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Schlüpfer-Demo im Supermarkt gegen Corona-Maskenpflicht: Das sagen die Frauen


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Protest gegen Maskenpflicht
Schlüpfer-Demo im Supermarkt: Das sagen die Frauen


27.04.2020Lesedauer: 4 Min.
Slip als Mund-und-Nase-Bedeckung im Supermarkt: Nach der Aufforderung am Eingang zogen die Frauen in Magdeburg ihre Schlüpfer runter und über den Kopf. Die Szene hat auf Facebook Millionen Aufrufe.Vergrößern des Bildes
Slip als Mund-und-Nase-Bedeckung im Supermarkt: Nach der Aufforderung am Eingang zogen die Frauen in Magdeburg ihre Schlüpfer runter und über den Kopf. Die Szene hat auf Facebook Millionen Aufrufe. (Quelle: Screenshot)
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Maskenpflicht wegen des Coronavirus? Vier Frauen ziehen sich in einem Supermarkt auf Kommando die Schlüpfer runter und über den Kopf. t-online.de haben sie gesagt, was sie mit der Aktion bezwecken.

Ein über das Wochenende millionenfach abgerufenes Video von vier Frauen in einem Supermarkt war als Protest gedacht, gegen manche der Corona-Schutzmaßnahmen. Die Aktion zeigt auch den Unmut in Regionen, in denen es wenige Fälle gibt. Die Masken sind dabei nur ein Symbol.

Das Video der vier Frauen sehen Sie oben – oder hier.

t-online.de hat die Frauen ausfindig gemacht, die sich kurz hinter dem Eingang die Schlüpfer herunter- und dann über den Kopf gezogen haben. Unter der Maßgabe, dass ihre Namen nicht genannt werden, haben sie über ihre Aktion gesprochen. "Wenn man uns wie Kinder behandelt, benehmen wir uns wie Kinder", sagt eine der Frauen, eine Ärztin. t-online.de hat mit ihr und einer Betriebswirtin sprechen können, die ein derzeit geschlossenes Unternehmen führt.

Am Donnerstagabend um kurz vor 22 Uhr hatten die Frauen im Alter zwischen 32 und 42 Jahren den Supermarkt betreten. "Extra so spät, wir sind selbst Mütter und wollten nicht, dass Eltern das ihren Kindern erklären müssen." An der Information erinnerte eine Mitarbeiterin an "Mund- und Nasen-Schutz. Das ist ab heute Pflicht."

Maskenpflicht ab dieser Woche bundesweit

Die Aufnahme ist in einem Kaufland in Magdeburg entstanden. Das Land Sachsen-Anhalt hatte zum Donnerstag die Pflicht für eine Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Nahverkehr und in Geschäften eingeführt. In einigen Bundesländern galt das bereits, in dieser Woche werden sie in allen Bundesländern Pflicht (mehr zu den einzelnen Regelungen).

Nach der Aufforderung spielte sich innerhalb weniger Sekunden die Szene ab, die so viel Überraschung, viel Belustigung und manche Empörung ausgelöst hat. Die Idee zum Überstülpen der Slips war in der gemeinsamen WhatsApp-Gruppe entstanden: Die Betriebswirtin hatte nach der Ankündigung der Maskenpflicht sarkastisch ein Bild von sich mit Tanga über dem Kopf gepostet. Die anderen hatten nachgezogen. Die Idee entstand, tatsächlich so einkaufen zu gehen.

"Wir wollten einerseits zeigen, dass ein Schal, etwas Selbstgebasteltes oder etwas 'Ähnliches', wie es in der Verordnung für Sachsen-Anhalt auch heißt, eben kein adäquater Mundschutz ist", so die Ärztin zu t-online.de. Tatsächlich bieten Community-Masken, wie die Behörden sie getauft haben, ihrem Träger keinen Schutz. Nach Ansicht des RKI und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte können sie aber das Risiko für andere etwas senken, wenn Infizierte sie tragen. Als Beleg dienen Erfahrungen aus besonders stark betroffenen Regionen.

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Wenige Fälle in Magdeburg

Die Ärztin aus dem Quartett sagt: "Wir finden das jetzt in unserer Region eher absurd und unverhältnismäßig." Sie sei als Medizinerin große Verfechterin sinnvoller Hygiene- und Schutzmaßnahmen, eine Maskenpflicht sei für sie derzeit keine solche Maßnahme. Aus Magdeburg sind vom RKI seit dem 31. März bis zum Sonntag nicht einmal mehr 25 neue positive Fälle bei 240.000 Einwohnern gemeldet worden. Einen Todesfall gab es bei 103 erfassten positiven Fällen, der überwiegende Teil ist längst genesen. "Wir stellen die Krankheit nicht in Abrede."

Sie seien nicht prinzipiell gegen das Tragen effizienter Schutzmasken und respektvollen Abstand. In den Phasen von Infektionskrankheiten seien solche Maßnahmen "temporär angemessen". Am Sinn von Kontakt- und Reiseverboten zweifeln sie und beklagen die Einschränkung der Versammlungsfreiheit. Die verheerenden Folgen von Schul- und Geschäftsschließungen seien auch noch nicht annähernd absehbar.

Die Ungeduld ist spürbar. In Magdeburg war am Freitag auch die Beteiligung von Gastronomen an der bundesweiten Aktion "Leere Stühle" groß, dort wurde die Gastronomie am Freitag auch symbolisch zu Grabe getragen. "Man muss sehen, dass in den neuen Bundesländern deutlich häufiger Existenzen fremdfinanziert sind", sagt die Betriebswirtin.

Die psychische Belastung erlebe auch jemand anders, der mit der Unfreiheit in der DDR Erfahrungen gemacht habe, meint sie. "Bei vielen Menschen zählt jeder Tag." Sie wünschten sich offene Diskussionen und Gegenüberstellungen verschiedener Meinungen in der Medienlandschaft, die nach ihrer Ansicht "politisch missbraucht" sei.

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Ministerpräsidenten drängen auf Lockerungen

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff dürfte solche Botschaften auch zunehmend empfangen. Bei einem Treffen mit seinem sächsischen Kollegen Michael Kretschmer am Sonntag verabredeten sie weitere Lockerungen in ihren beiden Ländern sowie einen Katalog an Forderungen für die nächste Runde der Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 6. Mai. Dann soll es auch um die Gastronomie gehen, wo Sachsen-Anhalt möglichst schon vor Himmelfahrt die ersten Angebote wieder zulassen will.

Ein Magdeburger Wirt war es, der das Video der Frauen am Freitagmorgen postete. "Wir hatten es eigentlich nur an Freunde geschickt", so die Betriebsleiterin. Von da war es offenbar beim Gastronomen gelandet. "Wir hatten gar keine Chance mehr, darüber nachzudenken, ob wir es öffentlich machen oder nicht." Das Video auf der privaten Seite des Wirts ist fast 100.000-mal geteilt worden und hat rund 2,7 Millionen Abrufe, auf der Seite seines Restaurants wurde es mehr als 11.000-mal geteilt (rund 500.000 Abrufe). Eine kurz darauf von einer Frau gepostete Version bringt es auf rund 150.000 Shares (über 3,3 Millionen Abrufe).

Den Frauen war klar, dass es sich nicht mehr einfangen lässt. Wenn die Aktion aber Menschen vor Augen führe, wie "unverhältnismäßig und teilweise absurd" manche Maßnahmen seien, "dann ist die Verbreitung ja zu etwas gut".

Verwendete Quellen
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