Messer-Anschlag in Solingen "Du musst Angst haben"
Solingen steht unter Schock. Auf dem Stadtfest tötete ein Angreifer mehrere Menschen. Der Ort versucht mühsam, das Geschehen irgendwie zu verarbeiten.
Der Messerangriff in Solingen hat viele Menschen – nicht nur in der Stadt – schockiert. Taxifahrer Calogero V. sagte am Samstagmorgen zu t-online: "Da ist unsere Stadt schon wieder berühmt. Aber wir machen weiter. Ich wollte eigentlich auch hin, war aber mit meiner Frau versehentlich am falschen Ort."
Nur wenige Besucher saßen am Morgen in den Cafés um die Sperrzone, die die Polizei noch in der Nacht eingerichtet hatte. Nahe dem Tatort hinterließ jemand einen Zettel mit der Botschaft: "Wir vergessen Euch niemals. Denn Ihr lebt in unseren Herzen weiter." Anwohner berichteten von einer schlaflosen Nacht. "Wir haben natürlich kein Auge zugemacht", sagte eine Frau. "Polizei, Feuerwehr, Hubschrauber", zählte sie die Präsenz der Einsatzkräfte auf. Ursprünglich wollte auch sie zum Stadtfest gehen. "Aber wir sind froh, dass wir nicht gegangen sind." Sie störe vor allem, dass die Sicherheitsvorkehrungen offenbar nicht ausgereichten. Resignierend sagte sie: "Ich kann das nicht verstehen."
Eine Frau sagt im Gespräch mit einem Polizisten: "Es kann doch nicht sein, dass hier Leute mit Messern rumlaufen. Das müsste verboten werden", erfährt eine Redakteurin von t-online vor Ort.
Ein Gefühl von Unsicherheit
Mehrere Anwohner äußerten auch ein Gefühl von Unsicherheit. "Ich habe zu meinem Mann gesagt: Wir können nicht mehr da hingehen, wo viele Menschen sind", sagte eine ältere Frau. Sie wohne seit Jahrzehnten in einem Haus direkt am Tatort. Plötzlich habe man ein Messer im Rücken, sorgte sie sich. "Da musst du Angst haben", sagt sie. Ein Mitarbeiter eines Eiscafés fragt sie vorsichtig, ob sie etwas von der Tat mitbekommen habe. Sie verneint. Er sagt: "Besser so."
Explosion in Solingen im Juni
Beim Anschlag auf dem Stadtfest zur 650-Jahr-Feier in Solingen waren am Freitagabend drei Menschen getötet und acht weitere verletzt worden, davon fünf schwer. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen stufte die Tat wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein.
Solingen war erst im Juni in die Schlagzeilen geraten. Damals ließ ein Mann vor einem Geschäft eine Flasche mit einer Substanz fallen. Es kam zu einer Explosion. Wenig später starb der Mann. Eine Verbindung zu den Machenschaften der sogenannten niederländischen Mocro-Mafia in dem Fall wird seit Wochen diskutiert.
- Recherche vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa