Erdbeben in Japan Zahl der Toten steigt – Zehntausende auf der Flucht
Nach einem schweren Erdbeben in Japan erreichen hohe Flutwellen die Küste. Straßen sind aufgerissen, Häuser stürzen ein. In einer Stadt brennen Dutzende Häuser.
Eine Serie starker Beben an der Westküste Japans hat am Neujahrstag Warnungen vor Tsunami-Flutwellen ausgelöst und große Schäden verursacht. Bei der Serie starker Erdbeben sind nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo mindestens 57 Menschen ums Leben gekommen, die Zahl könnte aber noch steigen. Nach Berichten des japanischen Fernsehsender NHK sind in der Stadt Waijma 100 Häuser abgebrannt. Rund 100.000 Menschen waren während der Neujahrsfeierlichkeiten aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Am Neujahrsabend (Ortszeit) waren noch immer nicht alle Feuer gelöscht.
Die Beben haben laut Regierungschef Fumio Kishida "zahlreiche Opfer" gefordert. Zudem seien erhebliche Schäden bestätigt worden, darunter eingestürzte Gebäude und Brände, sagte Kishida am Dienstag vor Journalisten. Die Rettung der Überlebenden sei ein "Wettlauf gegen die Zeit". Laut der japanischen Meteorologiebehörde wurde das Land seit Montag von insgesamt 155 Beben erschüttert.
Liveaufnahmen des Fernsehsenders NHK zeigten in der Stadt Waijma in der besonders betroffenen Präfektur Ishikawa mehrere niedergebrannte und eingestürzte Häuser. Stellenweise loderten noch niedrige Flammen, Feuerwehrleute waren im Einsatz. Dichter Rauch hing über der Gegend. Mehrere Menschen wurden Medien zufolge verletzt.
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Japanische Fernsehsender berichteten von Flutwellen von mehr als einem Meter. Die Menschen wurden eindringlich aufgerufen, sich auf Anhöhen oder Gebäuden in Sicherheit zu bringen. Die höchste Tsunami-Warnung wurde später zwar wieder gesenkt. Die Bewohner der Küste sollten aber vorerst nicht in ihre Häuser zurück. Auch auf der Japan gegenüber gelegenen koreanischen Halbinsel sowie im Osten Russlands waren in der Folge Tsunami-Warnungen ausgegeben worden.
Häuser stürzen ein
Dutzende Häuser stürzten in Japan laut TV-Sendern durch die starken Erschütterungen ein. Die Regierung berichtete von sechs Fällen in der Stadt Wajima auf der Halbinsel Noto, bei denen Menschen lebendig unter Trümmern begraben wurden. In der Stadt brach zudem ein großes Feuer aus. Die Regierung richtete einen Krisenstab ein. In Atomkraftwerken habe es jedoch keine Unregelmäßigkeiten gegeben.
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Um 16.10 Uhr (8.10 MEZ) meldete die Wetterbehörde eine starke Erschütterung der Stärke 7,6. Sie ereignete sich in sehr geringer Tiefe, das Epizentrum lag in der am Japan-Meer gelegenen Region der Halbinsel Noto. Mindestens 137 Menschen erlitten in dieser Region Verletzungen. Die Behörde gab daraufhin für die Präfektur Ishikawa eine starke und für die übrigen Küstenregionen im Westen des Archipels geringere Tsunami-Warnungen aus. Das Beben war von Hokkaido im Norden Japans bis zur südwestlichen Hauptinsel Kyushu zu spüren.
34.000 Haushalte ohne Strom
Die Regionen wurden im Verlauf von weiteren Erschütterungen heimgesucht. Straßen rissen auf, in einer Fabrik brach ein Feuer aus, in einzelnen Geschäften fielen die Waren aus den Regalen. In 34.000 Haushalten in Ishikawa und anderen Präfekturen fiel der Strom aus. Es gab Berichte über geplatzte Wasserleitungen. In der betroffenen Region herrschen derzeit winterliche Temperaturen. Soldaten wurden zu Bergungsarbeiten in die Region Ishikawa gesandt.
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Auch im Raum der Millionen-Hauptstadt Tokio gerieten Gebäude ins Schwanken. Hochgeschwindigkeitszüge wurden vorübergehend gestoppt. Die nationale meteorologische Behörde warnte für die Woche vor weiteren starken Beben, vor allem in den nächsten zwei, drei Tagen.
Die östliche Provinz Gangwon in Südkorea habe die Bewohner in mehreren Städten und Landeskreisen ebenfalls vor Tsunamis gewarnt, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap. Nach einer Abfolge kleinerer Flutwellen am frühen Abend (Ortszeit) habe das Wetteramt vor der Küstenstadt Donghae später eine Welle von 67 Zentimetern registriert.
Region bereits im Mai von Erdbeben betroffen
Die Präfektur Ishikawa war bereits Anfang Mai von einem Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert worden. Dabei war eine Person ums Leben gekommen, 49 weitere erlitten Verletzungen.
Japan ist eines der am stärksten von Beben gefährdeten Länder der Welt. Denn das Land liegt am sogenannten Pazifischen Feuerring, wo tektonische Platten aufeinanderstoßen. In diesem Gebiet kommt es häufig zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Deswegen gelten in Japan strenge Bauvorschriften, regelmäßig gibt es Erdbeben-Übungen.
Im Vergleich zur Tsunami-Katastrophe in Japan im März 2011 fielen die Flutwellen in dem Land diesmal deutlich geringer aus. Damals hatte ein Beben der Stärke 9 einen gewaltigen Tsunami ausgelöst, der weite Gebiete im Nordosten verwüstete und rund 20.000 Menschen in den Tod riss. Der Tsunami traf außerdem auf das Atomkraftwerk Fukushima und führte dort zu gewaltigen Explosionen und zur Kernschmelze in drei Reaktoren. Es war das weltweit schwerste Atomunglück seit dem GAU in Tschernobyl 1986.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP
- nhk.or.jp: "Massive earthquake strikes Japan, major tsunami warning issued for Ishikawa" (englisch)