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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Neue Bertelsmann-Studie Fast die Hälfte der jungen Deutschen fühlt sich einsam
Die Pandemie liegt schon zwei Jahre zurück, doch die Einsamkeit unter jungen Menschen ist geblieben. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Bertelsmann-Stiftung.
Eine neue Studie zeigt, dass junge Menschen in Deutschland zunehmend von Einsamkeit betroffen sind. Im Jahr 2024 gaben 46 Prozent der Befragten an, sich moderat oder stark einsam zu fühlen. Der Anteil der stark Einsamen lag bei 10 Prozent.
Die Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, die im März 2024 durchgeführt wurde, basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von 2.532 jungen Menschen im Alter von 16 bis 30 Jahren. Demnach fühlen sich junge Frauen häufiger einsam als junge Männer. Besonders stark betroffen sind junge Menschen zwischen 19 und 22 Jahren, sowie diejenigen, die geschieden oder verwitwet sind, arbeitslos sind, einen niedrigen Schulabschluss haben, in mittelgroßen Städten leben oder einen Migrationshintergrund haben.
Gezielte Maßnahmen sind nötig
"Wir müssen gezielte Maßnahmen zur Reduzierung von Einsamkeit bei jungen Menschen umsetzen: mehr Prävention und mehr Beratung durch pädagogische Fachkräfte und Psychologinnen, auch online", heißt es in der Studie.
"Hier können wir viel von anderen Ländern lernen, die sich schon länger mit dem Thema beschäftigen und innovative Ansätze zur Bekämpfung von Einsamkeit verfolgen. Bei allem ist wichtig, dass wir junge Menschen in die Ausgestaltung der Angebote aktiv einbeziehen", sagt Anja Langness, Expertin für Jugend und Gesundheit bei der Bertelsmann-Stiftung.
Immerhin sind die Werte leicht gesunken
Im Vergleich zu den Jahren 2021 und 2023 hat sich die Einsamkeit bei jungen Menschen 2024 leicht verringert, jedoch liegen die Werte weiterhin über dem Niveau vor der Pandemie. Der Anteil der emotional Einsamen betrug 2024 60 Prozent, davon fühlten sich 14 Prozent stark einsam. Die soziale Einsamkeit lag bei 39 Prozent, davon 10 Prozent stark.
Expertin Anja Langness stellt fest: "Einsamkeit ist längst nicht mehr ein Phänomen, das ausschließlich ältere Menschen betrifft. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass auch junge Menschen zunehmend von Einsamkeit betroffen sind und damit eine neue Risikogruppe darstellen." Die jungen Menschen bräuchten Unterstützung, damit sich aus der Einsamkeit nicht auch Krankheitsbilder mit langfristigen Folgen entwicklen. "Diese Entwicklung erfordert eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, um Einsamkeit in dieser Altersgruppe effektiv zu bekämpfen", sagt Langness.
Einsamkeit hat auch Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit
Helfen könnten gezielte Maßnahmen zur Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen, um Einsamkeit zu reduzieren und das subjektive Wohlbefinden zu steigern, so die Studienautoren. Besonders wichtig sei ein regelmäßiges Monitoring von Einsamkeit und Lebenszufriedenheit, um Risikogruppen frühzeitig zu identifizieren und die Problemlage einzuschätzen.
Junge Menschen in Deutschland sind mit ihrem Leben mäßig zufrieden. Die Lebenszufriedenheit lag im Durchschnitt bei 6,75 auf einer Skala von 0 (überhaupt nicht zufrieden) bis 10 (völlig zufrieden). Die Studie zeigt auf, dass gezielte Maßnahmen zur Reduzierung von Einsamkeit und zur Förderung der Lebenszufriedenheit insbesondere auf die identifizierten Risikogruppen abzielen sollten.
- Vorab-Version der Bertelsmann-Studie: "Wie einsam sind junge Erwachsene im Jahr 2024? Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage"