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Brand im Berliner Grunewald: "Das wird die größte Gefahr"


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Feuer im Berliner Grunewald
Experte: Kleinste Erschütterung könnte zur Explosion führen


Aktualisiert am 04.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Waldbrand im Berliner Grunewald: Eine Aufnahme zeigt die Explosion am frühen Morgen. (Quelle: t-online)
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Im Berliner Grunewald ist ein Feuer auf einem Sprengplatz ausgebrochen. Ein Experte warnt vor den verheerenden Folgen.

Der Waldbrand im Südwesten Berlins hält die Einsatzkräfte in Atem. Weil auf einem davon betroffenen Sprengplatz der Polizei immer wieder Detonationen zu hören sind, sind Löscharbeiten kaum möglich. Was den Brand ausgelöst hat, ist zur Stunde noch unklar. Ein Polizeisprecher erklärte t-online, dass sich auch ein Fremdeinwirken derzeit nicht ausschließen lässt. Anwohner berichteten, dass die Erschütterungen kilometerweit zu hören waren.

Lars Winkelsdorf, Waffensachverständiger und Journalist, kennt sich mit Sprengstoff aus. Er vermutete zunächst, dass es sich um ein Versehen bei einer vorbereiteten Sprengung gehandelt haben könnte. Meist werde Munition zusammengeführt und in sogenannten Sprenggruben geplant gesprengt. "Das ist eigentlich verhältnismäßig unproblematisch", sagt er t-online.

Die Polizei erklärte später aber, dass noch unklar sei, ob es zuerst brannte oder zu Explosionen kam. Größere Sprengungen werden auf dem Platz im Grunewald nur an wenigen Tagen im Jahr durchgeführt. Ob dies aktuell der Fall war, ist ebenfalls noch unklar.

Nicht nur Weltkriegsmunition wird vernichtet

Auf dem Sprengplatz der Berliner Polizei im beliebten Ausflugsgebiet Grunewald lagern nach Angaben der Feuerwehr 25 Tonnen Feuerwerkskörper und Kampfmittel. Dort werden sie regelmäßig von Experten unschädlich gemacht. "In Videos ist zu sehen und zu hören, dass es immer mal wieder kleinere Explosionen und auch größere gibt", sagt Winkelsdorf. Die entscheidende Frage sei nun, welche Altlasten sich noch auf dem Gelände befinden.

Wenn etwa Fundmunition gesprengt werde, handele es sich dabei oft um Material aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ein hohes Gefahrenpotenzial gebe es bei Dynamit, das Nitroglycerin beinhaltet. "Das Nitroglycerin kann austreten." Es werde "ausgeschwitzt" aus der Bombe und sei dann enorm empfindlich. Schon die kleinste Erschütterung könnte zur Explosion führen. Sollten dort entsprechende Bomben lagern, ist sich der Experte sicher: "Das wird für die Einsatzkräfte die größte Gefahr."

Bei dem zu sprengenden Material muss es sich aber nicht zwangsläufig um Dynamit oder große Fliegerbomben aus den Weltkriegen handeln. Auch überlagerte Munition aus Behördenbeständen werde so vernichtet, erklärt Winkelsdorf.

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Einiges werde auch in Bunkern gelagert. "Die sind gut, die halten auch im Ernstfall was ab. Nur die Druckwelle, sollte es zu einer Explosion in einem Bunker kommen, birgt ebenfalls enorme Gefahren für die Einsatzkräfte", erklärt Winkelsdorf. Auch Splittermunition könne die Einsatzkräfte treffen.

Bei dem Einsatz kommt es nun auch auf die Aufrüstung an: Besondere Stiefel, die mit einer antistatischen Sohle beschichtet sind, sollen davor schützen, dass Munition durch einen falschen Schritt explodiert. "Das ist absolute Präzisionsarbeit", schätzt Winkelsdorf die Lage ein. Auch für Hubschrauber, die das Gebiet überfliegen, werde es durch erneute Explosionen sehr gefährlich. Der Experte ist allerdings überzeugt: "Eine Gefahr für die Bevölkerung besteht nicht."

Hitze belastet Rettungskräfte

Das gilt zumindest für die Explosionen. Das Feuer breitete sich bis Donnerstagmittag weiter unkontrolliert aus. "Das bereitet uns Sorge", sagte ein Feuerwehrsprecher. Am Morgen war eine Fläche von eineinhalb Hektar betroffen, das ist etwa so groß wie zwei Fußballfelder. Mithilfe von Drohnen und Hubschraubern wollten sich die Einsatzkräfte einen Überblick verschaffen.

"Der Einsatz wird lange dauern", sagte Feuerwehrsprecher Thomas Kirstein. Zudem sei die Gluthitze belastend für die Kräfte von Feuerwehr und Polizei, die häufiger ausgewechselt werden müssen.

Die Einsatzkräfte starteten aber Eindämmungsarbeiten. In einem Radius von 1.000 Metern um das Feuer herum begannen sie damit, die angrenzenden Waldgebiete zu bewässern. Das soll ein Ausbreiten der Flammen erschweren. Ein Löschhubschrauber sei angefordert, auch die Bundeswehr ist im Einsatz.

"Der Wald ist knochentrocken", sagte Jan Thomsen, Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Die Wälder hätten sich durch die vergangenen Dürreperioden nicht erholen können. Zur Frage, wie sinnvoll ein Sprengplatz im Wald überhaupt noch sei, sagte er: "Mit den Sicherheitsfragen werden wir uns beschäftigen, wenn die Brandursache geklärt ist."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Lars Winkelsdorf
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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