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Coronavirus-Krise: Gestrandete deutsche Touristen berichten aus Marokko


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Gestrandete Deutsche in Marokko
"Hotels gehen davon aus, dass sie bald geschlossen werden"


Aktualisiert am 17.03.2020Lesedauer: 4 Min.
Max Anders und Jana Grunert aus Hamburg: Wie viele andere sind sie derzeit in Marokko gestrandet. "Für uns fühlte man sich nicht zuständig."Vergrößern des Bildes
Max Anders und Jana Grunert aus Hamburg: Wie viele andere sind sie derzeit in Marokko gestrandet. "Für uns fühlte man sich nicht zuständig." (Quelle: privat/t-online)

Zehntausende deutsche Touristen hängen aufgrund der Corona-Krise im Ausland fest. Das Auswärtige Amt bemüht sich nun offenbar, sie nach Deutschland zu bringen. Betroffene berichten aus Marokko.

Laut Schätzungen sitzen derzeit zwischen 4.000 und 5.000 Deutsche in Marokko fest. Dort hat die Regierung kurzfristig den Flugbetrieb gestoppt, um die weitere Verbreitung des Coronavirus einzudämmen – und hat damit viele Touristen überrascht. Viele sind trotz einer angekündigten Rückholaktion des Auswärtigen Amts noch immer verunsichert.

Vor allem Individualtouristen scheinen die größten Probleme bei der Ausreise zu haben. t-online.de hat mit mehreren von ihnen gesprochen. Sie berichten über stornierte Flüge, geschlossene Läden und unangenehme Situationen. Alle kritisieren die Informationspolitik der Airlines und des Auswärtigen Amts. Seit Tagen seien sie im Dunkeln gelassen worden. Noch immer wissen viele nicht genau, wie es weitergeht.

Max Anders und Jana Grunert

"Wir hatten nun schon drei Flüge gebucht, der erste wurde vier Stunden vor Abflug gecancelt. Wir sollten keinen Kontakt aufnehmen: Innerhalb von drei bis sechs Wochen würden wir wieder von ihnen hören. Der zweite Flug schien planmäßig zu verlaufen – plötzlich sollte er aber nicht mehr nach Hamburg, sondern nach Nürnberg gehen. Da waren wir schon am Flughafen! Mitfliegen konnten wir trotzdem nicht.

Die gebuchten Plätze wurden uns weggenommen und an Pauschalreisende vergeben. Wir wurden einfach hart ignoriert. Keine Informationspolitik. Dann schloss der Check-in. Fertig. Für uns fühlte man sich nicht zuständig. Bei unserer Airline ist kaum jemand zu sprechen. Beim deutschen Honorarkonsulat in Agadir haben wir auch keine Hilfe bekommen. Niemand zu erreichen. Am Eingang hing nur ein Zettel mit Ratschlägen und Kontakten.

Andere Urlauber hörten von dort, dass mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet werde. Dann wurde uns eben aber auch noch der dritte Flug storniert. Da haben Pauschalreisende schon wieder den Vorrang bekommen. Das Auswärtige Amt will wohl nun auch Flüge für Individualreisende organisieren, haben wir bei Facebook erfahren. Davon haben wir aber noch gar nichts persönlich gehört, obwohl wir uns wie empfohlen in die Listen eingetragen haben.

Hier in der Bucht von Agadir haben mittlerweile alle Restaurants zu. Nur kleine Stände, die Chips verkaufen, haben noch geöffnet. Supermärkte gibt es hier gar nicht. Früchte, Obst und Brot sind nicht zu bekommen. Die Hotels gehen davon aus, dass sie bald zwangsgeschlossen werden. Wir kommen dann wahrscheinlich bei Angestellten unter."

Alexander Berger und Emma Riedel

"Wir waren gerade auf einer Tour durch die Sahara, als wir gehört haben, dass der Flugverkehr ausgesetzt wird. Da waren wir schockiert. Wir hatten den Urlaub noch im letzten Jahr gebucht und nicht damit gerechnet, dass die Rückreise Probleme machen könnte. Eigentlich wollten wir morgen wieder nach Düsseldorf fliegen. Jetzt sitzen wir in Marrakesch fest.

Unser Rückflug wurde storniert, der Ausweichflug am 21. März fällt auch aus. Natürlich haben wir nach neuen Flügen geschaut: über Wien, über was auch immer. Selbst über Ceuta oder Melia mit Fähre oder Hubschrauber hatten wir in Betracht gezogen. Doch in Spanien ist die Situation wegen des Notstands auch nicht besonders gut. Jetzt warten wir hier im Hotel auf irgendeine Antwort des Auswärtigen Amts, da wir heute Morgen gehört haben, dass doch Rückholflüge organisiert werden sollen.

Hier in unserem etwas kleineren Hotel sind weiter alle sehr freundlich zu uns. Es gab Gerüchte, dass es geschlossen wird. Das betrifft aber wohl nur die größeren Hotels aus finanziellen Gründen. Hier werden offenbar nur die Schichten des Personals etwas angepasst. Wir werden weiter versorgt und können immer telefonieren, wenn wir müssen.

Auf der Straße ist die Situation mittlerweile etwas anders. Touristen werden durchaus komisch angeguckt, wir kriegen Corona-Sprüche zu hören. Auch in den Restaurants ist man nicht mehr sehr willkommen und wird nicht mehr so freundlich bedient wie letzte Woche noch. Das ist nicht mehr allzu angenehm."

Michael Leibfried

"Ich bin seit letztem Mittwoch als Individualtourist in Marrakesch und war dann drei Tage in der Sahara. Ich war total überrascht, als ich gehört habe, dass der Flugverkehr eingestellt ist. Eigentlich wollte ich bis zum 21. März bleiben. Im Hinterkopf hatte ich immer, dass die Einreise vielleicht schwierig werden könnte. Aber warum sollte man an der Ausreise gehindert werden?

Ich habe dann eine Telegram-Gruppe für Urlauber ausfindig gemacht, in der man sich über die Situation und Ausreisemöglichkeiten austauschen kann. Mittlerweile sind dort über 200 Touristen drin. Damit hatte ich nicht gerechnet. Am Flughafen war ich selbst noch nicht. Laut Berichten war die Situation dort aber etwas unübersichtlich und chaotisch.

Es gab zunächst sehr wenig Informationen. Auch von der Deutschen Botschaft in Rabat kam so gut wie nichts. Das war sehr unangenehm. Es wurde uns nicht gesagt, was wir machen oder an wen wir uns wenden sollen. Tui flog Pauschaltouristen aus, Österreicher wurden heimgeflogen. Wir wurden aber im Dunkeln gelassen.

Mittlerweile bekommen wir etwas mehr Informationen von der Botschaft per Twitter und Facebook. Auch Außenminister Maas hat sich ja offenbar auch endlich geäußert. Das entspannt die Situation etwas. Alle sind sehr froh über die angekündigte Rückholaktion. Wir hoffen darauf, dass es bald wieder nach Hause geht.

Denn in der Stadt selbst haben nun fast alle Läden geschlossen. Nur einige setzen sich darüber hinweg. Mitarbeiter der Stadt laufen mit Sprühgeräten durch die Straßen und desinfizieren alles. Währenddessen bin ich bei einem sehr netten Couchsurfer untergebracht. Darüber bin ich sehr froh, denn offenbar mussten einige schon das Hotel wechseln."

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
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