Enorme Sicherheitsvorkehrungen Ex-RAF-Terroristin Klette: Klarheit über Prozessbeginn
Seit fast einem Jahr sitzt die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette in Untersuchungshaft. Nun kommt Bewegung in den Fall.
Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette steht bald wegen 13 Raubüberfällen vor Gericht. Die Verhandlung beginnt am 25. März im Staatsschutzsaal des Oberlandesgerichts Celle, wie eine Gerichtssprecherin am Dienstag mitteilte.
Ermittler werfen der 66-jährigen Klette versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor. Gemeinsam mit ihren mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub soll sie jahrelang Geldtransporter und Supermärkte überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Die Beute soll angeblich 2,7 Millionen Euro betragen haben.
Dreistellige Zahl an Sicherheitskräften erwartet
Für den Prozess betreiben die Behörden einen großen Aufwand. Wie der "Tagesspiegel" berichtete, soll zu Verhandlungsbeginn eine dreistellige Zahl an Sicherheitskräften im Einsatz sein.
Zuständig für den Prozess ist das Landgericht Verden in Niedersachsen. Die dortige Staatsanwaltschaft war in dem Ermittlungsverfahren federführend. In der Region fand der juristisch schwerwiegendste Überfall statt: Am 6. Juni 2015 sollen Klette und ihre Komplizen in Groß Mackenstedt bei Stuhr auf einen Geldtransporter geschossen haben. Diese Tat wertet die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage als versuchten Mord. Klettes Verteidigung betonte indes wiederholt, dass nicht gezielt auf den Fahrer des Geldtransporters geschossen worden sei.
Gericht in Verden wird extra umgebaut
Das Gerichtsgebäude in der 28.000-Einwohner-Stadt Verden ist jedoch zu klein für den erwarteten Mammutprozess, zu dem neben vielen Zeugen, Sachverständigen und Nebenklägern auch Reporter aus dem Ausland kommen werden. Daher wird für die ersten Verhandlungstage das größere Oberlandesgericht Celle genutzt. Im Sommer soll der Prozess dann in eigens dafür umgebaute Räume im Landkreis Verden umziehen. Wohin genau, wollte das Landgericht laut "Tagesspiegel" aus "sicherheitstechnischen Gründen" nicht mitteilen. Auch über die anfallenden Kosten gab das Gericht bisher keine Auskunft.
Wie die niedersächsische "Kreiszeitung" berichtete, war Klette bereits am vergangenen Freitag für einen nicht öffentlichen Gerichtstermin aus der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta nach Verden gebracht worden. Straßen seien gesperrt worden, mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten hätten die Fahrt eines Panzerwagens sowie weiterer Fahrzeuge gesichert.
Klette soll meist das Fluchtauto gefahren haben
Die Staatsanwaltschaft Verden ermittelte viele Jahre lang gegen Klette, Staub und Garweg. Die Überfälle sollen zwischen 1999 und 2016 in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein stattgefunden haben. Klette soll meist die Fahrerin des Fluchtautos gewesen sein.
Ende Februar 2024 nahmen sie Einsatzkräfte in Berlin-Kreuzberg fest, wo sie unter falschem Namen gelebt hatte. Nach den anderen beiden Verdächtigen wird weiter gefahndet.
Weiterer Prozess wird erwartet
Das Trio gehörte der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) an. 1998 erklärte sich die RAF, die mehr als 30 Menschen tötete, für aufgelöst. Die nun zu verhandelnden Taten haben keinen terroristischen Hintergrund, wie die Ermittler betonen.
Zu den Jahren, in denen Klette bei der RAF gewesen sein soll, wird ein weiterer, getrennter Prozess erwartet. Für die Terror-Ermittlungen ist die oberste Anklagebehörde in Deutschland, die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe, zuständig. Sie wirft Klette versuchten Mord in zwei Fällen sowie Mittäterschaft bei Sprengstoffexplosionen bei drei RAF-Anschlägen in der Zeit von Februar 1990 bis März 1993 vor. Die Mitgliedschaft in der terroristischen Vereinigung RAF an sich ist inzwischen verjährt.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- tagesspiegel.de: "Der Prozess gegen Ex-RAF-Frau Klette startet im März"
- kreiszeitung.de: "Klette-Prozess in Celle und Verden?"