Feuerkatastrophe im Süden Waldbrand außer Kontrolle – Athen drohen Stromausfälle
Erschreckende Bilder aus den Waldbrandgebieten in Südeuropa: Die Feuerwehr konnte das gewaltige Feuer im Norden Athens noch nicht unter Kontrolle bringen. Jetzt drohen Stromausfälle.
Im Norden Athens wütet erneut ein gewaltiger Waldbrand, den die Feuerwehr bis zum frühen Donnerstagabend nicht unter Kontrolle bringen konnte. Die Elektrizitätsgesellschaft schaltete vorsorglich einen großen Verteiler in der Region ab. Das Unternehmen kündigte an, in Athen stellenweise den Strom zu unterbrechen, um die Versorgung insgesamt aufrecht erhalten zu können. Die Bürger sollen im Laufe des Abends informiert werden, wann es wo keinen Strom gebe.
Die Ortschaft Krioneri 25 Kilometer nördlich vom Athener Stadtzentrum wurde vorsorglich evakuiert. Auch die zentrale Autobahn des Landes zwischen den Metropolen Athen und Thessaloniki ist mittlerweile in der betreffenden Region gesperrt. Erst vor zwei Tagen war im Norden Athens ein großer Brand ausgebrochen, der jedoch unter Kontrolle gebracht werden konnte. Auch in vielen anderen Gegenden des Landes brennt es nach langer Trockenheit und Hitze. Zahlreiche Ortschaften wurden evakuiert, viele Häuser fielen den Flammen zum Opfer.
In Euböa läuteten die Kirchenglocken zur Warnung
Für Freitag erließ die Zivilschutzbehörde eine Warnung vor "extremen Feuer", da Temperaturen um die 40 Grad Celsius erwartet werden. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis erklärte, die Behörden würden das Menschenmögliche tun, um die Brände zu stoppen. "Falls es ein paar Leute geben sollte, die Zweifel daran haben, dass der Klimawandel real ist, fordere ich sie auf herzukommen und die Intensität des Phänomens anzuschauen."
In Euböa läuteten die Kirchenglocken zur Warnung. Die Feuerwehr war mit mehr als 170 Mitarbeitern, über 50 Fahrzeugen und sechs Flugzeugen im Einsatz. Euböa – auch Evia genannt – ist nach Kreta die zweitgrößte griechische Insel. Auch auf der Halbinsel Peloponnes wurden weitere Dörfer geräumt, als ein Feuer in der Nähe des antiken Olympia wütete. Den Behörden zufolge waren die archäologischen Stätten aber nicht in Gefahr. Eine Hitzewelle und starke Winde haben in den vergangenen Tagen mehr als 150 Waldbrände in Griechenland angefacht.
Hilfe erhielt die griechische Feuerwehr aus Zypern und Frankreich. Auch Schweden wollte zwei Löschflugzeuge schicken. Brände, die am Dienstag den nördlichen Stadtrand von Athen bedroht hatten, waren inzwischen unter Kontrolle.
Erdogan: schlimmste Feuer der Geschichte
Auch im Südwesten der Türkei, wo in den vergangenen neun Tagen mehr als 150 Brände ausgebrochen waren, wurde die Feuerwehr der Flammen vielfach wieder Herr. Ein Feuer, das ein Kohlekraftwerk bedroht hatte, sei gelöscht worden, teilten die Behörden im Mugla mit. Es habe keine Explosionen auf der Anlage gegeben. Die Hauptblöcke des Kraftwerks Kemerkoy wurden nach Angaben des Präsidialamtes nicht beschädigt. In der Nacht waren Beschäftigte und Anwohner per Schiff in Sicherheit gebracht worden, als das Feuer auf dem Gelände des Kraftwerkes ausgebrochen war.
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Angefacht durch hohe Temperaturen und trockene, starke Winde haben die Brände in der bei Touristen beliebten Küstenregion Tausende Einheimische und Urlauber zum Verlassen ihrer Häuser und Hotels gezwungen. Bislang kamen acht Menschen ums Leben. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach von den schlimmsten Waldbränden in der Geschichte des Landes.
Auch Nordmazedonien ist stark betroffen: Wegen ständig auflodernder Waldbrände hat Nordmazedoniens Regierung am Donnerstag den Krisenzustand ausgerufen. Das berichtete das Portal "vesti.mk". Auch in den Nachbarländern Kosovo und Albanien bangten Menschen wegen der unkontrollierten Flammen um ihre Behausungen, Katastrophenschützer kämpften mit stets neu entstehenden Bränden.
Ein erstes Todesopfer der Flammen in Nordmazedonien habe es im Dorf Staro Nagoricane gegeben, meldete das Portal "press24.mk" und berief sich auf Augenzeugen: Eine Frau sei vor dem Feuer in ihr Haus in dem im Norden gelegenen Ort geflohen, habe sich dort eingeschlossen und sei danach in ihrem brennenden Haus gefangen gewesen.
Während der kommenden 30 Tage sollen in Nordmazedonien neben Feuerwehr auch Militär und Sicherheitskräfte des Innenministeriums die Brände und deren weitere Ausbreitung bekämpfen, wie die Regierung in Skopje entschied. Derzeit seien in Nordmazedonien insgesamt acht Waldbrände aktiv, der größte sei in der Nähe des Dorfs Pehcevo im Zentrum des Landes. Seit Mittwochmorgen versuchten dort fünf Hubschrauber-Teams, das Feuer zu löschen – zwei von der nordmazedonischen Armee und drei aus Serbien. Seit dem 3. August ist der Aufenthalt in den mazedonischen Bergen, etwa zum Wandern, wegen der Brandgefahr verboten.
Auch in anderen Urlaubsregionen am Mittelmeer, etwa in Italien und Kroatien, wüten seit Tagen verheerende Waldbrände. Der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic, erklärte, die EU bemühe sich "rund um die Uhr" um Unterstützung für die betroffenen Länder. Er bedankte sich bei Zypern, Tschechien, Frankreich, Slowenien und den Niederlanden für die rasche Hilfe, die über den EU-Katastrophenschutzmechanismus zur Verfügung gestellt wurde.
- Nachrichtenagenturen AFP, dpa und Reuters