Prozess nach tödlichem Zahnarztbesuch "Ich habe eine Tragödie verursacht"
Ein tragischer Todesfall in einer Hamburger Zahnarztpraxis ruft Aufsehen hervor. Zwei Ärzte stehen nun vor Gericht und räumen Fehler ein.
Fast acht Jahre nach dem Tod eines 18-jährigen Patienten in einer Zahnarztpraxis in Hamburg-Altona hat der Prozess gegen zwei angeklagte Mediziner begonnen. Einer der Angeklagten, ein 67-jähriger Anästhesist, äußerte sich bei Prozessauftakt am Donnerstag. "Ich habe eine Tragödie verursacht", äußerte er vor dem Landgericht und fügte hinzu: "Er ist unter meiner Behandlung gestorben."
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Anästhesisten und einer beteiligten Zahnärztin gemeinschaftliche Körperverletzung mit Todesfolge vor. Berührend war die Aussage der 46-jährigen Zahnärztin, die unter Tränen von den schwerwiegenden Ereignissen berichtete. Der junge Patient war damals mit seiner Mutter und starken Zahnschmerzen zu ihr gekommen.
"Vollnarkose trotz Risiken gewünscht"
Trotz zahlreicher schadhafter Zähne hatte der Patient lange keinen Arzt aufgesucht. Die Zahnärztin bot ihm aufgrund seiner großen Angst verschiedene Optionen wie Lachgas oder Hypnose an – doch der 18-Jährige bestand auf einer Vollnarkose. "Er wollte während der Behandlung schlafen, er wollte nichts mitbekommen", erinnerte sie sich.
Die Angeklagte zog daraufhin den Narkosearzt hinzu, den sie aus früheren Begegnungen kannte und als erfahren einschätzte. Er versicherte ihr, dass eine mehrstündige Zahnbehandlung unter Vollnarkose bei einem so jungen Menschen kein Problem darstelle. Daraufhin wurde der Behandlungstermin auf den 27. Mai 2016 festgelegt.
Laut Anklage haben beide Ärzte jedoch versäumt, den jungen Mann angemessen über alle Risiken und die Art der Narkose-Überwachung aufzuklären. Aufgrund einer unsachgemäß durchgeführten Narkose kam es schließlich zu einem Herz-Kreislauf-Versagen des Patienten – eine Situation, die vom Anästhesisten falsch interpretiert wurde. Der Rettungsdienst wurde zu spät alarmiert und der 18-Jährige starb kurz darauf im Krankenhaus.
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- Nachrichtenagentur dpa