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Verwüstung nach Unwetter – Tornado in Sachsen?


Wassermassen, Hagel und Sturm
Unwetter in Deutschland – Mann in Lebensgefahr

Von dpa, aj

Aktualisiert am 19.06.2024Lesedauer: 5 Min.
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Unwetter über Deutschland: Wetteranimation zeigt, wo es turbulent wird. (Quelle: t-online)

Unwetter über Teilen Deutschlands halten die Feuerwehren in Atem. Ein Tornado könnte in Sachsen gewütet haben. Ein Mann wurde schwer verletzt.

Kräftige Gewitter mit Unwetter-Potenzial sind am Dienstag über größere Teile Deutschlands niedergegangen. Betroffen waren Regionen über der breiten Mitte von West nach Ost etwa seit den Mittagsstunden, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit Sitz in Offenbach vorhergesagt hatte.

Die Meteorologen hatten von einer "Schwergewitterlage" gesprochen. In der Nacht zum Mittwoch beruhigte sich das Wetter wieder. Der DWD hob alle Unwetterwarnungen auf. Für diesen Mittwoch werden in mehreren Regionen erneut teils kräftige Gewitter erwartet. Hier lesen Sie mehr.

Tornado in Sachsen? Mann schwer verletzt

In Sachsen kam es zu Dutzenden Einsätzen der Feuerwehr. Im Landkreis Meißen seien gleich mehrere Einsätze ausgelöst worden, teilte ein Polizeisprecher auf Anfrage mit. Eine sogenannte Superzelle sorgte für schwere Verwüstungen in Gröditz. Die Feuerwehr habe der Leitstelle einen Tornado in der Kleinstadt gemeldet. Dächer wurden abgedeckt, große Bäume knickten um. Besonders schlimm getroffen wurde ein Mehrfamilienhaus in dem Ort, dass vom Orkan massiv abgedeckt wurde.

Bei dem Windphänomen hat es sich nach ersten Untersuchungen des DWD nicht um einen Tornado gehandelt. "Einen Tornado können wir nach aktueller Sachlage nicht bestätigen", sagte ein Sprecher der Tornado-Expertengruppe des DWD am Mittwoch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Nach Sichtung von Radarbildern deute derzeit viel darauf hin, dass die Ursache für die Schäden geradlinige Winde (Fallböen) gewesen seien. "Zudem liegen uns auch keine Aufnahmen eines Tornados vor", hieß es.

Endgültige Klarheit kann demnach nur eine Untersuchung der Schäden und des Schadensmusters vor Ort bringen. Die Tornado-Experten gehen aber aufgrund der Bilder davon aus, dass die Windgeschwindigkeiten in Gröditz höher als 140 Kilometer pro Stunde gewesen sein müssen.

Hochspannungsmasten umgeknickt

Im Ortsteil Nauwalde seien große Hochspannungsmasten einfach umgeknickt. Dort sei unter anderem ein Baum auf Bahnschienen gefallen. Der Bahnverkehr kam zum Erliegen. Die Zugverbindung Elsterwerda – Gröditz ist eingestellt. Zudem wurden Autos durch riesige umgestürzte Bäumen stark beschädigt.

Bei Zwickau sorgten auf der A 72 Hagelkörner für winterliche Atmosphäre, als sie die Autobahn bedeckten. Auch berichteten einige Anwohner von einem Tornado.

Verletzt wurde nach bisherigen Erkenntnissen dadurch niemand. Die Bundespolizei sei verständigt worden, auch die Notfallstelle der Deutschen Bahn wurde informiert. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes ist ein Tornado "durchaus möglich", allerdings müsse dies erst geprüft werden, hieß es.

Im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis gab es am Dienstagabend infolge des Unwetters einen Schwerverletzten. Dieser schwebt in Lebensgefahr, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Ein Sprecher der Regionalleitstelle Lausitz sagte, dass ein Baum auf ein fahrendes Auto stürzte. Der Fahrer wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Insgesamt habe es bei der Leitstelle fast 90 wetterbedingte Einsätze gegeben. Die meisten wegen umgefallener Bäume sowie einige wegen Blitzeinschlägen. In Cottbus brannte nach einem Blitzeinschlag ein Haus. Hier wurde niemand verletzt.

