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Tornado in Süd-Tschechien: Mindestens vier Tote – "Hölle auf Erden"


Tote und Verletzte
Tornado wütet in Süd-Tschechien: "Hölle auf Erden"

Von dpa, dru, law, mam

Aktualisiert am 25.06.2021Lesedauer: 5 Min.
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Zerstörerische Naturgewalt: Dieser Tornado hat den Süden Tschechiens verwüstet, mehr als 150 Menschen wurden verletzt. (Quelle: t-online)
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Zerstörte Häuser, abgedeckte Dächer, niedergerissene Stromleitungen: Ein Tornado hat im Süden Tschechiens massive Schäden angerichtet. Es gab zahlreiche Verletzte, mindestens fünf Menschen starben.

Das schwere Unwetter im Südosten Tschechiens hat mindestens fünf Menschenleben gefordert. Das bestätigte die Polizei der Region. Ein Tornado hatte am Donnerstagabend sieben Dörfer in der Region Südmähren verwüstet. Häuser wurden zerstört, Dächer abgedeckt, Stromleitungen niedergerissen und Autos umhergeworfen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt, davon mindestens zehn schwer.

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Der südmährische Landeshauptmann Jan Grolich sagte gegenüber der tschechischen Tageszeitung "Novinky.cz", er erwarte nicht, dass die Retter noch mehr Verletzte oder Tote finden. In der Nacht auf Freitag waren Einsatzkräfte in den betroffenen Städten und Dörfern im Dauereinsatz.

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) war der Tornado für europäische Verhältnisse außergewöhnlich stark. "Das sind solche Kräfte, die dort entstehen, dass wirklich Autos Hunderte Meter weit durch die Luft fliegen, das Trümmerteile sich in Betonwände bohren", sagte Andreas Friedrich, Tornadobeauftragter des DWD, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Er gehe anhand der Schäden, die er auf den Bildern aus Tschechien gesehen habe, von Windgeschwindigkeiten zwischen 300 und 400 Kilometern pro Stunde aus. Das sei "ein Tornado, der in dieser Stärke in Europa bisher nur selten vorkam".

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Tschechischer Minister besucht Unglücksgebiet

"Es ist die Hölle auf Erden", beschrieb der Regionalgouverneur Jan Grolich die Lage nach einem Besuch vor Ort. Auch der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis wollte das Unglücksgebiet am Nachmittag nach seiner Rückkehr aus Brüssel besuchen. Die Regierung versprach schnelle finanzielle Hilfe für die Betroffenen, von denen viele das Dach über dem Kopf verloren haben.

Laut tschechischen Medien wurden Häuser und Stromleitungen zerstört, mehrere Ortschaften sollen zu großen Teilen ausradiert worden sein. Mehrere Busse seien bei dem Unwetter in Südmähren nahe der Grenze zu Österreich umgestürzt. In vielen Haushalten fiel der Strom aus. Die Feuerwehr warnte die Menschen, ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Situation sei wie in einem Krieg, sagte Gesundheitsminister Adam Vojtěch im Fernsehen.

Viele Einwohner der betroffenen Gemeinden standen unter Schock. "Auf einmal habe ich ein merkwürdiges Dröhnen gehört, als ob ein Zug näherkommen würde", sagte ein Augenzeuge der Zeitung "Pravo". "Dann begann die Hölle, alles flog herum." Sein Haus habe kein Dach mehr, keine Zimmerdecke, keine Fenster, berichtete ein anderer.

Hilfskoordinator Josef Koláček von der Non-Profit-Organisation Adra verbrachte die letzten Stunden am Ort der Katastrophe, die am Donnerstagabend über mehrere Dörfer in Südmähren hinwegfegte."Ich kann mir nicht vorstellen, dass einige der Häuser repariert werden können. Einige von ihnen werden wieder aufgebaut werden müssen", sagte er der Tageszeitung "Seznam Zprávy". Viele Menschen, die ihr Zuhause wegen des Sturms verloren haben, sollen eine vorübergehende Unterkunft bei Verwandten oder Freunden gefunden haben. An diesem Punkt, so Koláček, wird finanzielle Unterstützung dringend benötigt.

420 Millionen Kronen für den Wiederaufbau

Klára Dostálová, Ministerin für Regionalentwicklung der Europäischen Union, gab auf Twitter bekannt, dass die Regierung ein Wiederaufbauprogramm gestartet habe. Demnach sollen wohl 420 Millionen Kronen, umgerechnet 16,5 Millionen Euro, zum Wiederaufbau der zerstörten Häuser bereitstehen. Jeder könnte so zwei Millionen Kronen als Zuschuss erhalten. Bei Bedarf könnte man diesen Zuschuss noch mit einem Darlehen von bis zu 3 Millionen Kronen aufstocken.

