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Dubai: Verstörende Berichte über Macht, Geld und Sex | Porta-Potty-Party


Gebrochene Körper, verstörende Fragen
Die Abgründe der geheimen Welt von Dubai


Aktualisiert am 31.03.2025 - 07:12 UhrLesedauer: 4 Min.
OnlyFans-Model Maria Kowaltschuk auf einer Dachterrasse in Dubai: Hinter der schillernden Fassade der Stadt verbirgt sich eine dunkle Welt aus Macht und Missbrauch.Vergrößern des Bildes
OnlyFans-Model Maria Kowaltschuk auf einer Dachterrasse in Dubai: Hinter der schillernden Fassade der Stadt verbirgt sich eine dunkle Welt aus Macht und Missbrauch. (Quelle: https://x.com/boom_arilu)
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Glamour nach außen, Gewalt im Verborgenen: In Dubai kursieren verstörende Berichte über sogenannte Porta-Potty-Partys. Ein Blick in ein System aus Macht, Sex und Geld.

Mit gebrochenen Armen, Beinen und Rückgrat wurde das ukrainische OnlyFans-Model Maria Kowaltschuk am Rand einer Straße in Dubai entdeckt. Die 20-Jährige war am 9. März zu einer Party eingeladen gewesen. Zwei Männer aus dem Modelgeschäft hätten sie eingeladen, erzählte sie ihren Freundinnen. Drei Tage später lag sie schwer verletzt und bewusstlos im Staub.

Nach Darstellung der Polizei von Dubai soll ein Unfall zu den schrecklichen Verletzungen der jungen Frau geführt haben. In einer offiziellen Mitteilung heißt es: "Eine umfassende Untersuchung ergab, dass sie schwere Verletzungen erlitt, als sie eine geschlossene Baustelle betrat und aus großer Höhe stürzte." Inzwischen ist von einem Suizidversuch die Rede. Doch Angehörige von Maria glauben nicht an diese Version. Sie gehen davon aus, dass sie entführt, über mehrere Tage hinweg vergewaltigt und anschließend am Straßenrand ausgesetzt wurde.

Was ist eine Porta-Potty-Party?

Der Verdacht steht im Raum, dass Maria Opfer einer sogenannten Porta-Potty-Party geworden sein könnte. In den sozialen Netzwerken kursieren bereits seit Jahren schockierende Berichte über das Geschehen auf diesen Veranstaltungen. Vor allem auf TikTok verbreiten sich Videos, in denen von bizarren Arrangements zwischen vermögenden Männern in Dubai und Influencerinnen, Aktmodels und Escorts die Rede ist. Demnach sollen die Frauen dafür bezahlt worden sein, dass Männer – oder sogar Kamele – an ihren Körpern Fäkalien hinterlassen durften.

In diesem Kontext ist auch der Begriff Porta-Potty-Party zu erklären. Porta Potties, also Dixi-Klos, erfüllen einen bestimmten Zweck: das Auffangen von Urin und Stuhlgang.

Ein virales TikTok-Video beschreibt, wie Influencerinnen Angebote erhalten hätten, sich gegen Bezahlung als "menschliche Toilette" zur Verfügung zu stellen. Der Gegenwert: Luxusreisen, Designerware und hohe Geldsummen. Es wird behauptet, dass dabei gezielt junge Frauen angesprochen worden seien, die auf Instagram mit einem luxuriösen Lebensstil auffallen.

In Dubai werden Opfer zu Kriminellen gemacht

Auch Menschenrechtsorganisationen berichten von solchen Partys. Radha Stirling, Leiterin von Detained in Dubai, sagte: "Wir haben zahlreiche Beschwerden von Influencern erhalten, die zu Auftritten und Veranstaltungen nach Dubai eingeladen und dann zu Partys gelockt wurden, auf denen von ihnen die Teilnahme an sexuellen Aktivitäten erwartet wurde."

Doch nicht immer soll das Geschäft auf freiwilliger Basis stattfinden. "In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist es nicht ungewöhnlich, dass Frauen unter falschen Vorwänden angelockt und dann zu unerwünschten sexuellen Handlungen genötigt oder sogar gezwungen werden", schrieb Stirling auf der Website der Organisation. Dabei blieben die Männer, die die Verbrechen begehen, straflos. Während den Opfern Anzeigen und Verhaftungen drohten, wenn sie sich an die Polizei wenden.

