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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Teilnehmer berichtet Party trotz Corona: "Wir werden weiter feiern"
Party trotz Corona? Kein Problem, sagt einer, der am Wochenende in der Berliner Hasenheide tanzen war. Dass Tausende trotz der Pandemie feiern gehen, hat für ihn einen einfachen Grund.
Wieder musste die Polizei eine Party mit Tausenden Teilnehmern auflösen – trotz Corona-Pandemie. Diesmal tummelten sich die Feierwütigen in der Berliner Hasenheide. Diesmal? "Hier ist seit Mai jedes Wochenende an der gleichen Stelle etwas los. Deshalb bin ich hingegangen", sagt Florian H., der in der Nacht von Samstag zu Sonntag auf der Party dabei war. Die Polizei spricht von circa 3.000 Personen, die sich in der Nacht von Samstag zu Sonntag versammelt hatten, um zu tanzen und zu feiern.
"Es waren wirklich richtig viele da, alles war voller Menschen", sagt auch H.. Wegen einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus macht er sich trotzdem keine Gedanken: "Mir war das von Anfang an nicht so wichtig, denn es war doch klar, dass sich die Mentalität der Leute schnell wieder ändert." Der 32-Jährige räumt aber ein: "Ich würde jetzt nicht auf die Party gehen und dann morgen zu meinen Eltern".
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Wie wichtig allerdings das Feiern für die Menschen sei, zeige sich daran, wie viele mittlerweile auf die Partys kommen würden. "Die Außenbereiche der Bars sind voll, es gibt sonst keine anderen Möglichkeiten", argumentiert H.. "Man muss natürlich nicht unnötig Leute umarmen und muss das im Kopf behalten, aber anfangs wäre nicht einmal jemand rausgegangen, um einen Cocktail zu trinken, das ist längst wieder ganz normal geworden."
Feiern auf den illegalen Partys immer mehr Menschen?
Die Partys würden immer nach demselben Schema ablaufen. "Erst sitzen da nur viele Grüppchen, die maximal mit kleinen Boxen jede für sich Musik hört. Irgendwann packt jemand aber große Boxen aus und es geht los", so H.. Zunächst seien nur wenige Leute dabei gewesen, mittlerweile würden es immer mehr. "Die Polizei greift da nicht wirklich durch. Am Anfang vom Abend haben die einfach nur geguckt und einzelnen gesagt, sie mögen die Musik etwas leiser machen".
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Das deckt sich mit den Beobachtungen von t-online.de-Reporter Patrick Diekmann, der bei der Räumung dabei war. "Als ich im Süden der Hasenheide angekommen bin, stand da zunächst nur ein Bulli mit Blaulicht. Die Musik war zu diesem Zeitpunkt schon aus." Er beschreibt, dass der Park um 4 Uhr nachts noch voller, meist junger Menschen war, viele seien stark alkoholisiert gewesen. "Es hat nicht nur einen Ort gegeben, an dem getanzt wurde, sondern fünf bis sechs weitere. Mindestens." Die Polizei sei dann mit zahlreichen Wannen in den Park gefahren und eine Hundertschaft mit Hunden sei angerückt. Das habe zwar bedrohlich gewirkt, geräumt hätten sie aber nur die größte Veranstaltung.
Berliner Polizei setzt auf Kooperation
"Da waren weniger als 1.000 Menschen. Einige sind gegangen, aber viele sind auch einfach weiter in den Park gelaufen und haben an anderen Stellen weiter gefeiert – und das haben die Polizisten auch gesehen", sagt Diekmann. Er geht davon aus, dass das strategische Gründe hat. "Wenn die Polizei die Hasenheide dicht macht, feiern die Leute woanders weiter und womöglich an vielen unterschiedlichen Orten. So konzentriert sich alles auf einen großen Park und der ist im Notfall einfacher zu kontrollieren."
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Die Polizei weiß von den regelmäßigen Partys, bestätigte ein Sprecher auf Anfrage von t-online.de. "Und das ist auch nicht der einzige Ort, an dem so etwas stattfindet. Auch weiter draußen, etwa am Schlachtensee, wird gefeiert". Er bezeichnet die Strategie der Polizei Berlin als eine der "ausgestreckten Hand". "Wir wollen Verständnis erzeugen, da ist ein kooperatives Vorgehen gefragt".
Partygänger Florian H. sagt, solange es keine offiziellen Angebote mit moderaten Auflagen gibt, wird weiter in Parks gefeiert. "Dann tanzen wir eben im Friedrichshain oder im Treptower Park, da gab es auch schon Partys." Und: Er glaubt, dass immer mehr Leute feiern gehen werden. "Die Berichterstattung darüber ist ja ein bisschen wie Werbung."
- Eigene Recherche