Auch in Niedersachsen könnte ein Tornado gewütet haben. In den sozialen Netzwerken geteilte Video und Fotos zeigen eine Windhose, die durch Bockenem im Landkreis Hildesheim zog, und enorme Schäden angerichtet hat.

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Mehrere Fanzonen zur Fußball-Europameisterschaft waren vorsorglich geschlossen worden. In Leipzig wurde die EM-Fanzone am Abend letztlich doch noch geschlossen, weil erneut Unwetter drohten.

Zuvor war der Partybereich auf dem Augustaplatz nach einer vorübergehenden Schließung kurz geöffnet gewesen. In Leipzig spielte am Abend Portugal gegen Tschechien (2:1).

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Wassermassen im Dortmunder Stadion

Auch in Nordrhein-Westfalen ging es hoch her. Heftiger Starkregen in Grevenbroich ließ die Feuerwehr zu Dutzenden Einsätzen ausrücken. In zwei Fällen hätten Autoinsassen gerettet werden müssen, die mit ihren Fahrzeugen in überfluteten Unterführungen hängen geblieben seien, teilte die Feuerwehr der Stadt mit. In vom Regen besonders betroffenen Stadtteilen habe das Wasser in Kellern teils bis zu einem Meter hoch gestanden, Wasser sei aus Kanälen in Wohnungen gelangt.

In einem Ortsteil wurde zeitweise eine Regionalbahnstrecke gesperrt, weil sehr viel Wasser das Gleisbett durchströmt hatte und die Deutsche Bahn erst die Sicherheit des Bahndamms prüfen musste. Insgesamt rückte die Feuerwehr nach eigenen Angaben ab dem frühen Nachmittag unwetterbedingt zu mehr als 60 Einsätzen aus.

Auch in Dortmund wurde die EM-Fanzone geschlossen. Im Dortmunder Stadion versuchten die Ordner, die Auswirkungen des Regens vor dem EM-Spiel der Türkei gegen Georgien möglichst gering zu halten: Sie fegten das Wasser, das sturzbachartig von den Dächern fiel und die Treppen hinunterfloss, in offene Gullys.

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Kräftiger Regen hatte in Dortmund am Nachmittag ungefähr 20 Einsätze der Feuerwehr zur Folge. Mehrere Straßen seien überflutet worden, auch eine U-Bahn-Station sei mit rund zehn Zentimetern Wasser vollgelaufen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Dortmund. Verletzt worden sei niemand. Auf der A42 sei im Autobahnkreuz Herne die Fahrbahn in Richtung Dortmund überflutet worden, berichtete zudem ein Sprecher der Polizei Münster. Die Verkehrsteilnehmer könnten dort jedoch langsam entlangfahren.

Golfballgroße Hagelkörner in Thüringen

In Südthüringen beschädigten größere Hagelkörner mehrere Autos und Wellblechdächer. Menschen seien nicht verletzt worden, teilte ein Polizeisprecher am Abend auf Anfrage mit. Zudem war zwischenzeitlich eine örtliche Kreisstraße im Landkreis Hildburghausen komplett mit golfballgroßen Hagelkörnern bedeckt. Die Straße sei inzwischen wieder geräumt und befahrbar. Unfälle habe es dort keine gegeben.

Auf der Autobahn 4 in Thüringen gab hingegen einen schweren Unfall: Ein Auto geriet vermutlich durch Aquaplaning ins Schleudern und prallte mit einem Lkw mit Gefahrgutladung zusammen. Der Lkw fing aus bisher ungeklärten Gründen Feuer, wie die Polizei am Dienstagabend mitteilte.

Die Autobahn musste aufgrund potenziell gefährlicher Rauchentwicklung zwischenzeitlich in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt werden. Die Feuerwehr ließ die Ladung vor Ort kontrolliert abbrennen. Am späten Dienstabend waren die Arbeiten noch im Gange. Die Bevölkerung wurde dazu angehalten, in Teilen Weimars die Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Eurocity strandet wegen Baum auf Oberleitung

In Südbrandenburg führte die Wetterlage zu einer Vielzahl von Einsätzen bei den Feuerwehren. Derzeit gebe es etwa 120 Einsätze im Bereich der Regionalleitstelle Lausitz, sagte ein Sprecher gegen 19.30 Uhr. Es handele sich vor allem um Schäden durch starke Winde. Es gebe zahlreiche umgestürzte Bäume, hieß es.

