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Todesstrafe Vietnam: In diesen Ländern kann man auch zum Tode verurteilt werden


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Grausame Justiz
Dafür gibt es in manchen Ländern bereits die Todesstrafe


Aktualisiert am 12.04.2024Lesedauer: 5 Min.
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Seit 1949 gibt es die Todesstrafe nicht mehr in der Bundesrepublik (Symbolbild): Weltweit sieht dies jedoch anders aus. (Quelle: Getty Images / Frank Wagner/getty-images-bilder)
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Die Todesstrafe ist in weiten Teilen der Welt geächtet. In 56 Staaten wird sie weiterhin vollstreckt – und zwar nicht nur als Strafe für Gewaltverbrechen.

Tod durch das Fallbeil – so lautete das letzte Todesurteil in Westdeutschland. Am 18. Februar 1949 trennte die Klinge den Kopf von Richard Schuhs Körper. Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass die Guillotine im staatlichen Auftrag in Deutschland tötete. Dem damals 28-Jährigen wurde ein Raubmord zur Last gelegt. Ein Jahr vor seiner Hinrichtung hat der gelernte Mechaniker nach Überzeugung des Gerichts einen Lastwagenfahrer getötet, um anschließend die Reifen seines Wagens zu stehlen.

Tod als Strafe für Verbrechen ist in Deutschland heute nicht mehr denkbar. In 56 Ländern weltweit sieht das allerdings anders aus, dort können Gerichte Straftäter immer noch zum Tod verurteilen. Zahlen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigen für das Jahr 2022 sogar einen Anstieg der Todesstrafen. Doch in welchen Ländern ist das der Fall, bei welchen Taten erfolgt sie? Und treffen die Urteile auch Touristen?

In welchen Ländern gibt es die Todesstrafe?

In der Europäischen Union gibt es kein Land, in dem die Todesstrafe noch angewendet wird. Die europäische Menschenrechtskonvention verbietet Hinrichtungen. Auf dem europäischen Kontinent wird die Todesstrafe noch in Belarus angewendet. Im Jahr 2022 wurde dort ein Mensch auf gerichtliche Anordnung hin getötet, das geht aus einem Bericht von Amnesty International hervor. In Russland, dem größten Land der Welt, gibt es die Todesstrafe formal zwar noch, aktuell wird diese allerdings nicht vollzogen. Zuletzt wurde sie 1996 angewendet, das könnte sich jedoch bald ändern. Mehr zur Todesstrafe in Russland lesen Sie hier.

  • Amerika: Guyana, USA
  • Europa: Belarus
  • Asien: Afghanistan, Bahrain, Bangladesch, China, Indien, Indonesien, Irak, Iran, Japan, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Laos, Libanon, Malaysia, Malediven, Myanmar, Nordkorea, Oman, Pakistan, Palästina, Saudi-Arabien, Singapur, Sri Lanka, Südkorea, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate, Vietnam
  • Afrika: Ägypten, Algerien, Äthiopien, Botswana, Demokratische Republik Kongo, Gambia, Ghana, Kamerun, Kenia, Komoren, Libyen, Malawi, Mali, Marokko/Westsahara, Mauretanien, Niger, Nigeria, Sambia, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Sudan, Südsudan, Uganda

Neben den USA wird die Todesstrafe noch in verschiedenen asiatischen Ländern wie China und Japan angewendet sowie in Ländern des Nahen und Mittleren Ostens. Darunter findet sich auch das beliebte Urlaubsland Ägypten. Auch wenn die Zahl der Staaten, in denen es die Todesstrafe gibt, kontinuierlich sinkt, existiert sie derzeit noch in 56 Ländern. Das bedeutet: In mehr als jedem vierten Land der Welt können Gerichte Tötungen veranlassen. "Zwei Drittel der Menschen weltweit leben in Ländern, in denen die Todesstrafe noch gilt", sagt Alexander Bojčević, Experte für das Thema Todesstrafe bei Amnesty International, dem WDR.

Wie wird die Todesstrafe vollzogen?

Saudi-Arabien war im Jahr 2022 das einzige Land, in dem die Todesstrafe durch Köpfen vollzogen wurde, wie Amnesty International schreibt. Tod durch Steinigung konnte die Menschenrechtsorganisation für das Jahr nicht belegen. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte berichtet, dass in der Islamischen Republik Iran aufgrund von internationalem Druck im Jahr 2013 diesbezüglich ein Gesetz geändert wurde, seither können Todesurteile auch durch Erhängen vollstreckt werden. Tod durch Erhängen wurde 2022 außerdem in Ägypten, Japan und sechs weiteren Ländern praktiziert.

