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"Bayesian": THW-Experte über die schwierigen Bergungsarbeiten der Jacht


THW-Experte zu Superjacht-Bergung
"Wasserleichen werden immer weicher"


21.08.2024Lesedauer: 3 Min.
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Mehrere Taucher im Einsatz: Sie versuchen die Vermissten aus der Wrack der Superjacht "Bayesian" zu retten.Vergrößern des Bildes
Mehrere Taucher im Einsatz: Sie versuchen, die Vermissten aus dem Wrack der Superjacht "Bayesian" zu retten. (Quelle: Italian Coast Guard/ap)

Nachdem die Superjacht "Bayesian" vor der Küste Siziliens untergegangen ist, laufen weiterhin die Bergungsarbeiten. Kein einfaches Unterfangen, sagt ein Experte des THW.

Noch immer wird nach den sechs Vermissten der vor Sizilien untergegangenen Superjacht "Bayesian" gesucht. Die italienischen Einsatzkräfte gehen davon aus, dass die Gruppe um den britischen Tech-Milliardär Mike Lynch noch im Wrack ist. Das liegt rund 49 Meter tief unter Wasser. "Aufgrund der verstrichenen Zeit und der Umstände des Ereignisses ist es natürlich schwierig, sich vorzustellen, dass sich die Dinge zum Besten wenden. Aber wir geben natürlich nicht auf", sagte Vincenzo Zagarola von der Küstenwache im italienischen Radio.

Vor allem die Tiefe sei eine große Herausforderung, sagt Fabian Kühn vom Technischen Hilfswerk (THW) zu t-online. "Sporttaucher sind nicht in dieser Tiefe unterwegs". Normales Atemgas reiche nicht aus. Stattdessen müssen Gasgemische genutzt werden, wie etwa das aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium bestehende Trimix. Beim THW, bei Feuerwehr und Bundeswehr seien die Taucher mit Sicherungsleinen geschützt. Bei sogenannten Luftleinen werden Taucher darüber mit Atemluft versorgt. Ebenso bestehe eine telefonische Verbindung.

Sicht im Wrack könnte eingeschränkt sein

Auch das Wrack der "Bayesian" stelle die Taucher vor Schwierigkeiten. Es sei eine Abwägung, wo die Taucher hineingehen können. Die Sicht sei in dieser Tiefe relativ gut im Meer. In der Segeljacht selbst könne jedoch die Sicht eingeschränkt sein, so Kühn weiter. Deshalb benötige man Lampen. Eine große Gefahr: beim Eindringen ins Schiff die Orientierung zu verlieren. Das führe auch bei geübten Taucher zu einer menschlichen Reaktion: "Dann bekommen sie Panik".

Im Wrack gelte es, den Schiffskörper abzusuchen. Gefährlich seien scharfe Kanten und herabfallende Trümmer. Hat man mögliche Leichen gefunden, müssen diese an die Oberfläche gebracht werden. Je länger leblose Körper im Wasser liegen, desto schwieriger sei der Umgang mit ihnen. "Wasserleichen werden immer weicher", erklärt Kühn. Ab einem gewissen Punkt müssten die Leichen in Säcke gepackt werden, "damit die Bestandteile nicht auseinanderfallen", so der THW-Experte.

Derzeit bestehen die Taucherteams der Feuerwehr vor der Küste Siziliens aus zwei spezialisierten Höhlentauchern, die zwölf Minuten in der Tiefe bleiben, bevor sie aufsteigen, und die sich ständig mit einem weiteren Team abwechseln.

Video | Überwachungskamera filmt den Moment des Sinkens
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Quelle: t-online

Zum Vergleich: Bei einem kleinen Einsatz des THW sind jeweils ein Einsatz- und ein Reservetaucher beteiligt. Ein Taucheinsatzführer leitet die Aktion, während der Operator dafür zuständig ist, die Telefon- und Funkverbindung zu den Tauchern herzustellen. Ebenso muss er die Werkzeuge bereitstellen. Zuletzt gebe es noch einen Leinenführer, so Kühn. Dieser befinde sich an der Oberfläche und kümmere sich um die Leine der Taucher.

Mit Luftleinen könne länger gearbeitet werden als mit Luftflaschen, so Kühn. Das Eintauchen dauere dabei nicht lang: "Runter geht's relativ schnell", erklärt er. Ein Tauchgang könne dann zwei bis drei Stunden dauern. Länger benötigen die Taucher zum Auftauchen. Da brauchen die Einsatzkräfte bis zu eineinhalb Stunden. "Da kann ich nicht direkt auftauchen." Aufgrund des Drucks und bestehender Gase, die auf dem Weg nach oben entsättigt werden müssen.

Sind die Bergungsarbeiten beendet, stelle sich die Frage, ob das Schiffswrack im Wasser verbleibt oder nicht. Möglich sei die Bergung, dafür brauche es jedoch entsprechendes Equipment und noch einmal deutlich mehr Einsatzkräfte. Teuer sei eine solche Bergung ebenfalls. In der Regel bleiben untergegangene Schiffe vor Ort. Als Beispiel nennt Kühn die versunkene Fähre Estonia. Bei dem Unglück starben 1994 852 Menschen.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit THW-Experte Fabian Kühn
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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