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Prozess um tödliche Messerattacke in Illerkirchberg: Das Motiv des Verdächtigen


Ein Mädchen starb in Illerkirchberg
Das war das Motiv des mutmaßlichen Messerstechers

Von afp, dpa, mam

Aktualisiert am 03.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Der Angeklagte wird in Hand- und Fußschellen in den Gerichtssaal geführt: Er wird sich in den kommenden Prozesstagen äußern können.Vergrößern des BildesDer Angeklagte wird in Hand- und Fußschellen in den Gerichtssaal geführt: Er wird sich in den kommenden Prozesstagen äußern können. (Quelle: Felix Kästle/dpa)

Ein Mädchen ist tot, ein weiteres überlebte schwer verletzt: Der Mordprozess um die Bluttat von Illerkirchberg hat begonnen. Das Motiv des Täters soll mit einem Dokument zusammenhängen.

Ein halbes Jahr nach einem Messerangriff auf zwei Schulmädchen in Illerkirchberg hat am Freitag der Prozess gegen einen 27-Jährigen begonnen. Am ersten Verhandlungstag vor dem Landgericht Ulm wurde lediglich die Anklage verlesen, wie eine Gerichtssprecherin sagte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Tatverdächtigen Mord und versuchten Mord mit gefährlicher Körperverletzung vor. Er soll am 5. Dezember zwei Mädchen auf dem Weg zur Schule in dem baden-württembergischen Ort mit einem Messer angegriffen haben. Die 14-jährige Ece erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Ihre 13 Jahre alte Freundin wurde ebenfalls verletzt, überlebte aber.

Mädchen "waren reine Zufallsopfer"

Laut der Anklageschrift war ein Reisepass für eine Eheschließung in Äthiopien das Motiv des angeklagten Asylbewerbers aus Eritrea, wie die Staatsanwältin am Freitag nach Prozessbeginn am Landgericht Ulm erklärte. Demnach wollte der Mann am 5. Dezember mit dem Messer beim Landratsamt die Ausweispapiere erzwingen, als ihm die beiden Mädchen beim Verlassen des Hauses zufällig über den Weg liefen.

Weil er davon ausging, dass die Mädchen sein Messer gesehen hatten, und verhindern wollte, dass diese die Polizei verständigten und seinen Plan durchkreuzten, habe er auf sie eingestochen, heißt es in der Anklage. "Tatsächlich bemerkten die Mädchen das Messer bei ihm nicht", so die Staatsanwältin. "Es waren reine Zufallsopfer", führte sie weiter aus.

Urteil könnte Anfang Juli fallen

Während die Staatsanwältin die Anklage verliest und auch danach, blickt der 27-Jährige stets nach unten. Er sei deutlich mitgenommen, so seine Verteidigerin vor und nach der Verhandlung. Seit 2015 lebe er in Deutschland, spreche und verstehe Deutsch, sei als Leiharbeiter tätig gewesen und habe keine Leistungen bezogen. Trotzdem habe er noch in der Asylunterkunft in Illerkirchberg "unter nicht so schönen Umständen" gelebt.

Bis auf ein kleines Verfahren wegen Fahrens ohne Führerschein sei er strafrechtlich völlig unbelastet, sagt die Juristin. Von der Presse wird sie gefragt, ob ihr Mandant Reue zeige. "Er ist sehr introvertiert und hat nach dem Vorfall auch versucht, sich umzubringen. Also ich denke, ein größeres Anzeichen für Reue gibt es eigentlich nicht."

Der Andrang auf die Zuschauerplätze hielt sich am ersten Prozesstag in Grenzen. Der Prozessstart verzögerte sich wegen eines verspäteten Dolmetschers. Die Möglichkeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern, hat der Mann beim nächsten Prozesstag am 13. Juni. Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt. Die Sicherheitsvorkehrungen sind laut einer Gerichtssprecherin für das Verfahren erhöht worden. Ein Urteil könnte am 4. Juli fallen.

Bürgermeister von Illerkirchberg: Tat ist ein Albtraum

Die Tat erschütterte die Menschen in der Region und sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Die Familien der beiden Mädchen schlossen sich dem Verfahren als Nebenkläger an. Am ersten Prozesstag waren die Eltern der Getöteten nicht zu sehen.

Der Vater des Mädchens hatte sich bei einem Bürgerdialog mit emotionalen Worten zur Tat geäußert und sich für den Abriss der Flüchtlingsunterkunft ausgesprochen, vor der seine Tochter getötet wurde. Diesen Wunsch erfüllt die Gemeinde. Für Illerkirchberg sei das alles auch ein halbes Jahr später noch ein Albtraum, hatte Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler (parteilos) gesagt.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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