an den Bauarbeiten beteiligt. Das mit Baumaterialien beladene Schiff "Sea Seraya" liege vorerst still.

Nach Angaben der Wasserschutzpolizei in Niedersachsen lief der Protest ruhig ab. "Greenpeace demonstriert da friedlich", sagte eine Polizeisprecherin. Schiffe der niederländischen Küstenwache und der deutschen Wasserschutzpolizei begleiteten zeitweise den Protest, der laut den deutschen Behörden in niederländischen Hoheitsgewässern in der Nähe des Kranschiffs "Sleipnir" ablief. Die Wasserschutzpolizei halte engen Kontakt zu den niederländischen Amtskollegen, sagte die Sprecherin. Nach Einschätzungen der deutschen Polizei beteiligten sich 20 bis 25 Demonstranten.

Eine Greenpeace-Sprecherin sagte auf dpa-Anfrage am Nachmittag, der Protest laufe weiter. Aktivistinnen und Aktivisten in den Rettungsinseln seien durchgetauscht worden und harrten weiter aus, um den Beginn der Bauarbeiten zu verhindern.

Energiekonzern will Bauarbeiten in Kürze beginnen

Der Energiekonzern One-Dyas plant, aus einem Feld vor den Inseln Borkum und Schiermonnikoog Erdgas zu fördern. Dazu soll eine Förderplattform auf niederländischem Hoheitsgebiet errichtet werden. Gefördert werden soll sowohl in niederländischen als auch in deutschen Hoheitsgebieten, nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Nach Angaben von One-Dyas sollten noch am Dienstag die Produktionsplattformen sowie Arbeitsschiffe an der Stelle ankommen. Die Installationsarbeiten sollen am Mittwoch beginnen. One-Dyas will ab Dezember Erdgas fördern. Um den Zeitplan einzuhalten, müssen Bauarbeiten laut dem Unternehmen noch in diesem Sommer erfolgen.

Umweltschützer fürchten Schäden für Natur

Umweltschutzverbände und Insulaner in Deutschland und in den Niederlanden lehnen das Energieprojekt ab. Sie fürchten durch die Erdgasförderung Umweltschäden für das angrenzende Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer und die benachbarten Inseln. Außerdem halten sie die Erdgasförderung für unvereinbar mit Klimazielen. "Angesichts der immer schneller voranschreitenden Klimakrise können wir uns keine weiteren Gasbohrungen mehr leisten. Hier stehen zudem einzigartige schützenswerte Lebensräume im Wattenmeer auf dem Spiel", teilte die Greenpeace-Energieexpertin Mira Jäger mit. Der Umweltverband fürchtet, dass schützenswerte Unterwasserbiotope und Riffstrukturen durch die Erdgasförderung unwiederbringlich zerstört werden.

Die Stadt Borkum kritisierte, dass die Arbeiten "in der sensiblen Aufzuchtzeit der Schweinswal-Kälber stattfinden". Die Kabelverlegung würde zudem "schützenswerte Steinriffe, die als Kinderstube von Fischen gelten, zerstören und gefährden." Die Stadt Borkum kündigte an, sich mit der Inselgemeinde Juist weiter mit rechtlichen Mitteln gegen das Energieprojekt zu wehren.

Protest an ähnlicher Stelle im Juni

Anfang Juni hatten Greenpeace-Aktivisten an ähnlicher Stelle, etwa 20 Kilometer nördlich der Inseln bereits zeitweise eine schwimmende Bohrplattform besetzt. Das höchste Gericht der Niederlande, der Hohe Rat in Den Haag, hatte noch am selben Tag einen vorläufigen Baustopp für das Projekt verhängt, nachdem deutsche und niederländische Umweltschützer eine einstweilige Verfügung eingereicht hatten.

Angesichts der Gerichtsentscheidung beendeten die Aktivisten ihren Protest auf der Plattform. Später wurde der Baustopp wieder aufgehoben. One-Dyas dürfe eine Bohrplattform errichten, urteilten die Richter.

Für die Erdgasförderung sind Genehmigungen der Niederlande und Deutschland erforderlich. Das Wirtschaftsministerium in den Niederlanden hatte dafür bereits eine Lizenz erteilt. Dagegen läuft vor dem höchsten Gericht in den Niederlanden allerdings noch ein Verfahren. Auf deutscher Seite läuft das Genehmigungsverfahren beim Niedersächsischen Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG).

Transparenzhinweis
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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