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Indien: Neu-Delhi will Affen mit Gesichtserkennung zählen


Tierische Plage
Neu-Delhi will Affen mit Gesichtserkennung zählen

Von dpa
23.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Indisches AffenproblemVergrößern des Bildes
Affen in Neu Delhi: In der indischen Hauptstadt sind die Tiere überall zu finden. (Quelle: XinHua/dpa/dpa-bilder)

Die hinduistischen Einwohner Neu-Delhis verehren Affen – doch allmählich nehmen die Tiere in Indiens Hauptstadt überhand. So wollen Behörden das Problem in den Griff kriegen.

Affen sind überall in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi. Die Tiere laufen in Gruppen durch die Straßen, springen durch offene Fenster in Wohnungen, öffnen Kühlschranktüren und nehmen Essen mit. Sie baden in Wassertanks, die Menschen auf ihren Dächern haben oder zerstören auch mal Satellitenschüsseln. Sie haben schon Corona-Test-Blutproben oder Geldbörsen geklaut und später Geldnoten herumgeworfen.

Vor einigen Jahren starb ein stellvertretender Bürgermeister der Hauptstadt, nachdem ihm die Tiere beim Zeitungslesen auf der Terrasse nahe gekommen waren, er davonrannte und von der Terrasse stürzte. Affen beißen immer mal wieder Menschen – auch Touristen beim berühmten Mausoleum und Unesco-Weltkulturerbe Taj Mahal – wodurch Tollwut übertragen werden kann und das endet für Menschen unbehandelt in der Regel tödlich. Affen haben auch schon Menschenbabys getötet – etwa indem sie sie von einem Dach oder in einen Wasserbehälter warfen.

Ein menschengemachtes Problem

Seit Jahren zerbrechen sich die Menschen in der Hauptstadt die Köpfe darüber, wie sie die Konflikte mit den Affen verringern können. Eine wirklich gute Lösung hatten sie bislang nicht gefunden. Tierschützer sehen die Menschen als Hauptursache für das Affenproblem: Denn sie nähmen den Affen und anderen Tieren wie Tigern und Elefanten zunehmend den Lebensraum weg, indem sie dort Häuser bauen, sagt Wasim Akram von der Organisation Wildlife SOS.

Zudem hätten Affen in Städten wie Delhi Nahrungssicherheit, wodurch sie sich stärker vermehrten. Die Affen finden Nahrung in Mülleimern und Menschen füttern sie auch von sich aus immer wieder. Denn in Indien sind die Menschen nicht nur von Affen genervt. Sie verehren sie auch. Die hinduistische Bevölkerungsmehrheit betet den Affengott Hanuman an und Affen gelten als seine Nachkommen, die man also nicht schlecht behandeln soll.

Um das Affen-Mensch-Konfliktpotenzial zu verringern, haben die Behörden bislang unter anderem versucht, Affenfänger einzusetzen, die die Tiere fangen und an den Stadtrand umsiedeln. Aber auch dort haben die Affen schon Chaos gestiftet. Das höchste Gericht hat vor einigen Monaten per Ausschreibung Affenvertreiber gesucht, um die Tiere von den Häusern ihrer Richter fernzuhalten.

Genaue Anzahl der Affen ist unklar

Wie viele Affen genau in der Megametropole leben, ist unklar. Nun wollen die Behörden dies mit einer Affenzählung ändern – um so etwa auch zielgenauere Maßnahmen ergreifen zu können, sagt SN Yadav von der Kommunalverwaltung in Delhi. Wann genau die Zählung stattfinden soll, ist noch unklar. Finanzierungsfragen seien noch nicht geklärt, hieß es.

Aber es gebe für die Zählung schon genauere Vorstellungen, die mit dem Wildlife Institute of India (WII) unter dem Umweltministerium erarbeitet worden seien. So soll etwa Gesichtserkennungstechnologie eingesetzt werden, um einen Affen nicht doppelt zu zählen. Dann sollen Hauptkonfliktgebiete zwischen Affen und Menschen identifiziert werden und dort soll punktgenau interveniert werden.

Nach der Affenzählung könnten bei den Hotspots einige Affen zeitweise eingefangen und sterilisiert werden, sagt Wasim Akram. Dies sei die einzige wissenschaftliche Art und Weise, die Affenpopulation zu kontrollieren.

Tierschutzorganisationen und involvierte Behörden sind sich auch einig, dass neben dem Sterilisieren von Affen, besonders Menschen darüber aufgeklärt werden sollten, die Tiere nicht zu füttern. Denn einfach ist es nicht, das Affenproblem zu lösen, wenn Menschen die Tiere gleichzeitig als Affengottvertreter verehren, sie füttern und so zur Vergrößerung der Affenpopulation beitragen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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