Sender gibt Trennung bekannt RTL-Reporter soll TV-Beiträge manipuliert haben
Um seine Beiträge aufregender und größer wirken zu lassen, soll ein RTL-Reporter zu Manipulationen gegriffen haben. Der Sender hat die Zusammenarbeit beendet.
Ein RTL-Reporter hat nach Angaben des Senders in mehreren Fällen TV-Beiträge manipuliert. Ihm seien bewusst verfälschende Eingriffe in seinen Beiträgen nachgewiesen worden, teilte RTL am Freitag mit. Daraufhin habe der Sender die sofortige Trennung von dem Mitarbeiter ausgesprochen.
Nach RTL-Angaben sollen sämtliche Beiträge des Reporters aus den vergangenen Jahren überprüft werden. Außerdem kläre die RTL-Chefredaktion, wie die Anwendung der geltenden Kontrollmechanismen bei der redaktionellen Abnahme von TV-Beiträgen weiter verbessert werden könne.
Die bisher geprüften Beiträge seien zwar nicht erfunden, aber handwerklich und inhaltlich dahingehend manipuliert gewesen, dass sie aufregender und größer wirken sollten, als es die Realität hergegeben habe. Der Mitarbeiter hat nach Angaben des Senders in persönlichen Gesprächen unter anderem mit RTL-Chefredakteur Michael Wulf versucht, die Vorwürfe zu relativieren.
"Wir vertrauen in die journalistische Aufrichtigkeit unserer Reporter, und unsere Kontrollmechanismen bei der Abnahme von Beiträgen sind streng", sagte Wulf laut der Mitteilung. "Dieser Fall zeigt uns jedoch, dass sie nicht völlig fehlerresistent sind. Wir werden deshalb sehr konsequent daran gehen, den gesamten Prüfungsprozess rund um TV-Beiträge vor der Ausstrahlung noch weiter zu verbessern."
- "Künstlerische Freiheit": Bloggerin erfand jüdische Familiengeschichte
- Relotius-Affäre: "Spiegel" räumt schwere Versäumnisse ein
- Journalismus: Vom Unbehagen, eine Geschichte zu erzählen
- Protagonist erfunden: "SZ" trennt sich von preisgekröntem Autor
Die Manipulationen bei RTL folgen wenige Monate nachdem der "Spiegel"-Verlag Fälschungen eines Reporters öffentlich gemacht hatte. Der Journalist Claas Relotius hatte in der Zeitschrift Reportagen veröffentlicht, in denen er zum Teil Protagonisten und Szenen erfunden hatte. Vor wenigen Wochen kam dann heraus, dass eine bekannte Bloggerin und Historikerin ihre jüdische Familiengeschichte und Berichte für Zeitungen und Radiosender frei erfunden hatte. Beide Fälle lösten Diskussionen über die Glaubwürdigkeit der Medien aus.
- Nachrichtenagentur dpa