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Irrfahrt im Pazifik: Schiffbrüchiger überlebt 13 Monate auf See


Irrfahrt im Pazifik
Schiffbrüchiger soll 13 Monate auf See überlebt haben

Von ap
Aktualisiert am 05.02.2014Lesedauer: 3 Min.
José Salvador Alvarenga ist überglücklich: Er hat 13 Monate auf See überlebtVergrößern des BildesJosé Salvador Alvarenga ist überglücklich: Er hat 13 Monate auf See überlebt (Quelle: AFP-bilder)

Es ist eine jener unglaublichen Geschichten von Schiffbruch auf hoher See: Ein 37-jähriger Mann bricht mit einem jugendlichen Begleiter in Mexiko zum Haifischen auf. Doch die beiden geraten in einen Sturm. Der Antrieb des Bootes versagt - und für die beiden Fischer beginnt eine Odyssee: Sie treiben manövrierunfähig über den Pazifischen Ozean.

In ihrer Not ernähren sich die beiden Männer von rohen Fischen, Seeschildkröten und Vögeln. Der Jüngere der beiden, ein Teenager, stirbt an den Strapazen der Irrfahrt. Der Ältere, der 37-jährige José Salvador Alvarenga, wird nach 13 Monaten auf See an dem zu den Marshallinseln gehörenden Atoll Ebon an Land gespült.

Geschichte ist "schwer vorstellbar"

Das ist eine Strecke von 8800 Kilometern, die José nach eigenen Angaben seit Dezember 2012 zurücklegte. Nachdem er an Land geschwommen war, erzählte er dem US-Botschafter auf den Marshallinseln, Tom Armbruster, in einem halbstündigen Treffen seine Geschichte. Danach wurde er in ein Krankenhaus der Hauptstadt Majuro zur Beobachtung gebracht.

"Es ist für mich schwer vorstellbar, dass jemand 13 Monate auf See überlebt", sagte Botschafter Armbruster. "Aber es ist ebenso schwer vorstellbar, dass jemand aus dem Nichts in Ebon ankommt. Dieser Mann hat sicherlich eine Leidenszeit hinter sich und war einige Zeit auf See."

Warum ist der Schiffbrüchige noch so fit?

In einigen Details, auch der Skepsis der Leute, die den Schiffbrüchigen trafen, erinnert die Geschichte an den Roman und Film "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger". Ist ein Überleben auf See, wie Alvarenga es schilderte, überhaupt möglich? Kann man von Mexiko ohne Steuerung bis zu den Marshallinseln treiben? Warum sieht Alvarez nicht ausgemergelt, sondern relativ fit aus?

Armbruster sagte, Alvarenga klage über Gelenkschmerzen und hinke, könne aber allein gehen. Er habe langes Haar und einen langen Bart, sehe nicht ausgezehrt aus und habe Schwellungen, beispielsweise an seinen Fußgelenken. Insgesamt scheine er bei relativ guter Gesundheit zu sein.

Aus dem Tagesausflug wurde 13-monatige Irrfahrt

Alvarenga erzählte dem Botschafter nach dessen Angaben auf Spanisch folgende Geschichte: Er stamme aus El Salvador, habe aber seit 15 Jahren in Mexiko gelebt. Er habe für einen Mann namens Willie Haie gefischt; für das Pfund habe er 25 Pesos (umgerechnet etwa 1,40 Euro) bekommen.

Am 21. Dezember 2012 sei er mit seinem sieben Meter langen Fiberglas-Boot und einem 15 bis 18 Jahre alten Jugendlichen namens Ezekiel zum Fischen aufgebrochen - es sollte ein Tagesausflug werden. Sie seien in einen Sturm geraten, das Boot sei bald darauf steuerlos durch den Pazifik getrieben.

Blut von Vögeln getrunken

"Er sprach davon, kleine Fische gefangen zu haben, die neben dem Boot schwammen", sagte Armbruster. "Er aß sie roh. Er sagte außerdem, dass er Vögel gegessen und ihr Blut getrunken habe." Auch Meeresschildkröten habe er gefangen und gegessen.

Nach einem Monat sei Ezekiel gestorben. Als Alvarenga ein Jahr später Ebon erblickte, sei er an Land geschwommen. "Er hat Gott gedankt, dass er überlebt hat", sagte Armbruster. "Er will unbedingt mit seinem Arbeitgeber in Kontakt treten, ebenso mit der Familie von Ezekiel. Das ist es, was ihm im Moment am Wichtigsten ist." Alvarenga habe keine Familie in Mexiko. Drei seiner Brüder lebten in den USA.

"Eine wunderbare Geschichte" - aber auch wahr?

Der amtierende Außenminister der Marshallinseln, Gee Bing, äußerte Skepsis über Alvarengas Geschichte. "Es klingt wie eine wunderbare Geschichte und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie glauben soll", sagte Bing. "Als wir ihn trafen, war er nicht wirklich dünn wie andere Überlebende in der Vergangenheit. Ich habe meine Zweifel. Sobald wir wissen, wo er herkommt, werden wir mehr Informationen bekommen."

Der Schiffbrüchige habe keinen Ausweis dabei gehabt und Details seiner Geschichte blieben unklar - beispielsweise, wo genau in Mexiko er gestartet sei.

Medizinisch und physikalisch durchaus möglich

Bing zufolge schien der Gesundheitszustand des Mannes bis auf einen etwas niedrigen Blutdruck gut zu sein. Nach der medizinischen Untersuchung solle er, wenn die Ärzte ihr Okay gäben, nach Mexiko oder in ein anderes Land gebracht werden, das geeignet sei.

Ein Ozeanograf der Universität von Neusüdwales in Sydney, Erik van Sebille, sagte, es gebe eine gute Chance, mit einem Boot von der mexikanischen Westküste mit der Strömung bis zu den Marshallinseln getrieben zu werden. Dies würde normalerweise 18 Monate dauern, je nach Wind- und Strömungsverhältnisse seien aber auch 13 Monate möglich.

"Im Pazifik gibt es etwas nördlich vom Äquator eine sehr starke Westströmung, die einen von Mexiko direkt nach Indonesien bringen würde - und dazwischen liegen die Marshallinseln", erklärte er.

Auch andere Schiffbrüchige überlebten ähnliche Irrfahrten

Es gibt andere Geschichten von Schiffbrüchigen, die eine monatelange Odyssee im Pazifik überlebten. 2006 berichteten drei mexikanische Haifischer, sie seien neun Monate über den Pazifik getrieben, ehe sie nahe den Marshallinseln gerettet wurden. 1989 überlebten vier Männer nahe Neuseeland fast vier Monate auf See, nachdem ihr Boot gekentert war.

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