Wegen eines sturmbedingten Oberleitungsschadens ist ein Eurocity nach Prag am Dienstagabend in Brandenburg gestrandet. Ein Baum sei auf die Oberleitung gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Die Fahrgäste mussten den Zug demnach bei Elsterwerda in Brandenburg verlassen und wurden auf Busse verteilt. Wie viele Personen betroffen waren, war zunächst unklar.

Der Zug hatte am späten Dienstagabend noch keine Energieversorgung und sollte abgeschleppt werden. Die Züge auf der Strecke zwischen Dresden und Berlin wurden zunächst über Leipzig umgeleitet, wie die Sprecherin sagte. Am Mittwoch bleibt die Strecke nun gesperrt. Die Räum- und Reparaturarbeiten werden den Tag über andauern, Züge werden weiter umgeleitet, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Mittwochmorgen.

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Feuchtwarme Luftmassen ziehen nach Deutschland – und bringen turbulentes Wetter. An der Luftmassengrenze kann es dabei zu schweren Gewittern kommen.
Im Laufe des Dienstags zieht eine Regenfront von Südwesten nach Nordosten. Ab den Mittagsstunden sind teils heftige Gewitter mit erhöhter Unwettergefahr über der Mitte des Landes möglich. Örtlich kann es auch zu größerem Hagel und Starkregen bis 30 Liter pro Quadratmeter in kürzester Zeit kommen.
Auch bei den EM-Spielen kann es nass werden: ab 18 Uhr in Dortmund mit der Türkei gegen Portugal und ab 21 Uhr in Leipzig bei Georgien gegen Tschechien. Die Schwerpunkte der Gewitter verlagern sich im Laufe des Abends auch nach Osten.
Die Temperaturen steigen im Laufe des Tages auf schwülwarme 24 bis über 30 Grad – mit Spitzenwerten in einem Streifen von Passau bis Stuttgart. Etwas kühler bleibt es dagegen im Münsterland und im Norden des Landes.
Regional können teils schwere Sturm- oder Orkanböen auftreten. Der Deutsche Wetterdienst hält zudem Tornados im Westen und in der Mitte nicht für ausgeschlossen.
In der Nacht zu Mittwoch ziehen die Unwetter nach Osten und schwächen sich dabei ab. Aus Frankreich ziehen dann aber bereits die nächsten Gewitter heran.
Am Mittwoch zieht ein Gebiet mit Gewittern und Starkregen vom Saarland und der Pfalz nach Franken und später weiter nach Sachsen, lokal besteht Unwettergefahr.
Am Nachmittag sind zudem örtlich kräftige Gewitter in Alpennähe möglich. Ansonsten ist es zeitweise sonnig und überwiegend trocken – etwa in Hamburg zum ersten EM-Spiel des Tages und in Stuttgart, wo am frühen Abend die deutsche Nationalelf in ihrem zweiten EM-Spiel auf Ungarn trifft.
Bis zum Anpfiff der Partie Schottland gegen Schweiz in Köln hat sich auch dort der Regen verzogen.
Die Höchsttemperatur liegt im Norden zwischen 16 und 20, in der Mitte bei 21 bis 25 Grad. Im Süden sind noch höhere Werte bis an die 30 Grad-Marke möglich.
Am Donnerstag ist es vor allem im Norden und Osten den ganzen Tag recht sonnig. Im Süden und Westen nehmen die Wolken im Laufe des Tages zu. Am Nachmittag und Abend können sich von der Eifel bis ins Allgäu teils neue heftige Gewitter mit Unwettergefahr entwickeln.
Dort ist es bis dahin auch wieder schwül bei Temperaturen von 25 bis 30 Grad. Ansonsten verbreitet 20 bis 25 Grad, an der Nordsee bleibt es dagegen kühler.

Ansonsten habe es wegen der teils heftigen Unwetter, die am Dienstag über große Teile Deutschlands zogen, nur örtlich kleinere Störungen im Bahnverkehr gegeben, vor allem wegen umgestürzter Bäume.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Beobachtungen
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