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Griechenland und Türkei: Schweres Erdbeben erschüttert Ägäis und löst Tsunamis aus


Viele Tote und Verletzte
Schweres Erdbeben erschüttert Ägäis und löst Tsunami aus

Von dpa, afp, law, ds

Aktualisiert am 31.10.2020Lesedauer: 4 Min.
Ein Tsunami rauscht durch die türkische Stadt Seferihisar südlich von Izmir.Vergrößern des Bildes
Ein Tsunami rauscht durch die türkische Stadt Seferihisar südlich von Izmir. (Quelle: Twitternutzer BlxckMosquito/Screenshot t-online)

Eingestürzte Wohnhäuser, verzweifelte Helfer, ein Tsunami: In der östlichen Ägäis hat ein starkes Erdbeben für Zerstörung gesorgt. In der Türkei und auf der griechischen Insel Samos gibt es mehrere Tote.

Es sind 30 Sekunden, die Stunden und voraussichtlich Tage der Bergungs- und Aufräumarbeiten einleiten: Ein starkes Erdbeben in der Ägäis hat in der Westtürkei und auf den griechischen Inseln am Freitag für große Zerstörung gesorgt. Mehrere Menschen starben; es kam zu Tsunamis.

Mindestens 25 Menschen kamen nach bisherigen Erkenntnissen in Folge des Erdbebens in der Provinz Izmir ums Leben, fast 800 Menschen wurden verletzt, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu am frühen Samstagmorgen berichtete. Auf der griechischen Insel Samos starben zwei Menschen, acht wurden am Freitagabend im Krankenhaus behandelt.

Suche nach Vermissten dauert an

Fünf Häuser stürzten ein und verschütteten Menschen. Im Video oben oder hier sehen Sie Aufnahmen aus Izmir. Nach Angaben vom Abend konnten 70 lebend geborgen werden.

Das erste Beben am Freitagmittag hatte nach Angaben der nationalen türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Die zuständige US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens mit 7 an. Es hatte fünf Häuser in Izmir einstürzen lassen, mehrere Menschen wurden verschüttet. Weitere Häuser wurden teilweise stark beschädigt.

Der türkische Fernsehsender TRT zeigte Bilder, wie Hunde nach Verschütteten suchten und Einsatzkräfte mit Taschenlampen und teilweise schwerem Gerät die Einsturzstelle nach Überlebenden absuchten. Die Zahl der Verletzten wurde im Laufe des Abends mehrfach nach oben korrigiert. Türkische Behörden riefen dazu auf, Straßen nicht zu blockieren und das Mobilfunknetz möglichst zu entlasten.

Keine Hinweise auf deutsche Opfer

Hinweise auf Deutsche unter den Toten und Verletzten hat das Auswärtige Amt derzeit nicht. Die Botschaft in der griechischen Hauptstadt Athen und das Konsulat im türkischen Izmir seien aber weiter mit den zuständigen Behörden in Kontakt, hieß es am Freitagabend aus dem Ministerium.

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Hauswand stürzt auf Kinder – beide tot

Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste gab es Tsunamis. Erdbeben-Institute berichteten über erste Nachbeben weiter westlich des Hauptbebens, mehrere davon über der Stärke 4,0. Griechische Fernsehsender zeigten Bilder von der überfluteten Küstenpromenade, wo das Wasser Autos wegspülte. Der Strom fiel aus. Auch auf Bildern aus dem türkischen Seferihisar waren überflutete Gassen zu sehen:

Auf diesem Video aus der Region Izmir ist zu sehen, wie ein Tsunami Boote aus einem Hafen aufs Meer hinaus zieht:

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Die auf Samos getöteten Jugendlichen waren den Angaben zufolge nach der Schule zu Fuß auf dem Weg nach Hause, als wegen des Bebens in einer engen Gasse Hauswände einstürzten. Medien hatten zuvor gemeldet, acht Verletzte würden im Krankenhaus behandelt.

Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam informierte am Freitagmittag ebenfalls über das "schwere Erdbeben mit einem Tsunami". Nach GFZ-Berechnungen erreichten die Wellen Höhen von mehr als 1,5 Metern. Sie könnten an der Küste womöglich bis zu drei Meter hoch auflaufen. Tilmann Frederik, Seismologe des Zentrums, sagte, das Beben habe sich in einer Gegend mit großer tektonischer Aktivität ereignet. Das letzte Erdbeben dieser Stärke habe es in der Gegend in den 1950er-Jahren gegeben.

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Der türkische Fernsehsender TRT zeigte am Nachmittag Bilder von eingestürzten Mehrfamilienhäusern und von Staubwolken über der Stadt Izmir. Es wurde von Panik auf den Straßen während des Bebens berichtet, Telefonverbindungen seien unterbrochen gewesen. Türkische Medien berichteten, einige Krankenhäuser in der Provinz Izmir seien beschädigt worden und hätten evakuiert werden müssen. Moscheen in der Region boten Menschen Obdach an, wie TRT berichtete. Mehrere Spiele in den türkischen Fußballligen wurden der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge abgesagt.

Die Behörden riefen dazu auf, Straßen nicht zu blockieren und das Mobilfunknetz möglichst zu entlasten. Am Abend dann waren Hunde zu sehen, die in den Trümmern nach Verschütteten schnüffeln, Scheinwerfer leuchteten die Suchstelle aus, mit Hilfe von Kränen werden die schweren Trümmerteile bewegt.

Die Bewohner von Samos waren dazu aufgerufen worden, die Nacht zum Samstag im Freien –gegebenenfalls in ihren Autos – zu verbringen. Bisher sind griechische Geologen nicht sicher, ob es sich bei dem großen Beben von Freitagmittag um das Hauptbeben gehandelt hat. Auch könnten stärke Nachbeben manche ohnehin schon beschädigte Häuser endgültig zum Einsturz bringen, warnen sie.

"Zeiten, in denen Menschen zusammenstehen müssen"

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan richtete sich in einer Rede an die Bevölkerung. Man stehe den vom Erdbeben betroffenen Menschen mit allen Mitteln bei. Erdogan und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis boten sich in einem Telefonat gegenseitige Hilfe an, wie Anadolu berichtete. Auf Twitter drückte Mitsotakis der Türkei sein Beileid aus und schrieb: "Was auch immer unsere Uneinigkeiten sind, das sind Zeiten, in denen Menschen zusammenstehen müssen". Erdogan bedankte sich ebenfalls auf Twitter und antwortete: "Dass zwei Nachbarn in schwierigen Zeiten Solidarität zeigen ist wichtiger als Vieles im Leben." Die Regierungen in Athen und Ankara liegen derzeit unter anderem wegen umstrittenen Erdgaserkundungen der Türkei und Grenzstreitigkeiten im östlichen Mittelmeer über Kreuz.

Auch die Europäische Union und die Nato boten der Türkei und Griechenland Unterstützung an. "Ich bin in Gedanken bei allen, die betroffen sind", schrieb EU-Ratschef Charles Michel am Freitag auf Twitter. "Die EU hält sich bereit, Unterstützung zu leisten." Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg boten das an.

Verschiedenen Berichten zufolge soll das Beben in der türkischen Metropole Istanbul und bis in die griechische Hauptstadt Athen zu spüren gewesen sein.

1999 wurde die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in seiner Geschichte heimgesucht: Bei einem Beben in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit, östlich von Istanbul, starben damals mehr als 17.000 Menschen.

Verwendete Quellen
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