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Frankreich: "Ehrenmord"? Brüder prügeln 15-jährigen Schüler tot


Gewalttat schockiert ganzes Land
"Ehrenmord"? Brüder prügeln 15-jährigen Schüler tot

Von t-online, cc

Aktualisiert am 08.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Menschen stehen vor einer Schule in Viry Châtillon. Eine brutale Gewalttat erschüttert Frankreich.Vergrößern des Bildes
Menschen stehen vor einer Schule in Viry Châtillon. Eine brutale Gewalttat erschüttert Frankreich. (Quelle: IMAGO/Federico Pestellini)
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Nach der tödlichen Attacke auf einen 15-Jährigen wurden in Frankreich mehrere Verdächtige festgenommen. Das Motiv für die Tat soll die Schwester zweier Brüder sein.

Diese Tat erschüttert Frankreich. Auf dem Heimweg von seiner Schule im Pariser Vorort Viry-Châtillon ist ein 15-jähriger Jugendlicher so brutal zusammengeschlagen worden, dass er seinen Verletzungen später erlag. Präsident Emmanuel Macron zeigte sich erschüttert angesichts der Tat, die sich bereits am vergangenen Donnerstag ereignete. "Wir werden die Schulen beschützen" kündigte er an und versprach eine schnelle Aufklärung des Verbrechens.

Nun konnten die Ermittlungsbehörden offenbar fünf Verdächtige in Gewahrsam nehmen. Gegen vier von ihnen wurde eine Untersuchung wegen Mordverdachts eingeleitet, wie französische Medien berichten. Die Staatsanwaltschaft hat am Sonntag Untersuchungshaft für vier von ihnen beantragt.

Bei den fünf Verdächtigen soll es sich um drei 17-Jährige, eine 15-Jährige und einen 20-Jährigen handeln. Im Zentrum der Ermittlungen stehen die vier jungen Männer. Mit Sturmhauben sollen sie dem Schüler am helllichten Tag aufgelauert und ihn bewusstlos geprügelt haben.

Zeugen hatten die Gewalttat, die sich in einem Wohnviertel unweit der Schule ereignete, beobachtet. Sie schilderten, wie der Junge zuerst von mehreren Personen geschlagen, dann getreten und schließlich auf dem Asphalt liegen gelassen wurde. Er wurde mit schweren Verletzungen in ein Hospital eingeliefert, doch die Ärzte konnten ihn nicht retten. Er starb am Tag nach dem Überfall. "Unsere Familie ist zerstört", sagte die Tante des verstorbenen Teenagers der Zeitung "Le Parisien".

Gewalttat bei Paris: Über sexuelle Themen ausgetauscht

Inzwischen kommt über das Motiv der Täter mehr ans Licht. Demnach befinden sich unter den mutmaßlichen Tätern zwei Brüder, 17 und 20 Jahre alt, wie der Sender BFMTV berichtet. Die Tat hängt offenbar mit der jüngeren Schwester der Brüder zusammen. Diese soll ein Verhältnis mit dem Opfer gehabt und sich mit ihm über sexuelle Themen ausgetauscht haben. Den Ermittlungen zufolge hatten sich das Opfer und die drei Tatverdächtigen vor der Prügelattacke gegenseitig in Online-Netzwerken beleidigt.

Auch soll der 15-Jährige sich damit gebrüstet haben, in Kontakt mit dem Mädchen zu stehen – obwohl die Brüder ihm untersagt hatten, das Verhältnis zu ihrer Schwester öffentlich zu machen. Laut Fahndern sollen die Brüder um den Ruf ihrer Familie gefürchtet haben. Frankreichs Medien sprechen bereits von einem "Ehrenmord". Laut Ermittlern müsse hingegen noch geklärt werden, ob die Minderjährige und ihre Brüder aus einer streng gläubigen muslimischen Familie kommen.

"Sie hatten aus Angst um ihren Ruf und den ihrer Familie mehrere Jungen angewiesen, nicht mehr mit ihr in Kontakt zu treten", erklärte Staatsanwalt Grégoire Dulin.

Drei der vier Festgenommenen sind der Justiz bereits wegen diverser Delikte bekannt, unter anderem wegen Körperverletzung und Drogenbesitz. Gegen die 15-jährige Schwester leitete die Staatsanwaltschaft ebenfalls Ermittlungen ein, weil sie das Verbrechen vorsätzlich nicht verhindert haben soll. Es gebe starke Anhaltspunkte, dass sie gewusst habe, was die Brüder vorhatten und dennoch nicht eingeschritten sei. Die Jugendliche sei in eine Erziehungseinrichtung eingewiesen worden.

Der Anwalt eines der Verdächtigen sagte der Presse, es handle sich nicht um versuchten Mord, sondern um Körperverletzung mit Todesfolge. Demnach habe sein Mandant nicht die Absicht gehabt, den 15-jährigen Schüler zu töten. Der Anwalt sprach von einem Unfall.

Präsident Macron hatte nach den beiden Gewalttaten von "einer Form zügelloser Gewalt unter unseren Jugendlichen" gesprochen, die bekämpft werden müsse. Es war bereits der zweite schwere Angriff unter Schülern in dieser Woche. Am Dienstag war eine 13-Jährige im südfranzösischen Montpellier so heftig verprügelt worden, dass sie ins Koma fiel. Sie ist inzwischen aus dem Koma erwacht, hat aber nach Angaben ihrer Ärzte "schwere Verletzungen".

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