Vollstreckte Hinrichtungen im Jahr 2022:

  • Köpfen: Saudi-Arabien
  • Erhängen: Bangladesch, Ägypten, Iran, Irak, Japan, Mayanmar, Singapore, Südkorea, Syrien
  • Todesspritze: China, USA, Vietnam
  • Erschießungen: Afghanistan, Belarus, China, Kuwait, Nordkorea, Palästina, Somalia, Jemen

Durch die Todesspritze wurden Menschen nur in Vietnam, China und den USA hingerichtet. Erschießungen zur Vollstreckung des Urteils gab es in Belarus, China und sechs weiteren Ländern. Bei den Hinrichtungsformen werden nur solche aufgeführt, die auf der Grundlage eines Gerichtsurteils erfolgten.

Wie häufig werden Menschen hingerichtet?

Die Zahl der Hinrichtungen ist im Jahr 2022 stark gestiegen, wie Amnesty International berichtet. Die meisten Menschen wurden dem Report zufolge in China hingerichtet, es soll sich der Menschenrechtsorganisation zufolge um Tausende gehandelt haben. Im Iran wurden 2022 über 576 Menschen auf gerichtliche Anordnung hin getötet. Im Jahr 2023 wurden 853 Menschen in der islamischen Republik hingerichtet, was einem Anstieg von mindestens 48 Prozent entspricht. 2024 wurden bis zum 20. März bereits 95 Hinrichtungen dokumentiert.

In den USA wurden im Jahr 2024 bis zum 10. April bereits vier Menschen auf gerichtliche Anordnung hin getötet. Im Vorjahr waren es insgesamt 24, wie das Informationszentrum für Hinrichtungen schreibt. Seit 1976 wurden 1.586 Menschen in den USA hingerichtet.

Saudi-Arabien stand im Jahr 2022 auf Platz drei der häufigsten Hinrichtungen, 196 Menschen wurden dort getötet. Im Jahr 2023 hat das Land laut der französischen Nachrichtenagentur AFP 170 Menschen hingerichtet. Insgesamt wurden 2022 weltweit 883 Menschen getötet, wie Amnesty schreibt – die höchste Zahl der vorangegangenen fünf Jahre. 90 Prozent davon fanden ihren Tod in China, im Iran und in Saudi-Arabien.

Welche Verbrechen werden mit dem Tod bestraft?

Alle Länder, in denen die Todesstrafe heute noch existiert, verhängen sie unter anderem für Mord. Laut Amnesty International ist es nach internationalem Recht zwar verboten, die Todesstrafe für Drogendelikte zu verhängen. Das Gesetz sieht sie nur für "schwerste Straftaten vor" und ist für die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen bindend. Trotzdem häufen sich die Fälle der Hinrichtungen aufgrund von Drogendelikten, wie die Menschenrechtsorganisation schreibt. 36 der 56 Länder sehen eine Todesstrafe für Drogendelikte vor. Im Jahr 2022 erfolgten 37 Prozent der Hinrichtungen wegen einer Verurteilung für Drogendelikte.

In Vietnam kann neben Vergehen wie Terrorismus, Spionage und Piraterie auch Wirtschaftskriminalität zu einem Todesurteil führen. Der Fall von Truong My Lang erlangte zuletzt weltweite Aufmerksamkeit. Sie hat nach Auffassung des Gerichts 44 Millionen US-Dollar auf nicht legalem Weg erlangt und wurde dafür zum Tode verurteilt. In China steht auf verschiedene Wirtschaftsverbrechen ebenfalls die Todesstrafe.

Die Palette der Vergehen, die ein Todesurteil nach sich ziehen können, ist jedoch weitaus breiter. In Pakistan kann beispielsweise Ehebruch zu einem Todesurteil führen. In Saudi-Arabien reicht es aus, der Prostitution überführt zu werden, und im Iran werden Menschen für Verstöße gegen das islamische Recht getötet. Im Iran dient die Todesstrafe außerdem der politischen Unterdrückung, gerade in der Folge der Proteste im Jahr 2022, wie der WDR schreibt. Ethnische Minderheiten sind im Iran besonders häufig von Todesstrafen betroffen.

Kann das Urteil auch Touristen treffen?

Die Todesstrafe macht auch vor Ausländern nicht halt. Gerade infolge von Drogendelikten kommt es immer wieder auch zu Hinrichtungen von Fremden. Im Jahr 2019 wurden beispielsweise drei Kilogramm Rauschgift zum Verhängnis für einen Franzosen, er wurde in Singapur zum Tode verurteilt.

In Indonesien brachten mehrere Kilogramm Kokain einer Britin die Todesstrafe ein. Das Gericht sah das Ansehen der Insel Bali durch ihre Straftat beschädigt, selbst die Staatsanwaltschaft hatte damals nur 15 Jahre Haft gefordert, wie der "Spiegel" berichtete. In China wurde ein Mann aus Bayern im Jahr 2014 zum Tode verurteilt – die Anklage lautete auf Mord.

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