t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaMenschen

Reinhold Messner: Mit Schuh seines toten Bruders Gerüchte widerlegt


Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.

Nach über 50 Jahren
Reinhold Messner erhält Schuh seines toten Bruders


Aktualisiert am 18.03.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0417547064Vergrößern des Bildes
Extrembergsteiger Reinhold Messner (Archivbild): Der Schuh seines 1970 gestorbenen Bruders belegt seine Aussagen zum Todesfall. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago)
News folgen

Es ist ein alter Wanderstiefel, doch für Reinhold Messner ist der Fund aus dem Himalaja sehr wertvoll: Er widerlegt Gerüchte gegen den Bergsteiger.

Der zerschlissene Kletterstiefel gehörte Reinhold Messners Bruder Günther. Er wurde vor fast zwei Jahren im Himalaja gefunden. Der heute 79-jährige Reinhold Messner war am 29. Juni 1970 gemeinsam mit seinem Bruder Günther, damals 24, den Berg Nanga Parbat (8125 Meter hoch) hinabgestiegen. Günther Messner hatte dabei Anzeichen der Höhenkrankheit und starb durch eine Eislawine.

Der Schuh-Fund bewegt den Bergsteiger

Reinhold Messner hat den Schuh-Fund auf Instagram veröffentlicht. In dem Video packt der 79-Jährige den Schuh aus einer Plastiktüte aus, ist sichtlich ergriffen. Der pakistanische Bergsteiger Liver Khan überbrachte ihm den Schuh, da Messner nicht selbst nach Pakistan hatte reisen können. "Heute ist endlich Günthers zweiter Schuh aus Pakistan eingetroffen", schreibt der 79-Jährige in einem Instagram-Post.

In den vergangenen 20 Jahren wurden im Westhimalaja mehrere Funde des toten Bergsteigers gemacht. Zuerst wurden im Jahr 2004 mehrere Knochen in 4.300 Meter Höhe entdeckt, die später eingeäschert und am Berg verstreut wurden.

Der Gletscher bewegt sich, die Schuhe wurden gefunden

2005 wurde dann der erste Bergschuh entdeckt, der eine Spezialanfertigung für die Expedition war. Er steht inzwischen im Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen in Italien in einer Art Kapelle. Einheimische stellten 2022 den zweiten Schuh am Diamir-Gletscher sicher. Damals bekam Reinhold Messner nur ein Bild zugeschickt und wollte den zweiten Schuh eigentlich selbst nach Hause bringen. Doch daraus wurde nichts.

Empfohlener externer Inhalt
Instagram
Instagram

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Um die Umstände von Günther Messners Tod war vor knapp 20 Jahren ein heftiger Streit zwischen Messner und Ex-Kameraden entbrannt, der auch vor Gericht ausgetragen wurde. Dabei ging es um nicht geleistete Hilfe und die Frage, wo und wie Messners Bruder tatsächlich zu Tode kam. Messner hatte stets betont, er habe seinen Bruder sicher ins Tal bringen wollen. Er sei mit dem Bruder nach dem Erreichen des Gipfels aus Not auf der anderen Seite des Berges abgestiegen.

Die Orte, an denen Knochen und der erste Schuh entdeckt wurden, würden das belegen, betonte der Südtiroler immer wieder. Der zweite Schuh sei nicht weit entfernt von dem damaligen Ort des Geschehens gefunden worden, wie in dem Instagram-Video zu hören war. Gletscher sind in ständiger Bewegung und bewegen sich mit der Zeit hangabwärts. Der Fundort des zweiten Schuhs widerlege endgültig die Verschwörungstheorien über Günther und die Tragödie am Nanga Parbat, so Messner. "Günther, ich danke dir und denke an dich."

Warum die Todesumstände Günther Messners umstritten waren

Reinhold Messner war am 27. Juni 1970 nachts vom letzten Lager der Expedition zu einem Alleingang an der Rupalwand aufgebrochen. Sein Bruder Günther fasste kurz darauf den spontanen Entschluss, Reinhold nachzusteigen, und kletterte allein hinauf. Dieser Entschluss war hochriskant, da er weder eine Biwakausrüstung noch genügend warme Kleidung und Nahrung mit sich führte. Günther holte seinen Bruder ein. Bei Günther Messner zeigten sich aufgrund des enorm hohen Aufstiegstempos nach Angaben seines Bruders bald Anzeichen von Höhenkrankheit und Erschöpfung. Sie erreichten am späten Nachmittag gemeinsam den Gipfel.

Reinhold Messner berichtete dann, dass die beiden Brüder in der Merkl-Scharte unweit des Gipfels übernachten mussten, da ein nächtlicher Abstieg über die Rupalwand aufgrund von Günthers Erschöpfung und Höhenkrankheit als unmöglich erschien. Obwohl weitere Bergsteiger der Expedition später in Rufweite waren, konnte keine Hilfe organisiert werden. Reinhold Messner, der noch verhältnismäßig bei Kräften war, entschied sich für einen Abstieg über die etwas leichtere, doch ihm unbekannte Diamirwand, um Günther so schnell wie möglich in die rettenden tieferen Lagen zu bringen. Dieser mehrtägige Abstieg brachte beide Bergsteiger an die Grenze ihrer Kräfte. Reinhold verlor den Kontakt zu Günther gegen Ende des Abstiegs am 29. Juni 1970. Er vermutet, dass Günther von einer Lawine verschüttet wurde. Reinhold Messner gelang nach weiteren Tagen der Weg zurück in die Zivilisation.

Bei einem Streit im Jahr 2001 warf Reinhold Messner der Expedition unterlassene Hilfeleistung im Zusammenhang mit dem Tod Günther Messners vor. Im Anschluss daran behaupteten andere Expeditionsteilnehmer, Reinhold Messner habe sich von seinem Bruder möglicherweise in Gipfelnähe getrennt. Daraufhin sei er allein über die Diamirseite abgestiegen, während Günther Messner allein den Rückweg zur Rupalseite antrat und dabei ums Leben kam.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website