"Der Fall ist zutiefst beunruhigend"

"Im Laufe der Jahre habe ich mit zahlreichen Frauen gearbeitet, die in den VAE vergewaltigt, unter Drogen gesetzt, angegriffen oder entführt und schließend selbst wie Kriminelle behandelt wurden", berichtet Stirling. "Der jüngste Fall eines ukrainischen OnlyFans-Models, das verletzt und verzweifelt auf der Straße aufgefunden wurde, nachdem es Berichten zufolge einen Mann getroffen hatte, der behauptete, einflussreiche Beziehungen zu haben, ist zutiefst beunruhigend." Tragischerweise spiegele der Fall ein bekanntes Muster wider.

"Dubais Justizsystem lässt Opfer sexueller Gewalt, insbesondere ausländische Frauen, regelmäßig im Stich", führt die Menschenrechtlerin weiter aus. "Viele haben zu viel Angst, Verbrechen überhaupt anzuzeigen, weil sie wissen, dass sie aufgrund veralteter Moralgesetze, die Sex außerhalb der Ehe (sofern verheiratet), Sex an bestimmten Orten und Ehebruch ungeachtet des Einverständnisses kriminalisieren, eine Verhaftung riskieren."

Dieser Umstand wird offenbar zur Verübung von Verbrechen ausgenutzt. Denn längst ist der Begriff Porta-Potty-Party ein Sammelbegriff für Fetisch-Ausschweifungen aller Art geworden, zu denen die Opfer auch mit Gewalt gezwungen werden. Es kursieren Berichte über gezogene Zähne oder brutal verprügelte Frauen.

Angeblich keine Sexarbeit, aber Blutanalysen und HIV-Tests

Unterdessen erklärte ein Mann mit dem Namen Wladislaw, er sei mit der Arbeitsweise der Agentur vertraut, bei der Maria angeblich "gelistet" war. Dem russischen Nachrichtenportal "Argumenty i Fakty" (Argumente und Fakten) erzählte er, er kommuniziere bereits seit einiger Zeit mit einer Frau, die bei einer beliebten ukrainischen Agentur arbeitet. Ihm zufolge könnte es dieses Unternehmen gewesen sein, das Maria zur Arbeit in die Vereinigten Arabischen Emirate eingeladen habe.

Laut der Website des Unternehmens sucht die Agentur unter anderem Models, Sängerinnen, Go-Go-Tänzerinnen, Hostessen oder Kellnerinnen. Die Einsätze reichten von Partys mit reichen Gastgebern bis hin zu Dinnerveranstaltungen mit Mitgliedern königlicher Familien, berichtet das Portal.

Offiziell distanziert sich die Agentur demnach von sexuellen Dienstleistungen. Die Website betont, dass intime Handlungen nicht verpflichtend seien. Gleichzeitig heißt es, ein Scheich könne ein Model für 2.000 Dollar "zur Fortsetzung des Abends" einladen – eine Einladung, die die Frau "ablehnen könne". Vor der Arbeit müssen Models allerdings medizinische Tests absolvieren, darunter Blutanalysen und HIV-Tests. In den Villen sei es den Frauen verboten, ohne Begleitperson das Gelände zu verlassen. Verträge werden demnach für einen Monat abgeschlossen.

Russische Escorts sollen sich weigern, in Dubai zu arbeiten

Wladislaw berichtete, er habe bereits zwei Freundinnen aus der Ukraine aus solchen Verhältnissen befreit. Beide seien in ein Hotel gebracht worden, das sie nicht verlassen durften. "Die Agentur sagte, dass Mädchen nicht mit Männern schlafen sollten", so der Mann. Dennoch seien sie zu Feiern mit Scheichs geschickt worden. Seine Freundinnen mussten nach seiner Aussage ohne ihre Koffer aus dem Hotel fliehen.

Ob Maria Opfer einer solchen Fetisch-Veranstaltung geworden ist, steht bislang nicht fest. Dennoch sorgt der Fall für Verunsicherung. "Russische Models und Escorts weigern sich massenhaft, in Dubai zu arbeiten, nachdem es zu dem Vorfall mit ihrer Kollegin gekommen ist, die verkrüppelt am Straßenrand gefunden wurde", schreibt der russische Telegrammkanal "Shot". Trotz der Bemühungen der Agenturen, sie von der Sicherheit der Vereinigten Arabischen Emirate zu überzeugen, würden Frauen aus Russland und den GUS-Staaten, die in den VAE gefragt seien, Angebote ablehnen oder ihre Verträge mit den Agenturen kündigen.

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