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Unterkirnach: Ex-Soldat ergibt sich nach 12 Stunden Verhandlung mit Polizei


Widerstand gegen Zwangsräumung
Ex-Soldat ergibt sich – Sprengstoff im Haus gefunden

Von dpa-video
Aktualisiert am 24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste wappnen sich in einem Wohngebiet für einen Einsatz. Weil eine Zwangsräumung zu eskalieren drohte, ist die Polizei derzeit mit einem Großaufgebot in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis) im Einsatz.Vergrößern des Bildes
Einsatzkräfte der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste wappnen sich in einem Wohngebiet für einen Einsatz. Weil eine Zwangsräumung zu eskalieren drohte, ist die Polizei derzeit mit einem Großaufgebot in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis) im Einsatz. (Quelle: Bernd Weißbrod/dpa-video)
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Kräfte des Spezialeinsatzkommandos waren in Unterkirnach im Einsatz. Ein Ex-Soldat widersetzte sich einer Zwangsräumung.

Es ist ein ganz normales Wohnviertel. Aber bei diesem Haus liegt Tannenreisig auf dem Dach, die Fenster scheinen verbarrikadiert zu sein, mutmaßlich mit Holz. Ein 62-jähriger Ex-Soldat verschanzt sich am Dienstag über Stunden in seinem Haus in Unterkirnach (Schwarzwald-Baar-Kreis). Ihm droht die Zwangsräumung. Drohnen surren permanent durch die Luft.

Gegen 20.30 folgte dann die Entwarnung: Nach fast zwölf Stunden Verhandlungen der Polizei mit dem Ex-Soldaten konnte er zum Verlassen des Hauses bewegt und widerstandslos festgenommen werden, berichtete der "Schwarzwälder Bote". Der Mann befand sich zunächst in ärztlicher Obhut, bevor er in Untersuchungshaft kam. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, wurde in dem Haus des Mannes eine gewisse Menge Sprengstoff gefunden.

Zuvor war der Gerichtsvollzieher angerückt, dann eskaliert die Lage. Der Mann droht damit, Feuer zu legen und das Gebäude niederzubrennen. Die Polizei fährt mit einem Großaufgebot zum Ort des Geschehens.

Ex-Soldat besitzt Sprengstofferlaubnis

Später teilt die Polizei mit, dass mehrere Lang- und Kurzwaffen auf den Mann angemeldet sind. Zudem sei er im Besitz einer Sprengstofferlaubnis und war Mitglied in einem Schützenverein. Als Soldat habe er keiner Spezialeinheit angehört. Erkenntnisse, dass er der Szene sogenannter Reichsbürger zuzuordnen sei, gebe es nicht. "Reichsbürger" sind Menschen, die die Bundesrepublik und ihre demokratischen Strukturen nicht anerkennen.

Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass Waffen und eine geringe Menge Sprengstoff in dem Haus des 62-Jährigen seien, berichtet ein Polizeisprecher vor Ort. Die Bewohner der angrenzenden Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften wurden in Sicherheit gebracht. Wie viele Personen ihre Häuser verlassen müssen, wurde nicht mitgeteilt. Das Haus des 62-Jährigen wurde weiträumig abgesperrt.

Polizei versucht 62-Jährigen zu überreden

Beamte der Polizei Rottweil verhandelten mit dem 62-Jährigen und versuchten, ihn zum Aufgeben zu bewegen. Stundenlang tat sich nichts. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die Straße, in der sich das Ganze abspielt, zu meiden. Polizei und SEK-Kräfte haben sich zwischenzeitlich zurückgezogen. Gespannte Ruhe.

Der Einsatz begann den Angaben zufolge bereits am Morgen. Die Lage sei statisch, erklärte ein Polizeisprecher während dem Einsatz am Dienstag. "Es kann noch fünf Stunden dauern oder in den nächsten fünf Minuten vorbei sein." Die Polizei hatte inzwischen eine Art Basislager errichtet, in dem die dunkel behelmten Beamten in voller Ausrüstung auf einen möglichen Einsatz warteten. Rettungsfahrzeuge und die Feuerwehr waren ebenfalls vor Ort.

Zum weiteren Hintergrund oder den konkreten Motiven des Mannes ist nach Worten des Polizeisprechers noch nichts bekannt. Bei Zwangsräumungen sei die Polizei wegen der möglichen Risiken oftmals von Anfang an dabei, so auch in diesem Fall. Nach Erkenntnissen über den möglichen Waffenbesitz des 62-Jährigen und wegen dessen Drohungen habe man sich dann aber zu einem Großeinsatz entschlossen.

Lange Ermittlungen erwartet

Nach dem Ende des nervenaufreibenden Polizeieinsatzes stellen sich die Beamten auf langwierige Ermittlungen ein. In der Nacht auf Mittwoch waren Spezialisten des Landeskriminalamts über Stunden damit beschäftigt, das Haus eines 62-jährigen Ex-Soldaten nach Sprengstoff, Waffen und andere gefährliche Gegenstände zu durchsuchen. "Jedes Paket, das wir finden, wird auf Sprengstoff untersucht", sagte ein Polizeisprecher. Ob bisher etwas gefunden wurde – etwa Waffen oder Sprengstoff – ist zunächst nicht bekannt.

Die weiteren Ermittlungen sollen nun klären, ob von dem festgenommenen Mann wirklich eine Gefahr ausging – beispielsweise weil er Waffen oder Sprengstoff bei sich hatte. Wie ein Polizeisprecher weiter sagte, soll der Verdächtige befragt werden, um mehr über sein Motiv zu erfahren. Ob er in Untersuchungshaft kommt, ist derzeit noch unklar.

Zwangsräumungen keine Seltenheit

Mietschulden haben im vergangenen Jahr zu Zwangsräumungen von Zehntausenden Wohnungen geführt. Mehr als 27.319 Wohnungen wurden 2022 zwangsweise geräumt, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Mietschulden sind die häufigste Ursache für den Wohnungsverlust.

Die Miet- und Wohnungsbauexpertin der Linken, Caren Lay, forderte, dass Kündigungen bei Nachzahlungen der Mietrückstände aufgehoben und "Räumungen in die Wohnungslosigkeit" verboten werden müssten. "Wenn die Bundesregierung nicht handelt, werden noch mehr Menschen ihre Wohnungen und ihr Zuhause verlieren, denn die Mieten werden extrem angehoben", sagte Lay. "Jede Zwangsräumung ist eine zu viel."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenquelle dpa
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