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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Demo in Köln Festnahme: Corona-YouTuber drohte mit "Riesen-Rumms"
Am Rande einer Demonstration von Corona-Rebellen in Köln ist ein YouTuber festgenommen worden. Er hatte in einem Livestream eine düstere Drohung ausgesprochen.
Er kündigte einen "Riesen-Rumms" an, mit dem er auf sich aufmerksam machen werde: Ein 57-jähriger YouTuber ist am Samstag am Rande einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Köln vorläufig festgenommen worden. Nach Angaben einer Polizeisprecherin wird gegen den Dürener wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten ermittelt. Der Staatsschutz, zuständig für politisch motivierte Taten, habe die Ermittlungen übernommen.
In den vergangenen Wochen hatte es bereits Brandanschläge auf Gebäude des Robert-Koch-Instituts und der Leibniz-Gesellschaft gegeben sowie Beschädigungen von Ausstellungsstücken im Pergamonmuseum. Dabei wird jeweils ein politischer Hintergrund mit Verbindungen zu militanten Gegnern der Corona-Politik nicht ausgeschlossen. Nach dem Brandsatz auf die Leibniz-Gesellschaft gab es zu der Tat ein entsprechendes Selbstbezichtigungsschreiben.
"Ich besorge mir die entsprechenden Sachen"
Die Äußerungen des nun festgenommenen YouTubers konnten Zuhörer auch wie eine Anschlagsdrohung verstehen. Der Mann wirkte stark aufgewühlt von Schilderungen einer Rednerin, die sich über psychische Belastungen durch das Maskentragen beklagt hatte.
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Er sagte in seinem Livestream, er wisse, was er demnächst tun müsse: "Ich werde mir die entsprechenden Dinge besorgen, und dann ist Schluss damit, das garantiere ich. Und ich werde mit einem Riesen-Rumms auf mich aufmerksam machen."
Er wiederholte die Äußerung in dem Stream zu der Veranstaltung noch einmal. "Seid gespannt, ihr werdet das erleben. Ich werde es live filmen. Das wird so passieren, dass keiner dazwischenfunken kann." Die Polizei erhielt von einem Zuschauer einen Hinweis.
Auf der Demo meldete der YouTuber sich nach seinen Aussagen zunächst selbst als Redner. Nach der Rede wurde er von Polizisten abgeführt. Nach einer Vernehmung kam er wieder frei, hieß es von der Polizei.
"Anwalt für Aufklärung" rechtfertigt Festnahme
Unter den Demonstranten in Köln wurde zunächst empört verbreitet, der YouTuber sei wegen seiner Rede festgenommen worden. Das hatte auch der Kölner Jurist Gordon Pankalla vermittelt, einer der Gründer der "Anwälte für Aufklärung", der mit dem YouTuber gut bekannt ist.
Er hatte allerdings zunächst keinen Kontakt und klärte den Sachverhalt später auf seinem Telegram-Kanal auf. Er müsse der Polizei recht geben: "So ein Ding kann man nicht raushauen, das geht auch gar nicht." Er glaube nicht, dass der YouTuber die Aussagen ernst gemeint habe.
Tatsächlich erklärte der Mann am Montag in einem gemeinsamen Video mit Pankalla, er habe sich in Verzweifelung angesichts der Situation "selbst richten" wollen, weil es sonst "das System" tun könnte. Der Mann ist offenbar nun ärztlicher Betreuung und nimmt sich eine zweiwöchige Auszeit, sagte er in dem Video. Er gehöre nicht in die terroristische Ecke, habe nicht die Mittel und nicht den Charakter dazu, so etwas zu tun, sagte er in dem Video.*
Der Mann hat in der Vergangenheit deutschlandweit in diversen lokalen "Patrioten"-Gruppen und bei Querdenken Köln und Stuttgart auf Telegram gepostet. In den vergangenen Wochen hatte er von zahlreichen Corona-Demonstrationen live berichtet und auch Führungsfiguren wie Samuel Eckert oder Attila Hildmann interviewt.
Der für die AfD in den baden-württembergischen Landtag eingezogene und inzwischen parteilose Abgeordnete Heinrich Fiechtner hatte ihn sogar durch den Plenarsaal geführt. Die Zuschauerzahl bei seinen Livestreams ist aber meist maximal vierstellig. Seine eigene Festnahme hatte der Mann nicht gefilmt.
Platzverweise gegen Maskenverweigerer
Nach der Demonstration leitete die Polizei nach eigenen Angaben auch Ermittlungen gegen die Anmelderin wegen Verstoßes gegen die Versammlungsauflagen sowie gegen eine Teilnehmerin wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ein: Letztere hatte sich nicht ausweisen wollen und Polizisten auch nicht nach ihren Ausweispapieren suchen lassen wollen.
Zehn Ordnungswidrigkeitenanzeigen gab es, weil Personen keine Masken trugen. Sechs erhielten laut Polizei Platzverweise, weil sie sich weiterhin geweigert hatten.
*Update: Der Text wurde an dieser Stelle mit der Erklärung des Mannes aktualisiert.
Anmerkung der Redaktion: Suizidalität ist ein schwerwiegendes gesundheitspolitisches und gesellschaftliches Problem. Wenn Sie selbst zu dem Kreis der Betroffenen gehören, finden Sie z.B. Hilfe bei der Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter den Rufnummern 0800-1110111 oder 0800-1110222 sind die Berater rund um die Uhr erreichbar. Die Anrufe sind anonym. Hilfe für Angehörige und Betroffene bietet auch der Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker durch Telefon- und E-Mail-Beratung: Unter der Rufnummer 01805-950951 und der Festnetznummer 0228-71002424 sowie der E-Mailadresse seelefon@psychiatrie.de können die Berater kontaktiert werden. Direkte Anlaufstellen sind zudem Hausärzte sowie auf Suizidalität spezialisierte Ambulanzen in psychiatrischen Kliniken.