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Weltraumschrott der ISS über Deutschland: Absturz gemeldet – Alle Infos


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Ausrangiertes Batteriepaket
ISS-Teil über Deutschland gesichtet – Absturz gemeldet


Aktualisiert am 09.03.2024Lesedauer: 5 Min.
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Der Roboterarm "Canadarm2" entlässt am 21. März 2021 die Batteriepalette: Das Objekt wird unkontrolliert auf die Erde stürzen, was Vorhersagen über den Ort des Eintritts schwer macht. (Quelle: IMAGO/imago)

Das ausrangierte Batteriepaket der ISS hat bei seinem Eintritt in die Erdatmosphäre Deutschland zweimal überflogen. Am Freitagabend stürzte es ab.

Seit drei Jahren umrundet ein großes Paket Weltraumschrott unsere Erde. Die Palette mit alten Nickel-Wasserstoffbatterien war am 21. März 2021 von der Internationalen Raumstation ISS abgetrennt worden und trat nun in die Erdatmosphäre ein. Am Freitagabend wurde der Absturz gemeldet.

Die Reste des ausrangierten Batteriepakets der Raumstation ISS sind im Amerikanischen Mittelmeer, zu dem auch der Golf von Mexiko gehört, abgestürzt. Das teilte die Sprecherin des Weltraumlagezentrums der Bundeswehr, Simone Meyer, mit. Die Reste seien grob in einem Korridor zwischen Guatemala und Florida ins Meer gefallen. Das Batteriepaket sei "wahrscheinlich zu großen Teilen verglüht". Auch die europäische Behörde für Weltraumüberwachung sprach davon, dass man basierend von vorhanden Informationen davon ausgeht, dass die Batterie am Freitagabend die Erde erreicht habe und wahrscheinlich teilweise verglüht sei.

Mit bloßem Auge zu sehen

Der Eintritt in die Erdatmosphäre war auch in Deutschland zu sehen gewesen. Rainer Kresken, Leiter der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und Raumfahrtingenieur bei der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, sagte zu t-online: "Zurzeit sagen die Berechnungen, dass das Objekt gegen 17.52 Uhr unserer Zeit über Brasilien in die Atmosphäre eintritt. Aber es gibt auch eine kleine Chance, dass es über Deutschland verglüht. Das könnte eine richtig gute Show werden." Er forderte Fans auf, die Augen Richtung Himmel zu richten, denn in bestimmten Gebieten könnte man den Eintritt mit bloßem Auge sehen, "als Lichtstreifen oder flammendes Objekt, das sich von einem Horizont bis zum anderen bewegt."

Aus der Show wurde nichts, aber später gab es ein Video aus Gelsenkirchen von 19.19 Uhr auf der Plattform X, auf dem bei genauem Hinsehen ein Lichtschweif zu erkennen ist:

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Zuvor wurde der ISS-Schrott um 19.17 Uhr in Amsterdam gesichtet.

Wo und wann war das Objekt zu sehen?

Nach dem ersten Überflug über Deutschland gab es eine Möglichkeit für weitere Sichtungen der Trümmer bei einer zweiten Erdumrundung über Baden-Württemberg. Ab etwa 20.54 Uhr wäre das im südwestlichsten Zipfel Deutschlands (Emmendingen, Freiburg, Tuttlingen, Konstanz und Oberallgäu) möglich gewesen.

Eine Karte des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zeigte die wahrscheinliche Überflugbahn über Deutschland. Dabei war zu beachten, dass die Karte Uhrzeiten in Zulu-Zeit angibt und damit eine Stunde früher als auf unseren deutschen Uhren. Die Trümmerteile flogen demzufolge in einem Zickzackmuster und in drei Vorbeiflügen über diverse Bundesländer wie Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.

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Wieso kann man den Wiedereintritt nicht genau vorhersagen?

Es handelte sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt, deswegen sind genaue Vorhersagen sehr schwer.

"Das Objekt wird allmählich durch die Atmosphäre abgebremst und verliert damit an Bahnhöhe", sagte der Leiter des Esa-Programms für Weltraumsicherheit, Holger Krag, dem Onlineportal der "Tagesschau". "Die großen Unsicherheiten kommen daher, dass wir nicht genau voraussagen können, wie dicht die Atmosphäre sein wird. Es hängt von vielen Faktoren ab und bleibt zu einem großen Teil dem Zufall überlassen. Insofern kann man selbst einige Stunden vorher den Ort noch nicht genau benennen. Man kann vielleicht einige Kontinente ausschließen, aber man kann die Vorhersage auf keinen Fall auf ein Land oder eine Stadt herunterbrechen."

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hatte am Donnerstagnachmittag über mehrere Warn-Apps eine amtliche Gefahreninformation verbreitet, derzufolge die Wahrscheinlichkeit, dass Trümmer auf Deutschland stürzen, sehr gering sei.