Auch das Landesamt hat laut Medienbericht 100 Millionen Kronen freigegeben, um den Menschen in der Region zu helfen. Die Wälder der Tschechischen Republik werden den Eigentümern der zerstörten Häuser zudem Holz oder Geldmittel zur Verfügung stellen, teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Für die Region wurden mehrere Hilfsfonds errichtet. So registrierte die Via Foundation etwa 36 Millionen Kronen.

Derzeit sind nach Angaben tschechischer Medien wohl Statiker in den betroffenen Regionen. Diese würden vom Einsturz gefährdete Häuser mit Klebeband markieren. Die Bewohner werden dazu aufgefordert keines der Häuser mit einer solchen Kennzeichnung zu betreten.

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Bürgermeister: "Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster"

Bilder und Videos in den sozialen Medien zeigten die Wucht des Wirbelsturms und die Schäden, die er hinterließ. Zerstörte Fabrikhallen, brennende Trümmer, Autowracks.

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Der Wetterdienst CHMU bestätigte später, dass es sich um einen Tornado gehandelt habe. Besonders betroffen waren die Gemeinden Hrušky mit knapp 1.500 und Moravská Nová Ves mit rund 2.600 Einwohnern.

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Die tschechische Polizei sprach auf Twitter von einer Katastrophe. Der stellvertretende Bürgermeister des Dorfes Hrušky sagte der Agentur CTK, dass der halbe Ort dem Erdboden gleichgemacht worden sei. "Geblieben sind nur die Mauern, ohne Dach, ohne Fenster", sagte er. Die Menschen hätten sich vor dem Unwetter nicht schützen können.

Die Autobahn D2, die von Brünn (Brno) nach Břeclav führt, ist noch immer nicht befahrbar, weil Hochspannungsleitungen auf die Fahrbahn gestürzt waren. Die Regierung in Prag versetzte Kräfte der Armee für einen möglichen Hilfseinsatz in Bereitschaft.

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Hilfe aus Österreich und der Slowakei

"Alles, was Arme und Beine hat, fährt dorthin", sagte der tschechische Innenminister Jan Hamáček. Mehrere Rettungsstaffeln mit Hunden waren auf dem Weg, um in Gebäuden nach Verschütteten zu suchen. Laut "Kronen"-Zeitung waren Kräfte aus dem nahen Niederösterreich im Einsatz. Der österreichische Kanzler Sebastian Kurz dankte den Einsatzkräften vor Ort auf Twitter und sprach den Opfern des Tornados sein Mitgefühl aus.

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Auch die Slowakei bot Hilfe an. So bestätigte der slowakische Ministerpräsident Eduard Heger gegenüber der örtlichen Tageszeitung "Novinky.cz", dass er mit Tschechien im Austausch stehe und bereits sieben slowakische Krankenwagen vor Ort seien. Auch die Feuerwehr stünde an der Grenze einsatzbereit. Ebenso sei es möglich Verletzte in slowakischen Krankenhäusern aufzunehmen.

Noch immer sind, nach den Angaben Hamáčeks etwa 550 Feuerwehrleute im Einsatz, darunter zwei Teams mit schwerem Gerät, 56 Personen im Rettungsdienst und zwei USAR-Teams mit jeweils 36 Personen. Fast 600 Polizisten seien zudem im Einsatz gewesen, derzeit seien 250 noch von ihnen in der Region. 20 Soldaten mit Ausrüstung sind ebenfalls im Einsatz. Weitere 150 Soldaten wurden gegen Mittag zur technischen Unterstützung in die betroffenen Dörfer geschickt.

Auch Niederösterreich und Polen traf der Sturm

Den ganzen Abend zogen schwere Sommergewitter durch Südmähren, das für seine Weinanbaugebiete bekannt ist. Die Notrufleitungen waren überlastet. Am Schloss Valtice, das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt, entstand Millionenschaden. An dem Barockbau aus dem 17. Jahrhundert barsten zahlreiche Fensterscheiben.

Auch über den Süden Polens fegte am Donnerstag ein Tornado. In der Woiwodschaft Kleinpolen wurden die Dächer dutzender Häuser abgedeckt. Medienberichten zufolge wurde ein Mensch verletzt. In Niederösterreich wurden zahlreiche Dächer im Hagelsturm beschädigt. Hinzu kamen etwa 120 Häuser, die in der Lausitz durch Stürme beschädigt wurden. 20 von ihnen müssten zu Boden gehen, sagte der Bürgermeister der Ortschaft. Der Schaden geht in die Hunderte von Millionen.

Verwendete Quellen
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