In Solingen Brandanschlags-Haus war von migrantischen Familien bewohnt
Die Brandstiftung in Solingen mit einer getöteten Familie und mehreren Verletzten schockiert zutiefst. Laut Staatsanwaltschaft lebten in dem betroffenen Haus Menschen mit Migrationshintergrund.
In dem mutmaßlich vorsätzlich in Brand gesetzten Solinger Mehrfamilienhaus haben laut Staatsanwaltschaft auch Menschen mit Migrationshintergrund gewohnt. "Das Haus war zweifellos auch von Migranten bewohnt", sagte ein Sprecher der Wuppertaler Staatsanwaltschaft am Donnerstag auf Anfrage. Der Islamverband Ditib hatte in einer Mitteilung vom Mittwochabend angegeben, das Feuer sei "in einem mehrheitlich von Menschen mit Migrationshintergrund bewohnten Haus" gelegt worden.
Bei dem verheerenden Großbrand wurde eine junge Familie getötet und mehrere Menschen teils schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft geht von vorsätzlicher Brandstiftung aus. In dem hölzernen Treppenhaus seien Reste eines Brandbeschleunigers nachgewiesen worden, hatte die Ermittlungsbehörde am Mittwoch erklärt. Ermittelt werde wegen Mordes beziehungsweise versuchten Mordes. Anhaltspunkte für ein rassistisches Motiv liegen bislang nicht vor. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Getöteten wahrscheinlich um eine aus Bulgarien kommende Familie, eine Identifizierung steht noch aus.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft ergänzte am Donnerstag, man gehe derzeit davon aus, dass es sich neben der getöteten Familie auch bei einer weiteren schwer verletzten Familie um Menschen bulgarischer Herkunft handele. Ob unter den Bewohnern womöglich weitere Nationalitäten vertreten seien, könne er noch nicht sagen.
Laut Ditib wohnten im Haus "Muslime aus Bulgarien und der Türkei"
Nach Angaben der Türkisch-Islamischen Union Ditib in Köln sind bis auf eine Person alle Hausbewohner "Muslime aus Bulgarien oder der Türkei". Bei der getöteten Familie – junge Eltern, ein dreijähriges Kind und ein Säugling – handelt es sich dem Islamverband zufolge um eine "muslimische Familie mit bulgarischer Staatsbürgerschaft". Die Ditib-Gemeinde vor Ort habe bereits erste Gespräche mit den Hinterbliebenen aufgenommen.
Bewohner waren in der Nacht zu Dienstag in Todesangst aus dem etwa 100 Jahre alten brennenden Altbau auf die Straße gesprungen. Laut Mitteilung der Stadt Solingen wurden drei Menschen schwer verletzt. Weitere fünf Personen erlitten der Staatsanwaltschaft zufolge ebenfalls Verletzungen, aber weniger schwer.
Erinnerungen an 1993
Das katastrophale Feuer hatte bei vielen Solingern schlimme Erinnerungen geweckt: Im Mai 1993 waren bei einem rassistischen Brandanschlag fünf türkischstämmige Frauen und Mädchen ermordet worden.
Im Fall der verheerenden Brandstiftung mit vier Todesopfern in Solingen hat der Vorsitzende des Landesintegrationsrats NRW, Tayfun Keltek, sich tief besorgt um das gesellschaftliche Miteinander geäußert. Auch wenn die Motivlage bisher nicht geklärt sei, müsse man "rassistische Hintergründe" hinter der Tat vermuten, meinte Keltek. "Diese Tat ist ein weiterer Rückschlag für unser friedliches Miteinander", schrieb er in einer Mitteilung.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- landesintegrationsrat.nrw: Pressemitteilung des Landesintegrationsrates NRW zum Brandanschlag in Solingen am 25. März 2024