Schwere Unruhen in der Karibik "Brennt jedes Haus nieder": Bandengewalt in Haiti eskaliert
Nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Ariel Henry in Haiti nimmt die Bandengewalt nicht ab – im Gegenteil.
Die politischen Unruhen in Haiti nehmen weiter zu, da das Land darum kämpft, einen Übergangsrat zur Bildung einer neuen Regierung einzusetzen. Medien berichten über erneute Angriffe bewaffneter Banden auf Teile der Hauptstadt Port-au-Prince. Der Stadtteil Lower Delmas soll sich laut des Radios "Tele Galaxie" in ein "Schlachtfeld zwischen Polizei und bewaffneten Banden" verwandelt haben.
Explosionen und Feuer aus automatischen Waffen in der Nähe des Nationalpalastes, Plünderungen des medizinischen Zentrums der staatlichen Universität von Haiti sowie Angriffe im Vorort Petion-Ville sind nur einige der verheerenden Ereignisse, die von den Medien gemeldet werden.
"Brennt die Häuser nieder"
Das Viertel Lower Delmas ist bekannt als Hochburg des Bandenchefs Jimmy "Barbeque" Cherizier, der mehrere Gangs leitet. Sprachnachrichten, die ihm zugeschrieben werden, kursieren auf sozialen Medien. Hierin befiehlt er angeblich seinen Soldaten, Häuser in dem Armenviertel niederzubrennen, wo er aufgewachsen ist: "Brennt die Häuser weiter nieder. Alle sollen gehen", sagt ein Mann in einer Aufnahme. In einer anderen heißt es: "Ihr müsst nicht wissen, welches Haus. Brennt jedes Haus nieder, das ihr findet. Legt Feuer." Diese Aufnahmen konnten jedoch noch nicht unabhängig überprüft werden.
Aufgrund der zunehmenden Bandenkriminalität und dem Zerfall staatlicher Institutionen hat Ministerpräsident Ariel Henry seinen Rücktritt erklärt. Mit einem Präsidialrat soll versucht werden, den instabilen Karibik-Staat unter Kontrolle zu bringen und zur Normalität zurückzukehren – ein genauer Zeitplan steht jedoch noch aus.
Blockierte Versorgungswege und Überschwemmungen
90 Prozent von Haitis Hauptstadt sind gegenwärtig unter Kontrolle von Banden nach Angaben von Menschenrechtsgruppen. Die Vereinten Nationen schätzen zudem, dass mehr als 360.000 Menschen auf der Flucht sind und Millionen Hunger leiden durch blockierte Häfen und Versorgungswege.
Zusätzlich warnte die haitianische Katastrophenschutzbehörde vor potenziellen Überschwemmungen im südlichen Teil des Landes durch starke Regenfälle – eine weitere Herausforderung für die Vertriebenen.
- Nachrichtenagentur Reuters