Trotz Rückgang der Straftaten Immer mehr Menschen sitzen in U-Haft
Die Zahl der Straftaten sinkt – und trotzdem wird es in der Untersuchungshaft immer voller. Das liegt vor allem an der Fluchtgefahr bei einer ganz bestimmten Gruppe von Tatverdächtigen.
Immer mehr Tatverdächtige sitzen in Deutschland in Untersuchungshaft – und müssen dort längere Zeit bleiben. Das ergab eine Berechnung des NDR auf Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes. Demnach waren im August des vergangenen Jahres 25 Prozent mehr Menschen in U-Haft als noch vor vier Jahren. Auch die Zahl der Ausländer, die in Gewahrsam auf einen Prozess warten müssen, ist im selben Zeitraum stark gestiegen: um plus 26 Prozent.
Einen besonders hohen Anstieg der Untersuchungshäftlinge gibt es laut NDR demnach in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin. Während in den Hansestädten mehr als 80 Prozent mehr U-Häftlinge einsitzen, ist in Berlin eine Steigerung von über 40 Prozent zu verzeichnen. Lediglich in Brandburg habe die Zahl der Menschen in Gewahrsam abgenommen, so der NDR unter Berufung auf das Statistische Bundesamt.
Höhere Fluchtgefahr bei Ausländern
Im gleichen Zeitraum sei die Zahl der Straftaten, Tatverdächtigen und Verurteilten gesunken, so der NDR. Dass es trotzdem mehr Menschen in U-Haft gibt, sei laut Justizministerien auf mehrere Faktoren zurückzuführen: verstärkte Bekämpfung einzelner Straftaten, lange Verfahren und die zunehmende Zahl ausländischer Tatverdächtiger. Bei diesen würde eine hohe Fluchtgefahr bestehen, sagte ein Gerichtssprecher dem NDR. Auch würde die Dauer der U-Haft in Deutschland steigen, weil Ermittlungs- und Strafverfahren in den vergangenen Jahren komplexer und langwieriger geworden seien, heißt es aus den Justizbehörden.
- Prügelattacke von Amberg: Schläger entschuldigen sich vor Gericht
- Arbeit hinter Gittern: So viel verdienen Gefangene
- Extremismus im Knast: Woran man erkennt, dass sich ein Häftling radikalisiert
Untersuchungshaft wird in Deutschland verordnet, um die Ermittlungen und das Strafverfahren zu sichern. Ein dringend Tatverdächtiger kommt in Haft, damit er das Verfahren nicht negativ beeinflussen kann. Mögliche Gründe für die Untersuchungshaft sind Flucht- oder Verdunkelungsgefahr des Tatverdächtigen.
- tagesschau.de: "Zahl der U-Häftlinge stark gestiegen"