Nur als Afghane ausgegeben? Ermittler zweifeln an Herkunft des Würzburg-Attentäters
Der jugendliche Täter hat seinen Angriff im Regionalzug vorher angekündigt. Die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat (IS) hat ein Video veröffentlicht, in dem der Zug-Angreifer von Bayern zu sehen ist. Nach der Sichtung des Materials zweifeln Ermittler laut ZDF nun an dessen Herkunft.
Das bayerische Innenministerium hat die Echtheit des Videos bestätigt. "Der Mann in dem Video ist der Täter von Würzburg", sagte ein Sprecher von Innenminister Joachim Herrmann (CSU).
Der vermeintliche Afghane griff am Montagabend in einem Regionalzug wahllos Passagiere mit einer Axt und einem Messer an und verletzte vier Mitglieder einer chinesischen Familie schwer. Nachdem der Zug von einem Mitfahrer gestoppt wurde, flüchtete der Täter und schlug einer Spaziergängerin mit der Axt mindestens zwei Mal ins Gesicht. Diese und eine weitere Person schwebten am Dienstag noch in Lebensgefahr.
Zweifel an Herkunft des Täters
Deutsche Ermittler bezweifeln einem Medienbericht zufolge, dass der Täter von Würzburg wirklich aus Afghanistan stammt. Vor allem das Bekennervideo des angeblich 17-Jährigen nähre diese Zweifel, berichtet das ZDF "heute-journal" unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Der Mann rede in Paschtu, einer Sprache, die am Hindukusch benutzt wird, aber deutliche Unterschiede in der afghanischen und der pakistanischen Ausprägung aufweise. Für Begriffe wie "Selbstmord", "Regierungen", "Militär", "Körper" und "Muslime" verwende der Täter die pakistanische Variante. Auch seine Aussprache sei nach Einschätzung von Sprachexperten eindeutig pakistanisch. Der vom IS angegebene Name des Mannes stimme zudem nicht mit dem Namen überein, mit dem er in Deutschland registriert worden sei.
Nur als Afghane ausgegeben?
Nach Einschätzung von Ermittlern gebe es Anhaltspunkte, dass sich der Täter bei seiner Registrierung als Afghane ausgegeben habe, um seine Chance zur Anerkennung als Flüchtling in Deutschland zu erhöhen, berichtete das ZDF weiter. In seinem Zimmer habe die Polizei auch ein pakistanisches Dokument gefunden.
Der Täter wird in dem durch die IS-nahe Agentur Amak verbreiteten Video mit dem Namen "Muhammad Riyad" genannt, er hat ein Messer in der Hand. In paschtunischer Sprache kündigt er eine "Operation" in Deutschland an und bezeichnet sich als "Soldat des Kalifats".
Täter droht mit Anschlägen überall
"Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland", sagt der Mann in dem Video auf Paschtu. Weiter erklärt er: "Die Zeiten sind vorbei, in denen ihr in unsere Länder gekommen seid, unsere Frauen und Kinder getötet habt und euch keine Fragen gestellt wurden (...) So Gott will, werdet ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen. (...) Ihr könnt sehen, dass ich in eurem Land gelebt habe und in eurem Haus. So Gott will, habe ich diesen Plan in eurem eigenen Haus gemacht. Und so Gott will, werde ich euch in eurem eigenen Haus abschlachten."
Bereits zuvor hatte der IS die Axt-Attacke für sich beansprucht. Bei dem Angreifer handele es sich um einen IS-Kämpfer, teilte Amak mit. Er habe auf Aufrufe reagiert, die Länder der internationalen Koalition anzugreifen, die den IS bekämpfen.
In Wohnung handgemalte IS-Flagge gefunden
Im Zimmer des als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan nach Deutschland gekommenen jungen Mannes wurde nach Angaben von Bayerns Innenminister Herrmann "eine handgemalte IS-Flagge" gefunden.
Der Angreifer flüchtete nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei nach der Attacke, als der Regionalexpress in Würzburg-Heidingsfeld hielt. Er wurde anschließend von einem Spezialeinsatzkommando aufgespürt und erschossen, als er laut Einsatzkräften auch die Beamten angriff.