Wird man den Wiedereintritt trotzdem merken?

Laut BKK waren in Deutschland Leuchterscheinungen möglich. Auch könne eventuell ein Überschallknall wahrgenommen werden. "Vielleicht sieht man das Zerlegen ja als schöne Sternschnuppe", mutmaßte Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner.

Und was, wenn nicht?

Selbst wenn Teilchen durchkämen, sei ein Treffer auf bewohntem Gebiet unwahrscheinlich, so Wörner. "Unter der großen Fläche, die das Paket überfliegt, ist sehr viel Wasser."


Quotation Mark

Batterien brennen sehr gerne. Ich gehe davon aus, dass das Paket nahezu komplett in der Atmosphäre verglüht. Vielleicht sieht man das Zerlegen ja als schöne Sternschnuppe.


Ex-ESA-Chef Jan Wörner


Um was für ein Objekt geht es?

Bei dem Objekt handelt es sich den Angaben zufolge um eine Plattform mit ausrangierten Batteriepaketen, die in etwa so groß ist wie ein Auto oder ein kleiner Sperrmüllcontainer, und 2,6 Tonnen wiegt – das bislang größte Objekt, das aus der ISS abgeworfen wurde. Die Plattform trägt die offizielle Bezeichnung "iss064e041250" und wurde bereits am 21. März 2021 in einer Höhe von etwa 420 Kilometern über der Erdoberfläche bewusst von der ISS abgetrennt. Berechnungen ergaben, dass der riesige Batteriehaufen zwei bis drei Jahre später in die Atmosphäre eintreten und dort verglühen würde. Er wurde seit seinem Abwurf überwacht.

Wie schnell werden sich die ISS-Trümmer zerlegen?

Ein Puff und alles ist vorbei? Ein wenig länger dauert das Zerlegen des Weltraumschrotts schon. "Das geht sehr schnell", sagte Krag. Von einer Höhe von 100 Kilometern, in der der Wiedereintritt stattfindet, wenn das Objekt anfängt sich zu zerlegen, bis zum Boden sind es zehn Minuten.

Der Batterieblock wird seinen Angaben nach aber nicht als kompaktes Einzelteil auf ein ganz eng begrenztes Gebiet fallen, "sondern das verteilt sich eher in einer längeren Trümmerschleppe." Man werde in dem betroffenen Gebiet eher alle 10 oder 20 Kilometer ein kleineres Teil erwarten, so Krag.

Die Experten können mit Radaren feststellen, dass das Objekt nicht mehr im Weltraum unterwegs ist. Zudem ist es möglich, dass Lichtspuren am Himmel beobachtet und vielleicht auch per Foto oder Video festgehalten werden.

Kommt so etwas öfter vor?

Dass Weltraumschrott in die Atmosphäre eintritt und dort verglüht, ist gängiges Prozedere. So fand erst vor wenigen Wochen der vor fast 30 Jahren gestartete europäische Satellit "ERS-2" (lesen Sie dazu hier weiter) ein solches Ende und wurde planmäßig zerstört. Auch dass kleinere Trümmer die Erdoberfläche erreichen, kommt immer wieder vor. Meist gehen sie über dem Ozean oder unbewohntem Gebiet nieder. Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist in den vergangenen 50 Jahren durchschnittlich ein bekanntes Stück pro Tag auf die Erde gefallen. Bislang sei dadurch keine ernsthafte Verletzung oder bedeutender Sachschaden bekannt.

Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa sind derzeit mehr als 25.000 Objekte mit einem Umfang von mehr als zehn Zentimetern im Weltraum unterwegs, etwa 500.000 mit einem Umfang zwischen einem und zehn Zentimetern sowie mehr als 100 Millionen Partikel, die größer als ein Millimeter sind. Insgesamt seien es mehr als 9.000 Tonnen. Ursprung seien vor allem Satellitenexplosionen und Kollisionen.

Gibt es Bemühungen, etwas dagegen zu tun?

Viele Länder, die im Weltraum aktiv sind, haben sich besorgt gezeigt und dafür ausgesprochen, die Entstehung von weiterem Weltraumschrott so weit wie möglich zu reduzieren – zum Beispiel durch entsprechendes Design von Raumschiffen und Satelliten. Der frühere Esa-Chef Wörner forderte zudem "endlich ein Frühwarnsystem zum Schutz der Erde".

Verwendete Quellen
  • Telefoninterview mit Rainer Kresken, Leiter der Starkenburg-Sternwarte in Heppenheim und ESA-Raumfahrtingenieur
  • PM des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Bundesamt für Katastrophenschutz per X
  • Nasa.gov: "An external pallet is released from the Canadarm2 robotic arm" (englisch)
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